Kardio-MRT-Studie: Stress problematischer für Frauen- als für Männerherzen

Kardio-MRT-Scans deuten auf strukturelle Herzveränderungen bei Frauen, die psychosozial gestresst sind. (Symbolfoto: ©SewcreamStudio/stock.adobe.com)

Frauen, die über ein hohes Maß an psychosozialem Stress berichten, zeigen einer neuen Studie zufolge Anzeichen für frühe Veränderungen des Herzgewebes. Ein Zusammenhang, der bei Männern nicht beobachtet wurde.

Wie sich Stress geschlechtsspezifisch auf das Herz auswirkt, untersucht ein Team der McGill University in Montreal (Kanada) in einer aktuellen Forschungsreihe. Geleitet wird das Team von Dr. Judy Luu, Assistenzprofessorin an der Abteilung für klinische und translationale Forschung. Bereits Anfang dieses Jahres veröffentlichten die Forscher eine Studie. Diese konstatiert einen Zusammenhang zwischen frühen Anzeichen einer Herzentzündung und dem wahrgenommenen sozialen Status bei Frauen.

Die Ergebnisse ihrer jüngst in „Circulation: Cardiovascular Imaging“ publizierten Untersuchung stützen die Annahme, dass Stress die Herz-Kreislauf-Gesundheit geschlechtsspezifisch beeinflusst. Bei der Risikobewertung sollten daher psychosoziale Faktoren und das psychische Wohlbefinden berücksichtigt werden, fordern die Studienautoren.

MRT-Scans zeigen Anzeichen früher kardialer Veränderungen

In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher kardiale MRT-Scans von 219 erwachsenen Teilnehmern (im Alter von 43 bis 65 Jahren), von denen etwa die Hälfte weiblich war. Bei den Studienteilnehmern wurde im Kardio-MRT ein T1- und T2-Mapping vorgenommen. Damit lässt sich der Gewebecharakter des Herzmuskels objektiv erfassen. Erhöhte T1- und T2-Werte liefern Anzeichen für strukturelle Veränderungen und akute Entzündungen des Myokards. Zusätzlich zu demografischen und grundlegenden physiologischen Daten sammelten die Studienverantwortlichen auch Informationen zum wahrgenommenen Stress, der Verantwortung für die Pflege innerhalb des Haushalts und die wahrgenommene emotionale Unterstützung.

Die Teilnehmer, die Teil des Courtois Cardiovascular Signature Program am McGill University Health Centre waren, wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bestand aus Personen, die mindestens einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen (z. B. Diabetes, Bluthochdruck oder Rauchen), aber keine tatsächliche Herzerkrankung hatten. Die zweite Gruppe setzte sich aus gesunden Kontrollpersonen zusammen.

In beiden Gruppen zeigten die Scans der weiblichen Teilnehmerinnen, die hohen psychosozialen Stress angaben, signifikant höhere Werte für den T1-Marker als die Scans der weiblichen Teilnehmerinnen mit geringem Stress. Für T2 entdeckten die Forscher nur bei den weiblichen Teilnehmerinnen der Risikogruppe einen signifikanten Unterschied. Weder für T1 noch für T2 konnten sie jedoch zwischen den männlichen Teilnehmern mit hohem und niedrigem Stress einen signifikanten Unterschied feststellen.

Obwohl die T1- und T2-Werte laut Luu die klinischen Schwellenwerte für abnormale Werte nicht ganz überschritten, lagen sie dennoch auf einem erhöhten Niveau. Da erhöhte Werte langfristig eine schlechtere Prognose bedeuten, machen diese Erkenntnisse ihrer Ansicht nach weitere Untersuchungen erforderlich.

Biologische Ursachen im Fokus

Laut der Professorin sind die beobachteten Geschlechtsunterschiede nicht nur eine soziale, sondern auch eine biologische Frage. „Die Forschung weist darauf hin, dass es biologische Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie Frauen physisch mit Stress umgehen“, sagte Luu.

Die nächste Phase der Forschung werde sich daher auf Blutmarker und andere biologische Erklärungen wie Hormone konzentrieren. Das Team hofft, dass die Forschung zu besseren Interventionen zur Förderung der Herzgesundheit von Frauen führen kann.

(ah/BIERMANN)