Keine vollständige Erholung von Geruchs- und Geschmackssinn nach COVID-Infektion

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US-amerikanische Forschende schätzen, dass etwa 20 Millionen COVID-Patienten in 2021 unter Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns leiden. Ein Großteil davon werde sich nicht vollständig erholen.

Während der COVID-19-Pandemie litten viele Patienten unter Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns, während und nach einer Infektion mit SARS-CoV-2. Forschenden des Massachusetts Eye and Ear Infirmary (Mass Eye and Ear), Boston (USA), analysierten nationale Daten zum Verlust von Geruchs- und Geschmacksinn retrospektiv. Auf Basis ihre Analysen schätzen sie, dass ein Viertel aller Amerikaner, die an COVID erkrankt waren, davon berichten ihr Geruchs- beziehungsweise Geschmackssinn habe sich nur unvollständig oder gar nicht erholt.

„Wir wollten die nationalen Auswirkungen von Störungen des Geruchssinns aufgrund einer COVID-Erkrankung quantifizieren“, sagte Neil Bhattacharyya, MD, Professor für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Mass Eye and Ear. „Mit diesen Daten können wir nachvollziehen, wie viele Menschen ihren Geruchs- oder Geschmackssinn wegen einer SARS-CoV-2-Infektion verloren haben und wie viele dieser Menschen sich nicht vollständig erholen werden.“

Die retrospektive Studie nutzte Daten des „2021 National Health Interview Survey (NHIS)“, Teil des „Centers for Disease Control (CDC)“. Der NHIS schließt Daten von 29.696 Erwachsenen ein. Im Rahmen der Datenerhebung wurden COVID-19-Patienten zu der Schwere ihrer Symptome befragt, ob sie unter Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns litten und zur Wiederherstellung dieser Sinne.

Die Forschenden berichten, dass 60 Prozent der im Rahmen der Untersuchung befragten Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion unter Verlust des Geruchssinns litten und 58 Prozent nicht mehr schmecken konnten. Darüber hinaus erholten sich Geruchs- beziehungsweise Geschmackssinn nicht bei allen Patienten vollständig, nachdem sie ihre Infektion überstanden hatten.

Der Studie zufolge erholte sich der Geruchssinn bei 72 Prozent der Patienten vollständig, bei 24 Prozent nur teilweise und bei mehr als drei Prozent erholte sich der Geruchssinn gar nicht. Für den Geschmackssinn sehen die Zahlen ähnlich aus: Bei 76 der COVID-Patienten mit Verlust des Geschmackssinns erholte sich dieser vollständig, bei 20 Prozent nur teilweise und bei mehr als zwei Prozent ebenfalls nicht. Aufgrund ihrer Daten gehen die Forschenden davon aus, dass Geruchs- beziehungsweise Geschmackssinn nach einer COVID-Erkrankung bei 28 Millionen Amerikanern möglicherweise beeinträchtigt ist.

Bhattacharyya zufolge war seine Motivation für die Studie ein Patient, der 25 Kilogramm abgenommen hat, in Zusammenhang mit seinem COVID-bedingten Verlust des Geruchssinns. Es gebe eine erhebliche Anzahl von Menschen, bei denen sich Geruchs- beziehungsweise Geschmackssinn nicht erholten, betonte Bhattacharyya.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist die Korrelation zwischen der der Schwere der COVID-Symptome und dem Ausmaß der Beeinträchtigung von Geruchs- und Geschmackssinn: Mit Zunahme der Schwere der COVID-Symptome, steigerte sich auch der Anteil der Patienten mit Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn. Außerdem verringerte sich die Wahrscheinlichkeit Geruchs- beziehungsweise Geschmackssinn vollständig wieder zu erlangen, je schwerer die COVID-Symptome waren.

Die Autoren der Studie weisen auf eine Einschränkung der Analyse hin: Das Geruchs- und Geschmackssinn eng zusammenhängen, sei es für Patienten möglicherweise schwierig selbst einzuschätzen welcher Sinn sich erholt oder nicht erholt hat. Trotzdem bleibe eine große Anzahl von Menschen mit Beeinträchtigung oder Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn als Folge von COVID-19.

Die Verwendung einer nationalen Stichprobe der Population ist den Autoren zufolge neu, allerdings seien nur Daten von Patienten eingeflossen, die im Jahr 2021 behandelt wurden. Patienten vor und nach 2021 wurden nicht berücksichtig. Auch wenn eine Person nach 2021 Geruchs- oder Geschmackssinn wiedererlangte, wurde dies nicht dokumentiert. Die Autoren weisen auch darauf hin, dass die Raten für Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn aufgrund von Infektion mit SARS-CoV-2-Varianten, die nach 2021 auftraten, sich von den in der Studie erhobenen Daten unterscheiden können. (ja)