Kann der Zug an der Zigarette Schmerzen lindern?

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Rauchen und Schmerzen verschlimmern sich langfristig gegenseitig. Welchen kurzfristigen Effekt das Rauchen auf Patienten mit chronischen Schmerzen hat, ist jedoch unklar.

Eine neue Studie im „Journal of Pain“ legt nahe, dass Rauchen die wahrgenommenen Schmerzen akut abschwächen kann – besonders im kurzfristigen Zeitraum direkt nach dem Rauchvorgang. Bei Personen, bei denen ein starker Zusammenhang besteht, kann außerdem der Drang zu Rauchen die Schmerzintensität erhöhen und umgekehrt. Diese Erkenntnisse sollten bei der Planung von Raucherentwöhnungstherapien und verhaltensorientierten Schmerzbehandlungsstrategien berücksichtigt werden.

Die Studie basiert auf einem Ecological Momentary Assessment (EMA), also einer Datenerhebung, die in der realen Alltagsumgebung der Probanden vorgenommen wird. Es nahmen 35 Personen im Alter von 21 bis 70 Jahren teil, die angaben, seit mehr als drei Monaten unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden, deren durchschnittliche Intensität mindestens 4/10 und/oder die schlimmste Intensität mindestens 6/10 beträgt. Außerdem rauchten die Teilnehmer zehn und mehr Zigaretten pro Tag. Die Aufforderung zum EMA erfolgte fünfmal täglich über eine Woche, wobei auf insgesamt 81,5 Prozent der Aufforderungen reagiert wurde.

Die Forscher erhoben insbesondere Daten zu folgenden unabhängigen Variablen: 1. Verlangen zu rauchen (von 1–9), 2. Absicht zu rauchen (im Begriff zu rauchen, nicht im Begriff zu rauchen) und 3. Aktualität des Rauchens (vor < 30 min geraucht; vor > 30 min geraucht). Außerdem wurde die Schmerzintensität (von 1–9) bewertet. Anhand mehrstufiger Modelle schätzten die verantwortlichen Studienautoren die Assoziationen der Raucher-Variablen mit der Schmerzintensität, einschließlich eines Interaktionsterms zwischen der unabhängigen Variable und dem Score des Pain and Smoking Inventory (PSI).

Sie entdeckten, dass der Drang zu rauchen mit einer erhöhten Schmerzintensität verbunden war (b=0,10±0,02; p<0,001), und dieser Unterschied bei Personen mit höheren PSI-Werten größer war (b=0,03±0,01; p=0,003). Gerade nicht rauchen zu wollen war mit einer geringeren Schmerzintensität assoziiert als der Rauchvorgang selbst (b=-0,29±0,09; p=0,001). Im Vergleich zum akuten Rauchvorgang waren sowohl das Rauchen vor weniger als 30 min (b=-0,30±0,09; p=0,001) als auch vor mehr als 30 min (b=-0,23±0,11; p=0,029) mit einer geringeren Schmerzintensität verbunden.

Es bedürfe weiterer Forschung zu Maßnahmen, die individualisierte Raucherentwöhnungstherapien und verhaltenstherapeutische Schmerzbehandlungsstrategien kombinieren, so die Forscher. (ah)