Internistische Fachgesellschaften fordern allgemeine Impfpflicht13. Dezember 2021 Bild: ©magele-picture – stock.adobe.com Um die Krankheitslast und Sterblichkeit von COVID-19 zu senken und eine angemessene Versorgung für sämtliche Patienten – auch nicht-COVID-Patienten – aufrecht erhalten zu können, fordern angesichts der Verbreitung der Omikron-Variante nun zehn internistische Fachgesellschaften eine allgemeine Impfpflicht. Deutschland liegt aktuell weltweit in der Spitzengruppe, was monatliche Infektionsraten betrifft. In vielen Regionen Deutschlands stehen Intensivbetten nur noch eingeschränkt zur Verfügung, dadurch ist die Versorgung selbst von Notfällen deutlich erschwert, elektive Behandlungen – sogar Krebstherapien – müssen zum Teil um Wochen verzögert werden. Darauf verweisen in einer aktuellen Stellungnahme die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM), die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN) und die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI) sowie sieben weitere internistische Fachgesellschaften. Es sei derzeit davon auszugehen, dass sich durch die schnelle Verbreitung der Omikron-Variante noch mehr Menschen infizieren – ein durch die neue Variante erneut stark aufflammendes Infektionsgeschehen träfe dann auf ein bereits jetzt überlastetes Gesundheitssystem. Die derzeit sehr hohen Infektionszahlen würden das Gesundheitssystem im ambulanten wie im stationären Sektor in Teilen Deutschlands an seine Grenzen bringen. „Alle verfügbaren Daten deuten momentan darauf hin, dass die Omikron-Variante sich rasch ausbreiten und zu einem weiteren Anstieg der SARS-CoV-2-Infektionen führen wird. Diese weitere Welle droht das System endgültig zu überlasten“, sagt Prof. Bernd Salzberger, Vorsitzender der DGI. Die zehn internistischen Fachgesellschaften fordern deshalb die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht in Deutschland. „Anders als im Winter 2020/21 sind inzwischen Impfungen verfügbar, die die Krankheitslast und Krankenhausaufnahmen auch bei hohen Inzidenzen schnell und nachhaltig reduzieren können. Neben Kontaktbeschränkungen, die helfen, die Inzidenzen kurzfristig zu senken, ist die konsequente Impfung zumindest der erwachsenen Bevölkerung der einzige anhaltend wirksame Weg, das Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Impflicht nur für im Gesundheitssystem Tätige reicht da nicht aus “, sagt Prof. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM, welche die Stellungnahme gemeinsam mit DGI, DGIIN koordiniert hat. Die Krankenhäuser und insbesondere Intensivstationen sind in vielen Regionen Deutschlands überlastet. In einigen Regionen stehen Intensivbetten nur noch eingeschränkt zur Verfügung, dadurch ist die Versorgung selbst von Notfällen deutlich erschwert, elektive Behandlungen werden zum Teil um viele Wochen verzögert. „Wir sehen ganz klar, dass sowohl die Inzidenzen, als auch die Belastungen der Intensivmedizin eng und eindeutig mit den regionalen Impfquoten korrelieren“, erläutert Prof. Christian Karagiannidis, Präsident der DGIIN. Auch bei nichtintensivpflichtigen COVID-19-Verläufen wirke sich die Erkrankung häufig noch lange nach der eigentlichen Infektion auf die Gesundheit der Betroffenen aus, beispielsweise durch Atembeschwerden oder psychische Folgen. „Zudem sind die sekundären Folgen durch die schlechtere Versorgung anderer Patientinnen und Patienten teils schwerwiegend“, so Karagiannidis. „Trotz vieler Appelle und Anreize haben wir – gerade auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – in Deutschland noch immer erhebliche Impflücken in der Bevölkerung“, sagt Salzberger. „Diese Situation bringt das gesamte System an den Rand des Kollapses – so können wir nicht weitermachen. Es muss jetzt konsequent gehandelt werden, um schnellstmöglich eine nachhaltige Kontrolle der Pandemie zu erreichen“, so Salzberger. Deshalb unterstützen die internistischen Fachgesellschaften die schnellstmögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 für Erwachsene. Angesichts der hohen Zahl der durch die bisherige Impfkampagne nicht erreichten Menschen sehen die Experten der Fachgesellschaften diesen Weg als alternativlos an. „Die Einführung einer solchen Impfpflicht ist in der aktuellen Lage ethisch geboten und stellt keine unzumutbare Belastung für die Bevölkerung dar“, sind sich die Experten einig. Beteiligte Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. Deutsche Gesellschaft für Angiologie e.V. Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin e.V. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. Deutsche Gesellschafft für Rheumatologie e.V. Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
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