Kampf gegen Superbugs: Übersehene Rolle menschlichen Verhaltens21. November 2023 Foto: © joyfotoliakid/stock.adobe.com Wissenschaftler plädieren für eine stärkere Einbeziehung der Sozial- und Verhaltenswissenschaften, um Antibiotikaresistenzen den Kampf anzusagen. Ein Team von 23 internationalen Forschenden und Gesundheitsbehörden, darunter auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, unter der Leitung von Miroslav Sirota von der Universität Essex (Großbritannien) und Robert Böhm von der Universität Wien (Österreich), unterstreicht die Notwendigkeit eines multidisziplinären Ansatzes, um die wachsende Bedrohung durch Antibiotikaresistenz anzugehen. Die Wissenschaftler machen in einer aktuellen Veröffentlichung Vorschläge, wie die Forschung zu diesem wichtigen Thema gefördert werden kann. Derzeit sterben jedes Jahr mehr als eine Million Menschen durch gegen Antibiotika resistente Superbugs. Wissenschaftler warnen, dass zehn Millionen Menschen pro Jahr auf diese Art und Weise sterben könnten, wenn nichts gegen die ständig steigende Zahl der arzneimittelresistenten Infektionen unternommen wird. Halte der übermäßige und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika an, könnten arzneimittelresistente Bakterien, Pilze und Viren in nur 25 Jahren eine erschreckende Zahl von Menschen weltweit töten. Der WHO zufolge stellt die Antibiotikaresistenz eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit dar. Die Autoren der aktuellen Publikation machen nun auf die wichtige, aber ihrer Auffassung nach bisher weitgehend übersehene Rolle der Sozial- und Verhaltenswissenschaften bei der Bekämpfung der Antibiotikaresistenz aufmerksam und fordern mehr multidisziplinäre Forschung. „Antibiotikaresistenz ist eine globale Bedrohung, die eine koordinierte Reaktion erfordert”, erklärt der Psychologe Robert Böhm von der Universität Wien. Traditionelle Ansätze zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz konzentrieren sich auf die Entwicklung neuer Medikamente und die Verbesserung der klinischen Praxis. „Die Resistenz gegen Antibiotika ist jedoch letztlich ein Verhaltensproblem”, unterstreicht Böhm. „Viele Menschen setzen Antibiotika nämlich übermäßig oder falsch ein.” Daher können die Sozial- und Verhaltenswissenschaften eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, die Faktoren zu verstehen, die zur Resistenz gegen Antibiotika beitragen. Insbesondere können sie dabei helfen, wirksamere Strategien zur Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit diesen Medikamenten zu entwickeln. „Wir hoffen, dass dieser Aufruf das Bewusstsein für die entscheidende Rolle des menschlichen Verhaltens bei der Bekämpfung einer der größten Gesundheitsbedrohungen schärft und zu mehr Forschung auf diesem Gebiet anregt”, sagt Sirota. Die Autoren drängen daher auf eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Forschenden, politischen Entscheidungsträgern und Gesundheitsdienstleistern, um wirksame Strategien zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz zu entwickeln und umzusetzen. Durch die Zusammenarbeit aller Akteure könne ein umfassender Ansatz entwickelt werden, der die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren berücksichtigt, die zu dem Problem beitragen. Die Autoren argumentieren, dass dies die Festlegung einer klaren Forschungsagenda und die Aufstockung der finanziellen Mittel zur Förderung der multidisziplinären Forschung erfordere. Das Ziel: Durch die Verringerung des übermäßigen und missbräuchlichen Einsatzes von Antibiotika bleiben die vorhandenen Behandlungen wirksam und verschaffen den Wissenschaftlern genug Zeit für die Entwicklung neuer Medikamente.
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