Intranasaler Antikörper schützt Mäuse vor Beifußpollenallergie

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Forschende aus Kasachstan haben einen monoklonalen Antikörper entwickelt, der intranasal angewendet bei Mäusen allergische Reaktionen gegen gängige Beifußpollen blockiert.

Die Prävalenz von Heuschnupfen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an – eine Entwicklung, die sich nicht allein durch genetische oder gesundheitliche Veränderungen erklären lässt. Faktoren wie verbesserte Hygiene, der breite Einsatz von Antibiotika und Antiseptika, Lebensstiländerungen, Ernährung, Umweltverschmutzung und die Klimakrise werden als wesentliche Treiber betrachtet.

Nun gibt es neue Hoffnung für Betroffene. Forschende haben als Machbarkeitsnachweis einen aus Mäusen gewonnenen Antikörper entwickelt, der bei Applikation auf die Nasenschleimhaut verhindert, dass Mäuse nach Kontakt mit Beifußpollen Symptome von Heuschnupfen und Asthma entwickeln. Beifuß ist in Zentralasien und Teilen Europas der häufigste Auslöser von Pollenallergien; 10–15 Prozent der Heuschnupfenpatienten in diesen Regionen reagieren darauf.

Prof. Kaissar Tabynov, von der Kazakh National Agrarian Research University (KazNARU) in Almaty, Kasachstan, betont, dass erstmals ein monoklonaler Antikörper, der gezielt ein spezifisches Pollenallergen blockiert, direkt in die Nase appliziert wurde und einen Schutz vor Allergiesymptomen in oberen und unteren Atemwegen gezeigt hat. Perspektivisch könnten ähnliche Antikörper auch gegen andere relevante Pollenallergene wie Ambrosia oder Gräser entwickelt werden. Damit eröffnet sich eine neue Generation präziser Allergietherapien, die schnell wirken, ohne Injektionen auskommen und individuell auf Allergenprofile zugeschnitten sind.

Intravenöse Applikation umgehen

Die klassische Therapie ist die allergenspezifische Immuntherapie, bei der Patienten schrittweise steigenden Allergenmengen ausgesetzt werden, um eine Desensibilisierung zu erreichen. Diese Methode ist jedoch nicht für alle Patienten wirksam. In den letzten Jahrzehnten hat sich daher die allergenspezifische monoklonale Antikörpertherapie als Alternative etabliert. Hierbei werden IgG-Antikörper entwickelt, die entweder das Allergen direkt erkennen und blockieren oder an IgE-Antikörper binden und so eine allergische Reaktion verhindern. Ein Nachteil bisher: Diese Antikörper mussten meist intravenös verabreicht werden.

Die neue Methode wirkt unmittelbar und lokal an der Nasenschleimhaut, indem das Allergen beim Kontakt neutralisiert wird. Dieser „molekulare Schutzschild“ verhindert nicht nur die Aktivierung von IgE-Antikörpern, sondern könnte auch Entzündungen durch weitere Mechanismen, wie die Beruhigung von Immunzellen und Förderung regulatorischer Signalwege, reduzieren.

Für die Entwicklung wurden Mäuse mit Beifußpollen immunisiert, um eine Antikörperproduktion anzuregen. Nach tierschutzgerechter Euthanasie wurden die Milzen entnommen und die weißen Blutkörperchen isoliert. Die weißen Blutkörperchen wurden mit Myelomzellen fusioniert, wodurch fünf „Hybridom“-Zelllinien entstanden, die jeweils einen spezifischen monoklonalen Antikörper gegen Beifußpollen produzierten. Diagnostische Tests zeigten, dass der stärkste Antikörper von der Hybridomlinie XA19 produziert wurde, die für die Weiterentwicklung ausgewählt wurde.

Weniger Allergiesymptome bei Mäusen

Zur Wirksamkeitsprüfung wurden gereinigte XA19-Antikörper in die Nasenschleimhaut von fünf Mäusen appliziert, die zuvor durch Injektionen von Pollenextrakt sensibilisiert worden waren. Fünf weitere Mäuse dienten als positive Kontrolle (sensibilisiert, Placebo erhalten), fünf als negative Kontrolle (nicht sensibilisiert, keine Antikörper). Drei Wochen später wurden alle Tiere dreimal unter Narkose einem Beifußpollen-Aerosol sowie direkter nasaler Gabe von Pollenextrakt ausgesetzt.

Die Ergebnisse zeigten, dass sensibilisierte Mäuse mit XA19-Antikörpern deutlich weniger Allergiesymptome aufwiesen als die Kontrollen: Die typische Ohrschwellung als allergische Reaktion war abgeschwächt, die Tiere rieben sich seltener die Nase (weniger Reizung der oberen Atemwege), ihre Lungenfunktion blieb nach Pollenexposition erhalten und es zeigte sich weniger Entzündung in der Nasenschleimhaut. Auch in der Lunge waren die Werte zweier entzündungsfördernder Zytokine reduziert.

Weitere Studien erforderlich

Die Forschenden schlussfolgern, dass der monoklonale XA19-Antikörper allergische Reaktionen gegen Beifußpollen, die durch IgE vermittelt werden, bei Mäusen wirksam blockiert.

Bevor diese Therapie am Menschen erprobt werden kann, muss der Antikörper für den menschlichen Einsatz angepasst und weitere präklinische Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien durchgeführt werden. Bei Erfolg und ausreichender Unterstützung könnten in zwei bis drei Jahren klinische Studien beginnen, eine Markteinführung wäre in fünf bis sieben Jahren denkbar.