Kehlkopfkrebs: Zeitpunkt des Therapiebeginns entscheidend

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Ein verspäteter Behandlungsbeginn beeinflusst die Überlebenschancen bei Kopf-Hals-Krebs, doch eine genaue Definition für „verspätet“ fehlt bislang beziehungsweise wird in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert. Ziel einer kürzlich publizierten retrospektiven Kohortenstudie war die genauere Definition des Zeitpunktes, ab wann ein Behandlungsbeginn bei allen Formen von Kehlkopfkrebs als verspätet gelten kann.

Die Daten zu der Untersuchung stammen aus einer großen Patientenkohorte der National Cancer Database (NCDB). Dazu wurden sämtliche Patienten mit Kehlkopfkrebs in der NCDB für den Zeitraum von 2006 bis 2014 identifiziert. Mittels rekursiver Trennanalyse wurde der Zeitpunkt ermittelt, an dem ein verzögerter Behandlungsbeginn zu einem erhöhten Risiko beiträgt.

Die Patienten wurden in drei Gruppen stratifiziert: keine Verzögerung, im Risikobereich, offenkundig verspätet. Um das Gesamtüberleben in diesen drei Gruppen vergleichen zu können, wurde die Kaplan-Meier-Methode angewandt und zur Identifizierung der Prädiktoren einer Verzögerung eine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt. Ein multivariates Cox-Regressionsmodell wiederum identifizierte die finalen Kovariaten, welche signifikant das Gesamtüberleben beeinflussen.

Die rekursive Trennanalyse ergab, dass eine Verzögerungsschwelle nach 46 Tagen als signifikant gelten kann und wenn das Baseline-Risiko nach 73 Tagen übertroffen wird. Eine Verzögerung von mehr als 73 Tagen ist mit einer 16-monatigen Abnahme des medianen Überlebens assoziiert (p < 0,001). Um Störvariablen auszuschließen, wurde nachträglich mittels multivariatem Cox-Regressionsmodell bestätigt, dass Patienten einen erhöhten Risikoquotienten aufweisen, wenn sie sich zeitlich im Risikobereich (angepasster Risikoquotient [aHR] 1,09; 95 % Konfidenzintervall [CI], 1,04 – 1,15) oder darüber befinden (aHR 1,26; 95 % CI, 1,18 – 1,35).

Die Autoren schreiben im Fazit, dass die Behandlung von Kehlkopfkrebs einer multidisziplinären Herangehensweise bedarf und die Koordination dieser Versorgung zeitaufwendig sein kann, die Studienergebnisse zeigten, dass ein um 46 bis 73 Tage verzögerter Behandlungsbeginn signifikant die Überlebenschancen beeinträchtigt. (am)