Kanadische Studie: Ältere COPD-Patienten nutzen mit höherer Wahrscheinlichkeit synthetische Cannabinoide25. September 2019 Foto: © makaule/Adobe Stock Studienergebnisse zeigen, dass ältere Erwachsene, die an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden, mit größerer Wahrscheinlichkeit synthetische Cannabinoide verwenden als Altersgenossen ohne COPD. Die Autoren der Studie nehmen an, dass diese größere Häufigkeit der Anwendung und eine potenziell bedenkliche Art der Verwendung mögliche Sicherheitsbedenken hinsichtlich des Einsatzes dieser Medikamentenklasse in dieser Population aufwerfen. Die kürzlich in „Drugs & Aging“ veröffentlichte Untersuchung, für die ältere COPD-Patienten in der kanadischen Provinz Ontario beobachtet worden waren, ergab, dass diese doppelt so häufig verschreibungspflichtige synthetische orale Cannabinoide verwenden wie ältere Erwachsene ohne COPD. Unter Verwendung von Gesundheitsdatenbanken der Provinz stellten die Forscher fest, dass der Konsum synthetischer oraler Cannabinoide bei COPD-Patienten im Alter von über 66 Jahren relativ gering war (0,6%), dass diese Gruppe diese Medikamente jedoch doppelt so häufig einsetzte wie Erwachsene gleichen Alters ohne COPD (0,3%). Die vom St. Michael’s Hospital in Toronto und dem gemeinnützigen Forschungsinstitut ICES durchgeführten Untersuchungen werfen Bedenken hinsichtlich der Verwendung synthetischer Cannabinoide auf, also künstlich hergestellter Versionen von Tetrahydrocannabinol (THC) – einem wichtigen chemischen Inhaltsstoff von Marihuana. Bei der oralen Einnahme aktiviert THC Rezeptoren im Zentralen Nervensystem und hat eine Reihe potenzieller Auswirkungen. Dazu gehören Sedierung, Angstzustände, Muskelschwäche und Schmerzlinderung. Die COPD kann neben Atembeschwerden auch zu einer Vielzahl anderer Probleme führen, wie chronischen Muskelschmerzen und Schlaflosigkeit. Psychoaktive Medikamente wie Cannabinoide werden oft verschrieben, um Schmerzen zu lindern, den Schlaf zu fördern und die schwer zu kontrollierende Atemnot zu lindern. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Patienten beziehungsweise deren Ärzte bei der Verschreibung häufiger auf Cannabinoide zurückgreifen, um die mit einer COPD verbundenen Symptome zu lindern. Über die potenziellen Gefahren, die mit dieser Medikamentenklasse verbunden sind, ist jedoch wenig bekannt“, sagt Dr. Nicholas Vozoris, Hauptautor der Studie und Pneumologe am St. Michael’s Hospital und Forscher am Li Ka Shing Knowledge Institute sowie am ICES. „Ältere Studien unseres Teams haben ergeben, dass andere Psychopharmaka – wie Opioide und Benzodiazepine – häufig bei COPD eingesetzt werden. Wir wollten herausfinden, ob dies auch auf synthetische orale Cannabinoide zutrifft.“ Die Forscher fanden auch heraus, dass synthetische orale Cannabinoide in Untergruppen älterer COPD-Patienten bei erhöhtem Risiko für unerwünschte Ereignisse – wie zum Beispiel bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen und bei Patienten, die andere sedierende psychoaktive Medikamente erhalten – häufiger angewendet wurden. „In den Sicherheitsempfehlungen für diese Medikamente wird von der Verschreibung von Cannabinoiden in diesen Gruppen abgeraten“, betont Vozoris. „Und doch sind diese Personen mit COPD häufiger betroffen.“ Die Arbeitsgruppe stellte auch fest, dass synthetische orale Cannabinoide potenziell häufiger bei älteren Erwachsenen mit COPD in bedenklicher Art und Weise eingesetzt wurden – beispielsweise häufiger in höheren Dosierungen und über einen längeren Zeitraum. „Obwohl die Verwendung dieser Medikamente heutzutage nicht allzu häufig ist, könnten wir in Zukunft größere Probleme haben, wenn wir nicht genau überwachen, wie sie verschrieben und jetzt angewendet werden“, unterstreicht Vozoris.
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