ISHLT 2024: Plädoyer für den Einsatz der TA-NRP, damit mehr bedürftige Patienten eine Spenderlunge erhalten

Die thorakoabdominale normotherme regionale Perfusion kann dazu beitragen, dass mehr Patienten auf der Warteliste ein Lungentransplantat erhalten, Daten zeugten von guten postoperativen Ergebnissen, erklärten Experten beim diesjährigen ISHLT-Kongress. (Foto: © Elena/stock.adobe.com)

Die thorakoabdominale normotherme regionale Perfusion (TA-NRP) könnte möglicherweise die Zahl derjenigen Patienten erhöhen, die eine Lungentransplantationen erhalten. Das berichteten Forschende kürzlich auf dem Kongress der International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT).

Laut Dr. Pedro Catarino, Leiter der Aortenchirurgie am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles (USA) werden in Zukunft Verfahren wie die TA-NRP dazu beitragen, Patienten auf Transplantations-Wartelisten mehr verfügbare Spenderlungen zur Verfügung zu stellen. Derzeit würden nur 20 Prozent aller verfügbaren Spenderlungen auch tatsächlich transplantiert. „Das Ausmaß, in dem Spenderlungen genutzt werden, ist im Allgemeinen recht gering“, berichtete Catarino auf dem 44. ISHLT-Kongress (10.-13.04.2024, Prag/Tschechien). „Von fünf Organspendern wird nur eine Lunge vollständig verwendet. Im Falle von Organspenden nach Hirntod durch Kreislaufstillstand (DCD) ist es sogar noch schlimmer: Da sind es in den USA nur vier bis sechs Prozent. Bei der großen Mehrheit der DCD-Spender wird die Lunge nicht verwendet.“

Catarino präsentierte Daten, die zeigen, dass die Entnahme- beziehungsweise Verwendungsrate für DCD-Lungen durch den Einsatz von TA-NRP auf etwa 15 Prozent gestiegen ist. Einige Lungenexperten befürchten jedoch, dass es bei der In-situ-Perfusion zu einer Schädigung der Lunge kommt.

„Die TA-NRP ist technisch möglich, und manche Chirurgen haben sie schon erfolgreich eingesetzt, um sowohl das Herz als auch die Lunge von DCD-Spendern zu entnehmen“, erläuterte Dr. Shaf Keshavjee, Leiter des Toronto Lung Transplant Program, auf dem ISHLT-Kongress. „Als die TA-NRP jedoch in den USA eingeführt wurde, ging die Häufigkeit der Lungenentnahmen zurück. Ich denke, mit der NRP könnten mehr Herzen, Nieren, Lebern und Lungen gerettet werden. Wir müssen aber eine Standardisierung der Technik erreichen, weil es zu viele Beispiele für gute Spenderlungen gibt, die durch eine TA-NRP geschädigt wurden.“

Die TA-NRP wird nach Angaben der ISHLT derzeit nur in den USA und Spanien eingesetzt. In Kanada werden DCD-Spenderlungen aus dem Körper entnommen und ex vivo maschinell perfundiert. Diese maschinelle Perfusion, die dem Operationsteam die Kontrolle über die zur Perfusion der Lunge verwendeten Flüssigkeiten gibt, hat sich im Toronto Lung Transplant Program nach Angaben der Verantwortlichen als äußerst erfolgreich erwiesen. „Wir haben das größte Lungentransplantationsprogramm der Welt“, erklärte Keshavjee. „Wir nutzen 40 Prozent der DCD-Lungen, während in den USA nur vier Prozent zum Einsatz kommen.“

Im Gegensatz zur maschinellen Perfusion, die nicht überall ohne Weiteres durchgeführt werden kann, ist die TA-NRP laut Catarino eine Technik, die jeder anwenden kann. „Bei der TA-NRP messen wir auch den Sauerstofftransfer in der Lunge, der ein sehr guter Indikator für die Qualität der Spenderlunge ist“, ergänzte der Chirurg. „Die Möglichkeit, diese Funktionsbewertung durchführen zu können, ist einer der großen Vorteile.“

Catarino zufolge gibt es Daten, die darauf hindeuten, dass die Ergebnisse nach TA-NRP bei DCD-Lungen sehr gut sind. „Die TA-NRP ist eine Möglichkeit, der Gruppe von Patienten, die diese benötigen, mehr Lungen zur Verfügung zu stellen“, sagte er. „DCDs machten im Jahr 2022 insgesamt 32 Prozent aller Organspender in den USA aus – die Tendenz ist steigend.“

Die ISHLT hat eine Task Force ins Leben gerufen, die eine Erklärung verfassen soll, die die beste verfügbare Evidenz und Vorgehensweisen für die NRP zusammenfasst und unter anderem Probleme, Bedenken und Forschungsgebiete für die Zukunft umreißt.