IP4OS: Offene Wissenschaft ermöglichen und geistiges Eigentum schützen

Das internationale Team des neuen europäischen Projekts „IP4OS“ beim Auftakttreffen im Januar 2025. (Foto: © Olaf Bathke)

Ein neues EU-Projekt unter Leitung der Universität Kiel zeigt Wege auf, wie das gelingen kann. Bei einer Konferenz in London stellen die Kieler Forscher Empfehlungen und bewährte Methoden vor.

Den gesamten Forschungsprozess transparent und zugänglich zu machen, das steckt hinter dem Grundsatz der offenen Wissenschaft (Open Science). Diese Maxime ist integraler Bestandteil der deutschen und europäischen Forschungspolitik. Ziel ist, den Austausch und die Zusammenarbeit zu erleichtern und damit die Qualität der Forschung zu verbessern. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist der freie Zugang zu Publikationen und Forschungsdaten. Dadurch können auch andere Forscher diese nutzen und so neue Erkenntnisse daraus gewinnen.

Was in der Theorie gut klingt, steht in der Praxis vor verschiedenen Hindernissen. Hierzu zählen beispielsweise rechtliche Unsicherheiten, etwa was den Schutz des geistigen Eigentums angeht. Denn üblicherweise schützen Forscher ihre Ergebnisse über Patente und Copyrights. „Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass sich Open Science und geistige Eigentumsrechte gegenseitig ausschließen. Das ist nicht der Fall. Vielmehr können sie in Wechselwirkung die bestmögliche Nutzung von Forschungswissen unterstützen“, betont Prof. Julia Prieß-Buchheit vom Institut für Pädagogik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).

Die Wissenschaftlerin koordiniert das neue europäische Projekt „IP4OS Unpacking the Possibilities of Intellectual Properties for Open Science”. Es behandelt die Frage, wie sich offene Wissenschaft und Schutz des geistigen Eigentums miteinander vereinbaren lassen, um einen Mehrwert für die Forschung zu schaffen. Das Konsortium aus acht europäischen Partnern wird über zwei Jahre mit zwei Millionen Euro aus dem Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm „Horizon Europe“ der Europäischen Union gefördert.

Multiprofessionelle Teams sollen Forschende strategisch beraten

In einem ersten Schritt hat das Kieler Projektteam Beispiele aus der Forschungspraxis zusammengetragen, die aufzeigen, wie sich geistiges Eigentum schützen lässt und gleichzeitig ein offener Austausch von Forschungsergebnissen ermöglicht wird. Das Forschungszentrum CERN in Genf beispielsweise arbeitet mit dem Konzept Open Source. Das heißt, es wird patentgeschützte freie Hardware (open source hardware) über Lizenzen (CERN Open Hardware Licence) anderen zur Verfügung gestellt. Die Lizenz ist ein rechtliches Instrument, das eine Fortentwicklung von Hardware ermöglicht. Die Nutzerinnen und Nutzer können die Informationen (in diesem Fall) der Hardware einsehen, sie verändern und für eigene Zwecke nachbauen.

Einen ersten Entwurf solcher „Best Practices“ sowie weitere Empfehlungen wird das Kieler Projektteam am 1. Juli in einer Sitzung während der Metascience Conference in London vorstellen. Dieses Handbuch, „Synergy Framework“ genannt, wird online als Schulungsmaterial der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt und nach der Konferenz überarbeitet. Die endgültige Fassung mit Handlungsleitlinien und Empfehlungen soll Ende 2025 publiziert werden.

Das Synergy Framework soll auch als inhaltliche Grundlage für die Schulung der multiprofessionellen Teams dienen, die im Rahmen des IP4OS-Projekts an Forschungsinstitutionen aller EU-Staaten etabliert werden. In diesen Teams arbeiten Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen (Datenmanagement, Publizieren, Geistiges Eigentum, Open Science und Forschung) zusammen. Sie bieten in jeder Phase des Forschungsprozesses umfassende Unterstützung und helfen Forschern dabei, ihre Ergebnisse strategisch zu verbreiten, sinnvoll zu schützen und mit Partnern wie Unternehmen oder der Öffentlichkeit zu teilen. Dabei gilt das Motto: „So offen wie möglich, so geschützt wie nötig.“ Das erste dieser Teams wird derzeit an der CAU zusammengestellt.