Invasiver Gebärmutterhalskrebs durch Humane Papillomviren – Beitrag einzelner Genotypen weltweit bestimmt

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Wie groß ist der Anteil invasiver Zervixkarzinome (ICC) durch bestimmte Genotypen Humaner Papillomviren (HPV)? Wäre das bekannt, könnte besser durch primäre (d. h. Impfung) und sekundäre (d. h. Screening) Prävention vorgebeugt werden.

Der Rückgriff auf die globale Literatur zur Schätzung der Populationsattributablen Fraktion* (PAF) erfordere jedoch einen methodischen Rahmen, um die HPV-Genotyp-spezifische Kausalität anhand aggregierter Daten zu ermitteln, schreiben Wissenschaftler um Dr. Feixue Wie von der International Agency for Research on Cancer (IARC/WHO) in Lyon, Frankreich. Ziel des Teams war, den Anteil der durch verschiedene HPV-Genotypen verursachten ICC auf globaler, regionaler und nationaler Ebene zu schätzen. Seine Daten liefern ein umfassendes globales Bild von HPV-Genotyp-spezifischen PAFs bei ICC vor dem Einfluss der HPV-Impfung.

Per systematischer Überprüfung identifizierten die Autoren Studien, die über eine HPV-Genotyp-spezifische Prävalenz bei ICC oder Frauen mit normaler Zervixzytologie berichten. Dazu hatten sie die Datenbanken PubMed, Embase, Scopus und Web of Science bis zum 29.02.2024 mit den Suchbegriffen „cervix“ und „HPV“ durchsucht, ohne sprachliche Einschränkungen. Die ORs schätzten sie, indem sie die HPV-Genotyp-spezifische Prävalenz zwischen HPV+ ICC und normaler Zervixzytologie mit logistischen Regressionsmodellen verglichen, wobei Region, Jahr der Veröffentlichung des Artikels und HPV-Primer oder -Test berücksichtigt wurden. Lag die Untergrenze des 95 %-KI der OR für HPV-Genotypen >1,0, wurden sie als ursächlich für ICC beurteilt.

Entsprechende regionale Genotyp-spezifische PAFs seien als regionale HPV-Prävalenz bei ICC multipliziert mit (1-[1/OR]) berechnet und proportional auf insgesamt 100 % adjustiert worden, schildern Wie et al. Globale PAFs wurden aus regionalen PAFs berechnet, gewichtet nach der Anzahl der regionalen ICC-Fälle im Jahr 2022 (GLOBOCAN).

Wie den Ergebnissen zu entnehmen ist, identifizierte die systematische Überprüfung 1174 Studien mit 111.902 Fällen HPV-positiver ICC und 2.755.734 Fällen mit normaler Zervixzytologie. Als ursächlich für ICC ordneten die Forscher 17 HPV-Genotypen ein, wobei die ORs von 48,3 (95 %-KI 45,7–50,9) für HPV16 bis 1,4 (95 %-KI 1,2–1,7) für HPV51 reichten. HPV16 hatte die höchste globale PAF (61,7 %), gefolgt von HPV18 (15,3 %), HPV45 (4,8 %), HPV33 (3,8 %), HPV58 (3,5 %), HPV31 (2,8 %) und HPV52 (2,8 %).

Für die übrigen kausalen Genotypen (HPV35, 59, 39, 56, 51, 68, 73, 26, 69 und 82) berechneten die Wissenschaftler eine kombinierte globale PAF von 5,3 %. Die PAFs für HPV16 und 18 und HPV16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 zusammen waren in Afrika am niedrigsten (71,9 % bzw. 92,1 %) und in Zentral-, West- und Südasien am höchsten (83,2 % bzw. 95,9 %). Hingegen zeigte sich für HPV35 (nicht im derzeit hierzulande eingesetzten 9-Fach-Impfstoff enthalten) in Afrika eine höhere PAF (3,6 %) als in anderen Regionen (0,6–1,6 %). (sf)

*Die PAF drückt den Anteil der Krankheitsfälle in der Bevölkerung aus, der einem bestimmten Risikofaktor zugeordnet werden kann, bzw. den Anteil der Krankheitsfälle, der sich in einer bestimmten Bevölkerung vermeiden ließe, falls der Risikofaktor nicht vorhanden wäre. Quelle: Schweizer Bundesamt für Gesundheit