Kardiologen nach Ampel-Aus: Ziele des Gesundes-Herz-Gesetz müssen bestehen bleiben

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Die Partner der Nationalen Herz-Allianz mahnen: Auch wenn das Gesundes-Herz-Gesetz nicht mehr zur Abstimmung gebracht werden kann, bleiben seine Ziele wichtig.

Nach dem Scheitern der Ampel-Koalition teilte Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) im Gespräch mit RTL/ntv am 11. November sein Bedauern mit, einige Gesetzesentwürfe nicht mehr zur Abstimmung bringen zu können. Sein Hauptaugenmerk liege nun darauf, die Krankenhausreform zu verabschieden. Andere Gesetzesentwürfe, darunter das „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG), das eine umfassende Reform zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland vorsah, könnten aktuell nicht weiterverfolgt werden.

Prävention und Früherkennung sind weiterhin wichtige Ziele

Dennoch bleibt die Bedeutung des Gesetzesentwurfs hoch: „Die Ziele des GHG sind nach wie vor von besonderer Wichtigkeit und Dringlichkeit“, sagt Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK). „Auch wenn die besonderen politischen Umstände dazu geführt haben, dass der Gesetzesentwurf nicht zur weiteren Abstimmung gebracht wird, darf dies nur einen Aufschub der Adressierung kardiovaskulärer Prävention bedeuten, nicht aber ihr Scheitern.“

Eine bessere Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssten weiterhin wichtige Ziele der Gesundheitspolitik bleiben, da sie maßgeblich zu der vergleichsweise niedrigen Lebenserwartung hierzulande beitrügen, fordert die Fachgesellschaft daher in einer aktuellen Stellungnahme. Konkret betont die DGK Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung und Beratung bzgl. wichtiger vermeidbarer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Adipositas, Diabetes mellitus und Hypercholesterinämie. Ebenso hält die DGK die Umsetzung eines systematischen Screenings zur Erkennung einer genetisch-bedingten Familiären Hypercholesterinämie (FH) im Rahmen der U9- bis J11-Untersuchungen für sinnvoll. Zu einer erfolgreichen Prävention gehöre zudem, die Herz-Kreislauf-Forschung noch deutlich stärker zu fördern.

Nationale Herz-Kreislauf-Strategie sollte langfristiges Ziel sein

„Langfristig sollte das Ziel der Aufbau einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie sein, wie man sie bereits sehr erfolgreich in anderen europäischen Ländern, allen voran Spanien, beobachten konnte. Dort wurde bereits 2007 eine nationale Herz-Kreislauf-Strategie etabliert. Seither stieg die durchschnittliche Lebenserwartung der Spanierinnen und Spanier um rund 3,5 Jahre“, hebt die DGK in ihrer Stellungnahme hervor.

Eine deutsche Variante sollte nach Ansicht der kardiologischen Fachgesellschaft insbesondere die folgenden Maßnahmen beinhalten:

  • Stärkung der Verhaltens- und Verhältnisprävention
  • Lebensstilmodifikation für gesündere Ernährung und mehr Bewegung ab dem Kindesalter
  • Anerkennung von Nikotinsucht als Krankheit
  • Steigerung der Laienreanimationsquote

Momentum für Herzgesundheit nutzen

Positiv halten DGK und ihre Partner innerhalb der Nationalen Herz-Allianz fest, „dass Herzgesundheit noch nie eine so gute Sichtbarkeit in der Politik und der öffentlichen Wahrnehmung hatte, wie in den letzten Jahren“. Auch wenn das GHG vorerst nicht verabschiedet werde, halten sie es für ratsam, dass der Gemeinsame Bundesausschuss Themen zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit aufgreift.

Die DGK und die NHA rufen die politischen Entscheidungsträger dazu auf, das Momentum, das die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen hat, nun nicht versiegen zu lassen. Für eine bessere Lebenserwartung der Deutschen müsse die Herzgesundheit auf der Agenda bleiben.