Kardiovaskuläre Prävention: Projekte der Nationalen Herz-Allianz

Stephan Baldus, Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Foto: ©Universitätsklinikum Köln

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind Haupttodesursache in Deutschland und die Gesundheitsausgaben zur Behandlung dieser sind immens. Die Nationale Herz-Allianz (NHA) hat sich unter anderem der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschrieben – und möchte nun neue Projekte auf den Weg bringen.

Die NHA unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit möchte Projekte vorantreiben, die beispielgebend für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Neben dem bereits seit einigen Jahren laufende Projekt VRONI zur Detektion der erblichen Stoffwechselkrankheit Familiäre Hypercholesterinämie (FH) bei Kindern, das mittlerweile von Bayern auf Niedersachsen („VRONI im Norden“) ausgeweitet wurde (wir berichteten), sind nun auch weitere Projekte mit Fokus auf asymptomatische Patientinnen und Patienten geplant. Das erläuterte der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) Prof. Stephan Baldus im Rahmen der 90. DGK-Jahrestagung in Mannheim.

Ihm zufolge arbeitet die NHA derzeit beispielsweise an einem Studienmodell zur Früherkennung von asymptomatischer Herzschwäche. Anders als in fortgeschrittenen Stadien leiden die Patientinnen und Patienten in der Anfangsphase der Erkrankung bei körperlicher Anstrengung noch nicht unter Luftnot oder anderen Beeinträchtigungen. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist sie allerdings therapierbar. Im Rahmen der Studie, die laut Baldus aller Wahrscheinlichkeit nach in Heidelberg und Homburg/Saar durchgeführt wird, soll bei 1000 asymptomatischen Patienten mit speziellen Risikofaktoren über eine einfache Blutprobe der BNP-Spiegel bestimmt werden. Ein erhöhter BNP-Wert ist ein sensitiver Marker für die Existenz einer frühen Herzinsuffizienz, erklärte Baldus, Direktor der Kardiologie im Herzzentrum der Uniklinik Köln.

Ein weiteres, in seiner Planung bereits weit fortgeschrittenes Projekt werde sich mit der Früherkennung von AV-Klappeninsuffizienzen befassen, führte der Experte aus. Im frühen Stadium sind die Symptome kaum wahrnehmbar, allerdings kann sich die Situation schnell verschlechtern – mit sehr ungünstigen Aussichten. Das Projekt soll dabei helfen, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.

Bessere Aufklärung könnte in Deutschland jährlich tausende Todesfälle verhindern

Auf der NHA-Agenda steht auch, in Deutschland die Notfall-Reanimationen durch Laien zu verbessern. „Ideen und Konzepte, wie man die Expertise gerade auch bei der jungen Bevölkerung verbessern könnte, hat die NHA bereits entsprechenden Regierungsstellen präsentiert“, erläuterte der Experte.

Noch in etwas weiterer Zukunft aber bereits in Planung sei zudem ein Projekt für den besseren Zugang zu Influenza-Impfungen für Hochrisiko-Herzpatientinnen und -patienten. „Wir wissen, dass diese ein sechsmal höheres Risiko für eine Herzmuskelentzündung haben, wenn sie sich mit Grippe infizieren. Trotzdem nehmen weniger als die Hälfte, die einen Anspruch darauf haben, und für die die klare Empfehlung existiert, das Angebot einer schützenden Grippeimpfung wahr.“ Auch da habe man bereits Ideen, wie durch wenig Aufwand eine flächendeckend bessere Prävention realisiert werden könne.

Forschungslandschaft in Deutschland muss dringend verbessert werden

Im Bereich der Forschung besteht ein großes Ungleichgewicht in Deutschland: Obwohl die Kardiologie die Patientengruppe mit den meisten Todesfällen vertritt, ist die Förderung siebenmal geringer als die der Krebsforschung. Ein generelles Anliegen der NHA ist es daher auch, die finanzielle Unterstützung für die Herz-Kreislauf-Forschung zu erhöhen und bürokratische Hürden abzubauen. Nur so könnten kardiale Erkrankungen besser verstanden und behandelt werden und Deutschland als Forschungsland international wettbewerbsfähig bleiben, betonte Baldus.