Intervallfasten nur mit Kaloriendefizit sinnvoll?6. November 2025 Beim Intervallfasten wird nur in einem bestimmten Zeitfenster gegessen. Symbolbild: SASITHORN/stock.adobe.com Intervallfasten ohne Kaloriendefizit kann zwar die innere Uhr verschieben, führt aber nicht zu messbaren Verbesserungen der Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Parameter, wie die ChronoFast-Studie nahelegt. Time-Restricted Eating (TRE) ist eine Form des Intervallfastens, die durch ein tägliches Essensfenster von maximal zehn Stunden und eine Fastenperiode von mindestens 14 Stunden gekennzeichnet ist. TRE wird als einfache Ernährungsmethode zur Kontrolle des Körpergewichts und zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit immer beliebter. Ein Team um Prof. Olga Ramich von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) konnte im Rahmen der ChronoFast-Studie nun zeigen, dass TRE ohne eine Kalorienreduktion die Stoffwechselgesundheit nicht beeinflusst – wohl aber den zirkadianen Rhythmus. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ veröffentlicht. Uneinheitliche Ausgangslage Bei Nagetieren schützt TRE vor ernährungsbedingter Fettleibigkeit und damit verbundenen Stoffwechselstörungen. In ähnlicher Weise haben TRE-Studien am Menschen zahlreiche positive kardiometabolische Effekte aufgezeigt, wie zum Beispiel verbesserte Insulinsensitivität, Glukose-, Triglycerid- und Cholesterinkonzentrationen sowie eine moderate Reduktion des Körpergewichts und des Körperfetts. Demzufolge gilt TRE als vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Insulinresistenz und Diabetes. Die Ergebnisse bisheriger TRE-Studien sind jedoch teilweise widersprüchlich und konnten bislang nicht klären, ob die Stoffwechselverbesserungen durch die Beschränkung der täglichen Essenszeit selbst, durch die damit einhergehende Kalorienrestriktion oder durch die Kombination beider Faktoren hervorgerufen werden. Tatsächlich wurden in den meisten Studien die Energiezufuhr oder andere potenzielle Störfaktoren nicht sorgfältig überwacht. Crossover-Design: Frühes vs. spätes Essenszeitfenster Ramich, Leiterin der Abteilung Molekularer Stoffwechsel und Präzisionsernährung am DIfE, untersuchte deshalb mit ihrem Team in der ChronoFast-Studie, ob ein achtstündiges Essenszeitfenster die Insulinsensitivität und andere kardiometabolische Parameter in einer engmaschig kontrollierten isokalorischen Umgebung verbessern kann. Dafür untersuchten die Forschenden in einem randomisierten Crossover-Design insgesamt 31 Frauen mit Übergewicht oder Adipositas. Über jeweils zwei Wochen nahmen die Teilnehmerinnen ihre gewohnten Mahlzeiten entweder früh, zwischen 8 und 16 Uhr (eTRE), oder spät, zwischen 13 und 21 Uhr (lTRE), ein. Die Kalorien- und Nährstoffzusammensetzung blieben dabei nahezu gleich (isokalorisch). Keine Verbesserungen der Insulinsensitivität oder anderer Stoffwechselwerte Im Rahmen von vier Visiten wurden Blutproben gesammelt und ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt, um den Einfluss von TRE auf den Glukose- und Fettstoffwechsel sowie andere Stoffwechselmarker zu untersuchen. Innerhalb der Ernährungsphasen wurde mithilfe der kontinuierlichen Glukosemessung der 24-stündige Glukosespiegel bei zeitgleicher Ernährungsdokumentation beobachtet. Die körperliche Aktivität wurde mittels einem Bewegungssensor kontrolliert. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die positive Effekte von TRE nahelegten, zeigt die ChronoFast-Studie jedoch keine klinisch relevanten Veränderungen der Insulinsensitivität, des Blutzuckerspiegels, der Blutfette oder Entzündungsmarker, zumindest nach dieser kurzen zweiwöchigen Intervention. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gesundheitlichen Vorteile früherer Studien vor allem durch eine unbeabsichtigte Kalorienreduktion entstanden sind, aber nicht durch die verkürzte Essenszeit selbst“, erklärt Ramich. Essenszeit bestimmt biologischen Rhythmus In Kooperation mit Prof. Achim Kramer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin untersuchten die Forschenden zusätzlich die innere Uhr der Teilnehmerinnen in isolierten Blutzellen. Obwohl sie bei ihnen keine bedeutsamen metabolischen Verbesserungen feststellten, zeigte die Untersuchung zur inneren Uhr, dass zeitbeschränktes Essen die zirkadiane Phase in Blutzellen und die Schlafzeiten beeinflusste. So war die innere Uhr nach der ITRE-Intervention verglichen zur eTRE-Intervention durchschnittlich 40 Minuten nach hinten verschoben und die Teilnehmerinnen, die der ITRE-Intervention folgten, gingen später zu Bett und wachten später auf. „Das Timing der Nahrungsaufnahme wirkt als Zeitgeber für unsere biologischen Rhythmen – ähnlich wie Licht das auch tut“, sagt Erstautorin Beeke Peters. Kaloriendefizit und Chronotyp möglicherweise entscheidend Die Ergebnisse sind wenig überraschend, unterstreichen aber dennoch, dass die Kalorienreduktion eine zentrale Rolle für die gesundheitlichen Vorteile von intermittierendem Fasten spielt. „Wer abnehmen oder seinen Stoffwechsel verbessern möchte, sollte nicht nur auf die Uhr, sondern auch auf die Energiebilanz achten“, fasst Ramich zusammen. Zukünftige Studien sollen klären, ob ein bestimmtes Timing des zeitbeschränkten Essens in Kombination mit einer reduzierten Kalorienzufuhr zusätzliche Vorteile bringt und wie individuelle Faktoren, wie beispielsweise der Chronotyp oder die Genetik, diese Effekte beeinflussen. Außerdem ist unklar, inwiefern sich aus der aktuellen Studie auch Rückschlüsse auf die langfristigen Auswirkungen des Intervallfastens ziehen lassen und ob sich die Erkenntnisse auch auf männliche Personen übertragen lassen.
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