IQM und AOK fordern stärkere Nutzung von Routinedaten für Qualitätsverbesserung im Krankenhaus10. Mai 2022 Foto: MQ-Illustrations/stock.adobe.com Auf die Bedeutung von Routinedaten-Auswertungen für die Verbesserung der Versorgungsqualität im Krankenhaus weisen die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) und der AOK-Bundesverband anlässlich des 5. QMR-Kongress hin, der am 10. und 11. Mai in Berlin stattfindet. „Die Abrechnungsdaten der Patientinnen und Patienten liefern wertvolle Informationen zur Qualität der stationären Versorgung. Diese können Krankenhäuser sofort und ohne bürokratischen Aufwand nutzen, um Defizite zu erkennen und Verbesserungen umzusetzen”, betont IQM Vorstandspräsident Dr. Francesco De Meo. „Wenn Routinedaten der Gesetzlichen Krankenkassen mit klinischen Daten verknüpft werden, haben sie ein noch größeres Potenzial für die zukünftige Qualitätssicherung. Es müssen nur wenige klinische Parameter ergänzt werden, um viele zusätzliche Leistungsbereiche für die Qualitätssicherung zu erschließen – ohne, dass in den Kliniken bürokratischer Mehraufwand für die Mitarbeitenden entsteht“, so De Meo. In den vergangenen zweieinhalb Jahren der Pandemie hätten sich die Akteure im Krankenhaus-Bereich verständlicherweise auf eine ausreichende Kapazitätsplanung und die Sicherung der Versorgung in der Krise konzentriert, betonen die beiden Kongresspartner IQM und AOK. Mit dem QMR-Kongress wolle man nun wieder Fragen rund um die Qualität der Patientenversorgung in den Mittelpunkt des Handelns stellen. „In der Krise ist noch deutlicher geworden, dass die Zeit reif ist für die Umsetzung einer umfassenden und qualitätsbasierten Krankenhausreform“, sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Routinedaten-Auswertungen könnten hier wichtige Impulse liefern: „Sie ermöglichen insbesondere bei sektorenübergreifenden Fragestellungen sehr viel schnellere und aufwandsärmere Erkenntnisse zur Qualität als klassische Studien. Man kann sie als Grundlage für ein dauerhaftes Monitoring nutzen, das Voraussetzung für eine Umsetzung von notwendigen Veränderungen in der Patientenversorgung ist“, so Reimann. „Wichtig ist aber auch, dass wir Konsequenzen aus der Pandemie ziehen und uns mit klaren, prospektiv festgelegten Finanzierungs- und Organisationskonzepten auf künftige Krisensituationen vorbereiten.“ Optimierungspotenzial bei Spezialisierung und Konzentration von Leistungen Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sowie des rasanten wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritts seien eine stärkere Spezialisierung und Konzentration von Leistungen im stationären Bereich notwendig, fordert Reimann: „Das haben auch die Erkenntnisse aus der Pandemie bestätigt – zum Beispiel in Bezug auf die Versorgung von schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit Covid-19. Sie hat zwar überwiegend, aber leider noch nicht vollständig in spezialisierten Kliniken stattgefunden. Hier und in anderen Versorgungsbereichen wie der Krebsbehandlung sehen wir nach wie vor deutliches Optimierungspotenzial.“ So habe jüngst das Innovationsfonds-Projekt „Wirksamkeit der Behandlung in onkologischen Zentren“ (WiZen) auf Basis von Routinedaten Überlebensvorteile für Krebspatienten bei der Behandlung in zertifizierten Zentren belegt, so Reimann. „Die Erkenntnisse aus dieser Analyse sollten jetzt in Form einer Richtlinie des G-BA zur Konzentration der Krebsversorgung auf Zentren schnell in die Regelversorgung umgesetzt werden.“ Qualitätsverbesserung durch Ergebnismessung und Peer Review Eine qualitätsbasierte Krankenhausplanung müsse zukünftig auf Basis von ICD- und OPS-basierten Leistungsgruppen erfolgen, fordern die Partner. „Hierzu lassen sich Qualitätsmessverfahren und ein Versorgungs-Monitoring auf Basis von Routinedaten hervorragend nutzen”, betont De Meo. Die mehr als 500 Mitgliedskrankenhäuser der Initiative Qualitätsmedizin hätten die Ergebnismessung auf Basis von Routinedaten, die Ableitung von zielgerichteten Qualitätsverbesserungen durch Peer Reviews und den transparenten Umgang mit Ergebnisqualität bereits verinnerlicht. Unter der Prämisse „Weg vom verhindernden und hin zum gestaltenden Datenschutz“ befasse sich IQM auch damit, Daten für wissenschaftliche Forschung verfügbar zu machen. Das multidisziplinäre und interprofessionelle Peer Review von IQM fördere eine offene Fehlerkultur: „Ziel ist es, einen kontinuierlichen internen Verbesserungsprozess zu etablieren und die bestmögliche Behandlungsqualität zu erreichen. Die Qualitätssicherung erfolgt träger- und länderübergreifend durch einen strukturierten, kollegialen Austausch von Ärzten und Ärztinnen sowie Pflegefachpersonen“, so De Meo. QMR-Kongress am 10. und 11. Mai per Livestream und vor Ort in Berlin Der 5. QMR-Kongress steht unter der Leitfrage „Wie können wir die Krankenhauslandschaft gemeinsam qualitätsorientiert weiterentwickeln?“. Die Veranstaltung wird am 10. Mai um 10 Uhr mit einem Grußwort von Prof. Edgar Franke, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, eröffnet. An den beiden Kongresstagen stehen unter anderem Sessions zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Versorgung, zur Qualität der stationären Versorgung aus Sicht der Patientinnen und Patienten, zum Peer Review sowie zur Qualitätsmessung und Krankenhausplanung auf Basis von Routinedaten auf dem Programm. Unter anderem werden aktuelle Ergebnisse aus dem Verfahren zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) präsentiert. Dieses Verfahren erlaubt auf Basis von Routinedaten eine Langzeit-Betrachtung von Behandlungsergebnissen über den eigentlichen Krankenhausaufenthalt hinaus. Die QSR-Ergebnisse werden interessierten Kliniken in Form von individuellen Klinikberichten für ihre Qualitätsarbeit zur Verfügung gestellt. Ausgewählte Ergebnisse für insgesamt elf Behandlungen und Operationen werden zudem im Gesundheitsnavigator der AOK dargestellt.
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