Internisten: Herzgesundheit beginnt im Kindesalter

Lernen bereits Kinder einen gesunden Lebensstil, behalten sie diesen oft ihr ganzes Leben lang bei und senken so ihr Herz-Kreislauf-Risiko. (Foto: © Kzenon – stock.adobe.com)

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) fordert mehr gesellschaftliche und politische Anstrengungen, um die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden. Ihrer Ansicht nach muss die Prävention bereits im Kindesalter beginnen.

Mit mehr als 350.000 Todesfällen jährlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut Statistischem Bundesamt seit vielen Jahren die Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Das Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) biete gute Ansätze, um diese Zahl zu senken, stellt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) fest. Zugleich müssten aber mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden, betonen Vertreter der Fachgesellschaft. Da auch sozioökonomische Faktoren die Herzgesundheit beeinflussen, müssten Angebote zum Erlernen eines gesunden Lebensstils und zur Prävention vor allem für Kinder und Familien aus weniger privilegierten Verhältnissen zur Verfügung stehen, fordert die DGIM.

Von der Ausweitung der Leistungen zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch auf Apotheken bis zur frühzeitigen Verschreibung von Statinen für Menschen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko: „Das Ziel des GHG – die Senkung der kardiovaskulären Sterblichkeit in Deutschland – und viele Maßnahmen des Gesetzes sind trotz breiter Kritik richtig und wichtig“, stellt DGIM-Generalsekretär Prof. Georg Ertl aus Würzburg fest.

Mit zusätzlichen Screenings bei Jugendlichen will das Bundesgesundheitsministerium die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärken. „Es ist gut, dass Früherkennung möglichst früh ansetzen soll“, lobt Ertl. Zu kurz kommt dem Internisten und Kardiologen dabei aber, dass Herzgesundheit auch eine sozioökonomische Komponente habe. „Personen mit geringem Einkommen und niedrigerem Bildungsstand haben ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Der Gesetzgeber sollte daher diese Gruppe in der Früherkennung und Prävention gezielt ansprechen“, appelliert Ertl.

Dazu sei es wichtig, Krankenkassen und Ärzteschaft, aber auch Schulen und Betriebe mit ins Boot zu holen. „Von gesundem Essen in der Schul- und Betriebskantine bis zu Bewegungs- und anderen Gesundheitsangeboten sind viele Maßnahmen denkbar, die die Herzgesundheit im Alltag fördern“, erklärt der Experte.

Herz-Kreislauf-Risiken von Kindesbeinen an entgegenwirken

Die kindliche Prägung sei entscheidend für den Lebensstil in späteren Jahren. „Gesundheitsverhalten muss im Kindergartenalter erlernt werden. Wer in der Familie und im Umfeld in dieser Zeit einen aktiven, sportlichen Lebensstil und eine gesunde, ausgewogene Ernährung erlebt, nimmt das mit bis ins höhere Alter“, sagt Ertl.

Auch der DGIM-Präsident Prof. Jan Galle sieht in der Stärkung der Herz-Kreislauf-Gesundheit ein Ziel, das mehr Anstrengung bedarf. „Eine sinnvolle Ergänzung zu den Vorschlägen des GHG wären Maßnahmen zur Verhältnisprävention und gegen Werbung für ungesunde Lebensmittel, die Kinder gezielt anspricht“, so der Internist. Zugleich sieht der Direktor der Klinik für Nephrologie am Klinikum Lüdenscheid auch die Ärzteschaft und speziell die Fachgesellschaften in der Verantwortung. „Auch wir müssen mehr Anstrengungen unternehmen, um zu erklären, was einen gesunden Lebensstil ausmacht und mit gutem Beispiel vorangehen“, fordert Galle.