Kinder ab vier Jahren können erfolgreich Wiederbelebung erlernen

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Bereits mit nur vier Jahren können Kinder die ersten Schritte der Wiederbelebung erlenen. Darauf machen Wiederbelebungsorganisationen aus aller Welt in einem aktuellen wissenschaftlichen Statement aufmerksam.

Das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) hat ein neues Statement zur Schülerausbildung in Wiederbelebung „KIDS SAVE LIVES“ unter Leitung von Prof. Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, veröffentlicht. Das Statement verdeutlicht auch, welches Potenzial die Schulung in Reanimationstechniken in Schulen auf die Überlebensrate von Betroffenen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand hat. Die Ausbildung von Schulkindern wird somit zu einer Schlüsselstrategie, um die Laienreanimationsquote dauerhaft zu erhöhen.

Das ILCOR ist der weltweite Dachverband aller Wiederbelebungsorganisationen. Als Verbund aus Reanimationsinstitutionen und Fachverbänden bewertet das ILCOR regelmäßig die aktuellen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wiederbelebung und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Das neu veröffentlichte Statement „KIDS SAVE LIVES: Basic Life Support Education for Schoolchildren: A Narrative Review and Scientific Statement From the International Liaison Committee on Resuscitation” ist durch eine weltweite Zusammenarbeit von 18 hochrangigen internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus zehn Ländern entstanden. Böttiger, der auch Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) ist, leitete das Projekt.

Das Statement wurde in gleich zwei hochrangigen wissenschaftlichen Journalen – „Circulation“ im amerikanischen Raum und „Resuscitation“ für den europäischen Raum – veröffentlicht. Ziel der Arbeit war eine Bewertung der gesamten vorhandenen internationalen Literatur über die Ausbildung von Schulkindern in lebensrettenden Sofortmaßnahmen, sagt Böttiger. Die zusammenfassenden Erkenntnisse verdeutlichen die hohe Bedeutung der Ausbildung von Schulkindern in Wiederbelebung. Bereits in jüngsten Jahren können demnach lebensrettende Maßnahmen erlernt und umgesetzt werden. Daneben werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung des Schulunterrichts aufgeführt.

Das ILCOR Statement unterstreicht folgende Ergebnisse:

  • Schulkinder sind hochmotiviert, Wiederbelebungsmaßnahmen zu erlernen und durchzuführen, ihr Wissen mit Familie und Freundinnen und Freunden zu teilen und damit als Multiplikatoren zu dienen.
  • Schon im Alter von vier Jahren sind Kinder in der Lage, die grundlegenden Schritte der Wiederbelebung zu erlernen. Ab diesem Alter können sie nach einem Training z.B. eine nicht normale Atmung und eine Bewusstlosigkeit erkennen. Damit ist ein früher Beginn des Wiederbelebungstrainings möglich. Mit spätestens sechs Jahren können Kinder nach einem Unterricht erklären, wie man den Notruf wählt und teilen korrekte Informationen zum Notfall mit.
  • Die effektive Kompressionstiefe bei einer Herzdruckmassage von fünf bis sechs Zentimetern kann ab einem Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren erreicht werden. Beeinflusst wird die Tiefe vorwiegend von Körpergewicht und Body-Mass-Index des Kindes. Trotz dessen sollte auch jüngeren Kindern die korrekte Kompressionstiefe und -frequenz unterrichtet werden, auch wenn sie diese u.U. beim Training nicht erreichen, um das Wissen langfristig zu fundieren und damit diese ggf. dabeistehende ältere Menschen entsprechend anweisen können.
  • Regelmäßiges Training der Wiederbelebungstechniken festigt die Fähigkeiten langfristig. Wird das Training bei den jüngsten Kindern begonnen, entwickeln und verankern sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse dauerhaft. Damit wird ein vierjähriges Kind, das weiß, wie man den Notruf wählt, zu einem zehnjährigen jungen Menschen, der eine effektive Herzdruckmassage ausführen kann.

Das ILCOR-Statement unterstreicht die außerordentlich hohe Bedeutung der Schülerausbildung in Wiederbelebung, angefangen bei den Jüngsten. Empfehlenswert ist ein kontinuierliches zweistündiges jährliches Training mit einer Kombination aus Theorie und Praxis, z.B. durch Lehrkräfte. Der Review empfiehlt alle Schulkinder, unabhängig ihres Alters, in Wiederbelebungsmaßnahmen zu schulen. Der Fokus liegt auf den Schritten „PRÜFEN-RUFEN-DRÜCKEN“. Auch der GRC setzt sich seit Jahren für die Implementierung eines verpflichtenden Reanimationsunterrichts für alle Schulkinder in Deutschland, spätestens ab der 7. Klasse, ein.