Kardiovaskuläre Erkrankung: Hinter jeder GI- oder GU-Blutung kann Krebs stecken

Von links: Stuart Connolly, Sonia Anand und John Eikelboom sind Forscher am Population Health Research Institute of McMaster University und bei Hamilton Health Sciences. (Foto: Hamilton Health Sciences)

Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, die schwere innere Blutungen entwickeln, wird viel häufiger eine Krebserkrankung diagnostiziert, wie eine große internationale klinische Studie ergeben hat.

Patienten mit gastrointestinalen (GI) Blutungen besitzen eine 18-mal höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei ihnen eine Krebserkrankung des Magen-Darm-Traktes festgestellt wird, während Patienten mit schweren Blutungen im Urogenitaltrakt ein sogar um das 80-Fache erhöhtes Risiko für eine Krebserkrankung in diesem Bereich haben.

Die Ergebnisse der Studie wurden gerade auf dem Kongress der European Society of Cardiology in München vorgestellt. Federführend bei der klinischen Studie mit dem Titel “Kardiovaskuläre Outcomes bei für Menschen mit Antikoagulationsstrategien (COMPASS)” war das Population Health Research Institute (PHRI), eine gemeinsame Einrichtung der McMaster University und Hamilton Health Sciences (HHS).

Die COMPASS-Studie umfasst mehr als 27.000 Patienten mit koronarer oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit in 33 Ländern.

Bereits zuvor hatte man im Rahmen der COMPASS-Studie festgestellt, dass die Kombination von Rivaroxaban und Aspirin das Auftreten von kardiovaskulärem Tod, Schlaganfall oder Herzinfarkt im Vergleich zu einer Aspirin-Monotherapie um 24% reduziert. Verstärkte Blutungen stellten eine unerwünschte Nebenwirkung der Kombination von Rivaroxaban und Aspirin dar, obwohl es keine signifikante Zunahme von tödlichen oder kritischen Organblutungen gab.

Die neuen Analysen zeigen, dass bei Patienten, die eine Blutung entwickelten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Dies war insbesondere der Fall, wenn die Blutung im GI- oder GU-Trakt auftrat. Jede fünfte neue Krebsdiagnose während der Studie betraf Patienten mit Blutungen.

“Diese erstaunliche Erkenntnis sollte zur Suche nach okkulten Karzinomen bei solchen Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen anregen, die Blutungen entwickeln”, sagte der Hämatologe und Ko-Hauptautor John Eikelboom von der McMasters Michael G. DeGroote School of Medicine.

Stuart Connolly, ein weiterer Hauptautor der COMPASS-Studie, fügt hinzu: “Blutungen stehen bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen inzwischen mit Fokus. Während sich die meisten unserer Bemühungen darauf konzentriert haben, bessere Möglichkeiten für die Prävention und Therapie von Blutungen zu finden, kann es zu einem unerwarteten Vorteil führen, wenn Blutungen uns eine Krebserkrankung früher erkennen lassen.”