Kaum Evidenz für eine Verlängerung der Lebenszeit durch Krebsfrüherkennungstests23. April 2024 © Markus Mainka – stock.adobe.com (Symbolbild) Krebsfrüherkennungsuntersuchungen gelten als lebensrettend, da sie die Lebenserwartung erhöhen. Es ist jedoch nicht bekannt, ob Menschen mit den allgemein verwendeten Krebsfrüherkennungsuntersuchungen tatsächlich länger leben. Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse deuten nun darauf hin, dass die derzeitige Evidenz nicht die Behauptung untermauert, dass gängige Krebsvorsorgetests Leben retten, indem sie die Lebenszeit verlängern. Eine Ausnahme hiervon ist möglicherweise die KRK-Früherkennung mittels Sigmoidoskopie. Zur Abschätzung eines Lebenszeitgewinns durch Krebsvorsorgeuntersuchungen führten die Autoren eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von randomisierten klinischen Studien durch. Sie berücksichtigten Publikationen mit einem Follow-up von >9 Jahren, in denen die Gesamtmortalität und der geschätzte Lebenszeitgewinn für 6 gängige Krebsfrüherkennungstests angegeben wurden, wobei die Früherkennung mit keinem Screening verglichen wurde. Bei den untersuchten Tests handelte es sich um Mammographie-Screening für Brustkrebs, Koloskopie, Sigmoidoskopie oder Test auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) für Darmkrebs, Computertomographie-Screening für Lungenkrebs bei Rauchern und ehemaligen Rauchern oder prostataspezifischer Antigentest für Prostatakrebs. Die durch das Screening gewonnenen Lebensjahre wurden als Unterschied in der beobachteten Lebenszeit in den Screening- vs. Nichtscreening-Gruppen berechnet. Insgesamt berücksichtigten die Autoren Daten von 2.111.958 Probanden aus der Allgemeinbevölkerung, die an klinischen Studien teilgenommen hatten, in denen ein bzw. kein Screening mit den 6 Tests verglichen wurde. Die einzige Vorsorgeuntersuchung, bei der sich ein signifikanter Lebenszeitgewinn ergab, war die Sigmoidoskopie (110 Tage; 95%-KI 0–274 Tage). Kein signifikanter Unterschied ergab sich bei der Mammographie (0 Tage; 95%-KI −190 bis 237 Tage), dem Prostatakrebs-Screening (37 Tage; 95%-KI −37 bis 73 Tage), der Koloskopie (37 Tage; 95%-KI −146 bis 146 Tage), dem FOBT-Screening 1- oder 2-mal pro Jahr (0 Tage; 95%-KI −70,7 bis 70,7 Tage) und dem Lungenkrebs-Screening (107 Tage; 95%-KI −286 Tage bis 430 Tage). Fazit Die Ergebnisse dieser Metaanalyse deuten darauf hin, dass die Behauptung, gängige Krebsfrüherkennungsuntersuchungen würden Leben retten, indem sie die Lebenszeit verlängern, derzeit nicht belegt werden kann – mit Ausnahme der Darmkrebsfrüherkennung mittels Sigmoidoskopie. (bi) Autoren: Bretthauer M et al. Korrespondenz: Michael Bretthauer; [email protected] Studie: Estimated Lifetime Gained With Cancer Screening Tests. A Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials Quelle: JAMA Intern Med 2023;183(11):1196–1203. Web: https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2023.3798