Kardiologen fordern mehr kardiologisches Know-How auf Intensivstation

Internistische Erkrankungen und Notfälle dominieren die Notfall- und Intensivmedizin, und viele dieser Patienten haben auch oder vor allem kardiale Probleme. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) will deswegen die Kardiologie stärker in der Intensivmedizin verankern.

Mit den neuen Anforderungen an die intensivmedizinische Komplexbehandlung wird die Zusatzweiterbildung Intensivmedizin noch stärker in den Intensivstationen der Krankenhäuser verankert. „Die neue Regelung besagt, dass ein Facharzt mit Zusatzweiterbildung Intensivmedizin werktags zwischen 8 und 18 Uhr mindestens sieben Stunden anwesend ist, außerhalb dieser Zeiten innerhalb von 30 Minuten vor Ort sein und täglich mindestens eine Visite durchführen muss“, betonte DGK-Präsident Prof. Hugo Katus vom Universitätsklinikum Heidelberg.

Dies gilt unabhängig davon, von welcher Fachrichtung die Intensivstation geleitet wird. Katus plädierte dafür, die Neuregelung als Anlass zu nehmen, die Kardiologie stärker als bisher in den Intensivstationen zu verankern. Zwar gibt es kardiologisch geführte Intensivstationen. Mehrheitlich werden Intensivstationen aber von anderen Internisten oder von Anästhesisten geleitet.

Meist ist das Herz die Ursache
Kardiologische Kompetenz – beispielsweise im Bereich Rhythmologie oder bei der echokardiografischen Diagnostik – sei bisher noch oft zu schwer zugänglich. Das sei deswegen ein Problem, weil Untersuchungen zeigten, dass 78 Prozent aller Patienten auf Intensivstationen und selbst 44 Prozent aller Polytrauma-Patienten beispielsweise an Herzrhythmusstörungen litten.

Neues Curriculum Intensivmedizin
Um die Intensivmedizin innerhalb der Kardiologie zu stärken, hat die DGK ein neues Cluster Akut- und Intensivmedizin gebildet, das die Arbeitsgruppen Kardiovaskuläre Notfall- und Intensivmedizin (AG 3), Kardiopulmonale Reanimation (AG 42) und Thorakale Organtransplantation und mechanische Organunterstützungssysteme (AG 17) zusammenbringt. Dieses Cluster beteiligt sich intensiv an interdisziplinären intensivmedizinischen Leitlinien.

Außerdem haben die beteiligten Arbeitsgruppen ein neues Curriculum Kardiovaskuläre Intensiv- und Notfallmedizin verfasst, mit dem Kardiologen besser auf eine intensivmedizinische Arbeit vorbereitet werden sollen. „Es geht uns nicht darum, dass Intensivstationen zwingend durch Kardiologen geleitet werden müssen. Wenn unsere Arbeit dazu führt, dass mehr Intensivmediziner kardiologische Kompetenz besitzen, dann wäre schon viel gewonnen“, so Katus.