Jung-Stiftung: Folgeerkrankungen von Diabetes verhindern

Prof. Ingrid Fleming. Foto.©www.Klaus Waeldele

Prof. Ingrid Fleming vom Zentrum für Molekulare Medizin an der Goethe-Universität, Frankfurt, erhält für ihre Erforschung der molekularen Ursachen von Gefäßerkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes sowie Kreislauferkrankungen den Ernst Jung-Preis für Medizin 2022.

Diabetes mellitus geht sehr häufig mit Erkrankungen der Blutgefäße einher. Dabei sind sowohl große Schlagadern wie beispielsweise die Beinarterien, als auch kleinste Äderchen in Herz, Gehirn oder Auge betroffen. Dies kann zu Fußamputationen aufgrund von Beingefäßverschlüssen sowie zu weiteren schwerwiegenden Folgen wie Herzinfarkten oder gar Erblindung führen. Doch wie werden diese Folgeerkrankungen ausgelöst und durch welche Prozesse schreiten sie voran?

Fleming erforscht die Mechanismen, die auf molekularer Ebene für die Krankheitsentstehung verantwortlich sind, und liefert Ansätze für eine Übertragung der Erkenntnisse in die medizinische Praxis. Unter anderem gelang es ihr, einen Botenstoff – einen bestimmten Lipidmediator – zu identifizieren, der für die sogenannte diabetische Retinopathie verantwortlich ist. Gleichzeitig untersuchte sie, wie sich diese Erkrankung mit neuartigen Methoden medikamentös behandeln ließe.

Von Nordirland in die Welt
Frauen sind in der Wissenschaft noch immer unterrepräsentiert. Laut UNESCO sind nur 29,3 Prozent der Wissenschaftler weltweit Frauen. Umso wichtiger, dass Mädchen und Frauen bereits in jungem Alter an Naturwissenschaften herangeführt werden – wie bei Fleming.

Auf einer Mädchenschule in einer kleinen Marktstadt in Nordirland lernte Fleming die Naturwissenschaften kennen und lieben. „Dort habe ich auch gelernt, dass man fast alles erreichen kann, wenn man sich etwas vornimmt. Das half mir, Nordirland im Alter von 18 Jahren zu verlassen.“ Zuerst zog es sie nach Birmingham in England, wo sie Biochemie und Pharmakologie studierte und mit Auszeichnung bestand. Von dort ging es weiter nach Straßburg in Frankreich, wo die Wissenschaftlerin in molekularer Pharmakologie promovierte. In Freiburg verbrachte Fleming einen zweijährigen Post-Doc-Aufenthalt am Institut für angewandte Physiologie. 2007 wechselte sie dann nach Frankfurt am Main, wo sie seitdem von der Gruppenleiterin zur C3-Professorin für Physiologie und schließlich auf den Lehrstuhl (W3) des Institutes für Vaskuläre Signalübertragung gewechselt ist. Noch heute liebt sie ihre Arbeit und steht jeden Tag gern dafür auf. Praktische Projekte helfen ihr, in ihrer Freizeit einen Ausgleich zur Arbeit im Labor zu schaffen. „Aktuell bin ich dabei, meinen Garten neu zu gestalten. Das hält mich auf Trab.“

Ernst Jung-Preis für Medizin unterstützt und honoriert Flemings Forschung
Bereits seit ihrer Doktorarbeit beschäftigt sich Fleming mit Gefäßerkrankungen und hat international dafür zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Der Ernst Jung-Preis für Medizin hat für sie zudem eine ganz besondere Bedeutung: „Der Preis der Jung-Stiftung ist international als die höchste Auszeichnung für Biomedizin in Deutschland anerkannt – und als ich die Liste der bisherigen Preisträger sah, war ich ein wenig überwältigt, denn so viele von ihnen haben wichtige Beiträge zur translationalen Medizin geleistet.“ Die Auszeichnung will sie als positiven Anstoß nehmen, die Grundlagenforschung noch mehr in Richtung Translation voranzutreiben.

Die mit insgesamt 300.000 Euro dotierte Auszeichnung der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung geht jedes Jahr an Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher, deren Projekte zum medizinischen Fortschritt beitragen und deren Schaffen auch künftig bahnbrechende Erkenntnisse versprechen. Fleming teilt sich den Preis zu gleichen Teilen mit dem Heidelberger Virologen Prof. Ralf Bartenschlager. Beide erhalten jeweils 150.000 Euro zur Würdigung und weiteren Förderung ihrer Arbeiten.