Internationale Klosterfrau-Forschungspreise: Arbeiten zur Mukoviszidosetherapie und Gabe von ICS bei Frühgeborenen ausgezeichnet

(v. l. n. r.) Prof. Gesine Hansen (Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Vorsitzende der Jury), Preisträger Dr. Simon Y. Gräber (Charité Universitätsmedizin Berlin) und Dr. Stefan Oberbörsch (Head of Business & New Product Development bei der Klosterfrau Healthcare Group). Foto: © MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH/Andreas Skrypzak

Dr. Simon Gräber von der Charité Universitätsmedizin Berlin hat kürzlich den diesjährigen „International Klosterfrau Group Award for Research of Airway Diseases in Childhood 2024“ erhalten.

Der Facharzt von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin am Campus Virchow-Klinikum (CVK) wurde ausgezeichnet für die Erforschung des Effekts der Tripel-CFTR-Therapie auf die Lungenfunktion und -morphologie unter Real-World-Bedingungen bei Mukoviszidosepatienten im Alter ab zwölf Jahren, die mindestens eine F508del-Mutation aufweisen.

Der außerdem verliehene „International Klosterfrau Group Grant for Research of Airway Diseases in Childhood 2024“ ging an Denby Evans vom Telethon Kids Institute im australischen Perth. Die PhD-Studentin erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit zum Effekt inhalativer Glukokortikoide auf die Lungenfunktion von Kindern, die vor der 32. Gestationswoche geboren wurden. Beide Forschungsarbeiten besitzen laut Jury das Potenzial, die therapeutische Entscheidungsfindung in der Zukunft zum Wohle der betroffenen Kinder entscheidend mitzugestalten.

Mukoviszidose: Therapieeffekte sensitiv erfassen

Bei der Mukoviszidose (cystische Fibrose [CF]) handelt es sich um die häufigste lebenszeitverkürzende autosomal rezessiv vererbte Multiorganerkrankung in Deutschland. Die Inzidenz bei Neugeborenen hierzulande beträgt zwischen 1:4754 und 1:5187. Bei 85 Prozent der Mukoviszidosepatienten weltweit liegt der Erkrankung die Mutation F508del in mindestens einem Allel des CFTR-Gens (Cystic Fibrosis Transmembrane Regulator) zugrunde, was zu CFTR-Proteindefekten führt. Zur medikamentösen Behandlung stehen unter anderem CFTR-Modulatoren zur Verfügung, die direkt an der Ursache der Mukoviszidose ansetzen und sowohl die Anzahl funktioneller CFTR-Proteine erhöhen als auch ihre Funktion verbessern können. Zur Therapie von Mukoviszidose mit mindestens einer F508del-Mutation im CFTR-Gen ist in Deutschland eine Tripel-Therapie mit den CFTR-Modulatoren Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor (ELX/TEZ/IVA) zugelassen. In zwei klinischen Studien mit Mukoviszidose-Patienten mit mindestens einer F508del-Mutation führte die Dreifachkombination ELX/TEZ/IVA zu klinisch signifikanten Verbesserungen der Lungenfunktion. Gemessen wurde die Wirksamkeit jeweils an der absoluten Veränderung der prozentualen vorhergesagten Einsekundenkapazität (ppFEV1). Zum Monitoring von Therapieansprechen und Progression zeigt diese Methode allerdings nur eine begrenzte Sensitivität. Multiple Breath Washout (MBW) mit daraus abgeleitetem Lungen-Clearance-Index (LCI) ermöglicht ergänzend dazu die Kontrolle des Therapieansprechens mit höherer Spezifität als ppFEV1. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht darüber hinaus eine Darstellung der Veränderungen der Lungenmorphologie und perfusion, die zusätzliche Informationen über die Art und räumliche Verteilung der Anomalien in der Lunge im Krankheitsverlauf liefert.

Real-World-Daten zeigen Effekte der Tripel-Therapie in der Praxis

Die nun preisgekrönte Arbeit von Gräber et al. war die erste Studie, die den Effekt der ELX/TEZ/IVA-Dreifachkombination zum einen auf die gestörte Lungenventilation durch Messung des LCI sowie zum anderen auf die Lungenmorphologie und -perfusion durch MRT-Bildgebung bei jugendlichen und erwachsenen Mukoviszidosepatienten mit mindestens einer F508del-Mutation im CFTR-Gen untersuchte. Die prospektive, multizentrische Observationsstudie zeigte, dass die Tripel-Therapie sowohl die Lungenventilation als auch die morphologischen Veränderungen – einschließlich Schleimverstopfung und Verdickung der Atemwegswände – effektiv verbesserte. Die Ergebnisse der Studie stützen die Verwendung dieser ergänzenden Validierungsmethoden, um in zukünftigen Studien zur Wirksamkeit von CFTR-gerichteten Therapeutika bei Mukoviszidose zusätzliche quantitative Informationen über die Lungenfunktion und morphologie zu erhalten.

Lungenfunktion sehr früh Geborener verbessern – doch wie?

Weltweit werden jedes Jahr rund zwei Millionen Kinder vor der 32. Gestationswoche entbunden. Im Vergleich zu Termingeborenen treten bei diesen sehr früh Geborenen häufig Lungenerkrankungen auf. Zusätzlich ist bei einem Großteil der Kinder die Lungenfunktion beeinträchtigt, außerdem deuten Untersuchungen darauf hin, dass sich diese im Laufe der Kindheit bis hin zum Erwachsenenalter weiter verschlechtert. Außerhalb der neonatalen Intensivstationen gibt es bisher keine evidenzbasierten Interventionen oder Behandlungsempfehlungen für diese Kinder. Die Forschung beschäftigt sich in diesem Zusammenhang seit Jahren mit inhalativen Corticosteroiden (ICS). Robuste, evidenzbasierte Empfehlungen konnten auf Grundlage der bisher vorliegenden Daten allerdings nicht ausgesprochen werden.

Inhalative Corticosteroide: klinisch signifikante Effekte bei Subgruppe

In der von der Klosterfrau Healthcare Group mit dem Grant prämierten Arbeit untersuchten Urs und Denby et al. in einem randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studiendesign über einen Zeitraum von zwölf Wochen die Effekte von ICS auf die Lungenfunktion von insgesamt 170 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, die vor der 32. Gestationswoche geboren wurden und an einer frühgeborenen-assoziierten Lungenerkrankung litten. Das Ergebnis: Insbesondere Kinder, die auf Bronchodilatatoren ansprachen, profitierten von ICS und zeigten klinisch signifikante Verbesserungen der FEV1. In Kombination mit den Daten einer kleineren früheren Studie mit 48 Frühgeborenen steigert die vorliegende Studie die Evidenz zum therapeutischen Nutzen dieser Substanzklasse bei einem Teil der Frühgeborenen. Gleichzeitig machen die Ergebnisse deutlich, wie wichtig die Identifikation positiver Prädiktoren für das Ansprechen auf eine ICS-Therapie ist.

Die internationalen Forschungspreise der Klosterfrau Healthcare Group würdigenArbeiten, die wichtige Beiträge zur Erforschung, Diagnostik oder Therapie von kindlichen Atemwegserkrankungen leisten.