Junge Strahlentherapeuten gestalten ihr Fach aktiv mit21. September 2018 Foto: © contrastwerkstatt/Fotolia Am Beginn des Berufslebens, ausgestattet mit aktuellem Wissen und hochmotiviert, bringt jede neue Mediziner-Generation frischen Wind in das jeweilige Fachgebiet. Um ihr anspruchsvolles und breitgefächertes Fach weiter zu entwickeln bündeln junge Radioonkologen ihre Ideen und Aktivitäten seit geraumer Zeit in der Arbeitsgemeinschaft „Junge DEGRO“ (jDEGRO) der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie. Das befördert laut der DEGRO nicht nur neue Forschungskonzepte und den schnelleren Wissenstransfer „from Bench to Bedside“, sondern unterstützt gleichermaßen die Karriereentwicklung und die Nachwuchsgewinnung. Die medizinische Anwendung ionisierender Strahlen ist seit mehr als 100 Jahren bekannt und entwickelte sich seither zu einer faszinierenden Disziplin der klinischen Medizin. Die Bestrahlung ist heute neben der Chirurgie, der Chemo- und der medikamentösen Therapie eine der wesentlichen Säulen der Onkologie und wird bei mehr als 50 Prozent aller Tumorpatienten als präoperative, postoperative oder alleinige Therapieform eingesetzt. Nachwuchsförderung steht deshalb ganz oben auf der Agenda der DEGRO. Die DEGRO sieht das vielseitige Fach Radioonkologie als stark geprägt durch Interdisziplinarität und Teamwork. Ärzte, Medizin-Physiker und Biologen arbeiten eng zusammen, um den jeweils besten therapeutischen Weg für den jeweiligen Einzelfall zu erarbeiten und dieses Konzept dann unter Einbeziehung von Pflegepersonal und medizinisch-technischen Assistenten effektiv und für den Patienten schonend umzusetzen. Dem Radioonkologen kommt dabei nach Ansicht der DEGRO eine Schlüsselfunktion zu. Er koordiniere die Strahlen-, Chemo- und Immuntherapie, kümmere sich zudem ebenso um die Behandlung möglicher Nebenwirkungen und auch um die individuelle Nachbetreuung der Patienten, erklären Dr. Christian Ostheimer und Dr. Nadja Ebert, Sprecher der AG Junge DEGRO, das Aufgabenspektrum. Jeder Tumor ist einzigartig − Herausforderung für Multitalente Mit vielfältigen modernen Therapiemethoden ist es heute möglich, die Behandlung einer Krebserkrankung bestmöglich an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen. Das ist notwendig, da aufgrund der genetischen Ausstattung, persönlicher Besonderheiten und unterschiedlicher Ursachen maligner Erkrankungen nicht jeder Patient gleichermaßen gut auf jede Behandlungsform anspricht. Für eine solche personalisierte multimodale Krebstherapie, mit der ein breites Spektrum von Erkrankungen vom Gehirntumor bis zum Weichteilsarkom bei Patienten aller Altersgruppen kurativ oder palliativ behandelt wird, sind ein fachübergreifendes Wissen sowie Fingerspitzengefühl für Mensch und Technik erforderlich, erklärt Ostheimer das Anforderungsprofil des Radioonkologen. So gehören zusätzlich zum Expertenwissen aus der Onkologie auch Kenntnisse in der Psychoonkologie, der Schmerz- und Ernährungstherapie, der Palliativmedizin sowie Grundlagenwissen der anderen beteiligten Disziplinen zum Handwerkszeug des Strahlentherapeuten. Basis des individuellen Behandlungsplans sind komplexe Bildverarbeitungs- und Dosisoptimierungsalgorithmen aus den Bilddaten der Röntgen-, Magnetresonanz (MRT)- und Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Eine gewisse Technik-Affinität ist für den Interessenten an dieser Fachrichtung also durchaus von Vorteil, zumal das technologische Potenzial längst nicht ausgereizt sei, wie Ostheimer betont. Interdisziplinäre Forschungsnetzwerke, u.a. zur Miniaturisierung großflächiger Beschleunigungsanlagen der Teilchenphysik, Integration von Künstlicher Intelligenz mittels Radiomics und Machine Learning in der Therapieplanung und therapeutischen Bestrahlung von Tumoren mit gleichzeitiger (funktioneller) MR-Bildgebung zeigen eindrucksvoll das Arsenal des Strahlentherapeuten im Kampf gegen den Krebs, so Ebert. Zunehmend wichtig werde auch das Verständnis für aktuelle Erkenntnisse aus der tumor- und strahlenbiologischen Forschung. Mit dem zunehmenden Einsatz molekular zielgerichteter Therapien sind das Wissen um deren Wirkung(en), zu potenziellen Nebenwirkungen von Kombinationsbehandlungen, zu systemischen Effekten multimodaler Therapien sowie zu biologischen Markern essenziell, damit geeignete Patienten für bestimmte Therapien identifiziert werden können, da aus den oben genannten Gründen nicht alle Patienten in gleicher Weise von allen Therapiemöglichkeiten profitieren. Die Zukunft der Strahlentherapie mitgestalten Zur Stärkung der Interessen des examinierten Nachwuchses in der Radioonkologie und um der jungen Generation eine Entwicklungsplattform zu bieten, wurde 2014 die Arbeitsgemeinschaft „Junge DEGRO“ gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss junger Medizinern, Medizinphysikern und Strahlenbiologen. Die offene Plattform lädt zur aktiven Mitarbeit junger Interessenvertreter aus Forschung und Klinik ein. Zur Entwicklung von Ideen, um die Weiterbildung und die Forschung weiter zu optimieren gehöre unter anderem die Mitgestaltung der jährlichen Jahrestagungen der DEGRO mit der Begutachtung von Tagungsbeiträgen, der Moderation von wissenschaftlichen Sitzungen sowie die Organisation eigener Veranstaltungen. Darüber hinaus beteiligt sich die jDEGRO an der stetigen Aktualisierung der Facharztausbildung und engagiere sich bei der Optimierung des Fortbildungsangebotes. „Die Förderung von Nachwuchs ist zu einem zentralen Schwerpunkt der DEGRO geworden, insbesondere auch für die Arbeit in der Akademischen Radioonkologie“, unterstreicht Prof. Stephanie Combs, Pressesprecherin der DEGRO und Leiterin der AG Akademische Radioonkologie in der DEGRO. „Daher sind wir besonders stolz darauf, dass aus der jDEGRO bereits eigene wissenschaftliche Arbeiten entstanden sind, wie zum Beispiel eine aktuell laufende multizentrische Studie in der Thoraxonkologie“. Dabei handelt es sich um eine Untersuchung zur Bedeutung des Tumorvolumens beziehungsweise dessen Veränderung unter Radiotherapie für die Prognose beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC).
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