Kaiserschnittgeburt: Kein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen27. August 2021 Spirometrie bei einem Kleinkind. (Foto: © S. Yammine/Inselspital, Universitätsspital Bern) Eine umfangreiche Langzeitstudie unter Leitung von Forschenden des Inselspitals, des Universitätsspitals und der Universität Bern (Schweiz) hat keine erhöhten Risiken für Atemprobleme nach Kaiserschnittgeburten ergeben. Die Publikation weist für Kaiserschnittgeborene weder nach einem Jahr noch nach sechs Jahren vermehrt auftretende Erkrankungen des Atmungssystems nach. In Industrienationen kommen 20 bis 40 Prozent aller Kinder per Sectio zur Welt. Verschiedene Studien haben einen Zusammenhang zwischen einer Kaiserschnittgeburt und dem Auftreten eines erhöhten Risikos für spätere Atemprobleme festgestellt. Langzeit-Untersuchungen bei älteren Kindern sind noch selten, wobei ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Allergien und Erkrankungen des Atmungssystems postuliert werde, wie die Studienautorinnen und -autoren schreiben. Es werde vermutet, dass weitere Faktoren, die die Entwicklung des Mikrobioms und des Immunsystems des Neugeborenen beeinflussen, eine große Rolle spielen. Hier werden der Kontakt mit dem Mikrobiom der Mutter im Geburtskanal aber auch der Zeitpunkt und die Art des Einsatzes von Antibiotika unter der Geburt, sowie epigenetische Effekte von Stress unter der Geburt erwähnt. Die Forschungsgruppe der Kinderklinik am Inselspital hat deshalb nach eigenen Angaben erstmals eine eingehende und systematische Untersuchung von Erkrankungen des Atmungssystems bei einer Gruppe von Kindern in zwei Altersabschnitten vorgenommen: Während des ersten Lebensjahrs und nach sechs Jahren. Die Ergebnisse überraschten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Schon im ersten Lebensjahr konnte kein Zusammenhang zwischen Kaiserschnittgeburten und Erkrankungen des Atmungssystems mehr nachgewiesen werden. Die Lungenfunktionen von Kindern nach Normalgeburt und nach Kaiserschnitt wiesen keinen Unterschied auf, weder sechs Wochen nach der Entbindung noch nach sechs Jahren. Die Studie schloss 578 gesunde Termingeborene aus der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten BILD-Kohorte (Basel Bern Infant Lung Development Cohort) ein. Während des ersten Lebensjahres wurden wöchentlich detailliert die Symptome von Atemwegserkrankungen erhoben sowie im Alter von 6 Wochen eine Lungenfunktion durchgeführt. Nach sechs Jahren ermittelten die Studienautorinnen und -autoren die Lungenfunktion der Kinder und dokumentierten erworbene Erkrankungen des Atmungssystems und die Allergieneigung. Eine solche Längsschnittstudie über sechs Jahre sei bisher einzigartig in der Tiefe und der Breite der beobachteten Parameter, betonen die Forschenden und stufen daher die Aussagekraft der Resultate als hoch ein. Die Studienleiterin PD Dr. Sophie Yammine aus der pädiatrischen Pneumologie interpretiert die Ergebnisse vorsichtig: „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nur Aussagen über die Gruppe von Kindern machen, die wir studiert haben. Es gilt auch zu berücksichtigen, dass die Anzahl Kinder mit Asthmasymptomen relativ klein ist. Daher ist Vorsicht vor voreiligen Schlüssen angebracht. Was wir aber feststellen können, und das hat durchaus Relevanz für die Geburtsberatung, sind die fehlenden Unterschiede zwischen Normalgeborenen und per Kaiserschnitt geborenen Kindern. Schon nach einem Jahr und erst recht nach sechs Jahren waren in der untersuchten Gruppe die möglichen Nachteile durch Kaiserschnitt vollständig kompensiert worden. Es konnte kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Atmungssystems und für Allergien für Kaiserschnittgeborene nachgewiesen werden.“
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