Kinder aus einem vegetationsreichen Wohnumfeld besitzen eine bessere Lungenfunktion24. Juli 2024 Foto: © Maryana/stock.adobe.com Eine Metaanalyse mit 35.000 Kindern aus acht europäischen Ländern unterstreicht den Zusammenhang zwischen grünen Lebensräumen in der Stadt und der Atemwegsgesundheit in der Kindheit Die Untersuchung ergab einen laut den Forschenden „robusten“ Zusammenhang zwischen einem regelmäßigen Aufenthalt in Grünflächen in der frühen Kindheit und einer besseren Lungenfunktion. Die vom Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) geleitete Studie wurde gerade in der Zeitschrift „Environment International“ veröffentlicht. In einer Metaanalyse ausgewertet hatten die Autoren Daten zu zehn europäischen Geburtskohorten aus Dänemark, Frankreich, Italien, Litauen, Norwegen, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich.* Dabei führten sie die Bewertung der Daten wurde für jeden Teilnehmer auf individueller Ebene durch. Daten zu von Grünflächen umgebenen Lebensräumen waren für zwei Zeitpunkte verfügbar: während der Schwangerschaft und während der Kindheit (Alter 3–12 Jahre). Als Indikator für Grünflächen in Wohngebieten verwendete das Forschungsteam den Normalised Difference Vegetation Index (NDVI) in einem 300-Meter-Umkreis um den genauen Wohnort der entsprechenden Familien. Beim NDVI handelt es sich um einen Index, der Satellitenbilder verwendet, um die Menge der Vegetation an einem bestimmten Punkt zu ermitteln. Die Lungenfunktion wurde in Spirometrien gemessen. Zur Beurteilung des Lungenvolumens ermittelten die Wissenschaftler die forcierte Vitalkapazität (FVC), außerdem maßen sie die Einsekundenkapazität (FEV1). Die statistischen Analysen zeigten, dass Kinder, die in einer vegetationsreicheren Umgebung lebten, eine bessere Lungenfunktion besaßen – insbesondere höhere FVC- und FEV1-Werte. Im Gegensatz dazu verfügten diejenigen, die in größerer Entfernung von Grünflächen lebten, ein geringeres Lungenvolumen (FVC). Während der positive Zusammenhang zwischen dem Leben in einer grüneren Umgebung und der Lungenfunktion unabhängig vom sozioökonomischen Status beobachtet wurde, erwies sich der Effekt bei Kindern aus besseren sozioökonomischen Verhältnissen als stärker. „Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Familien mit höherer Bildung oder höherem Einkommen Zugang zu qualitativ hochwertigeren, sichereren und besser gepflegten Grünflächen haben“, erläutert Erstautorin Amanda Fernandes, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung Forscherin bei ISGlobal war. Mögliche Mechanismen Die Forschenden untersuchten auch Zusammenhänge mit der Wohnanschrift – und somit der Lebensumgebung – der Mütter während der jeweiligen Schwangerschaft. Dabei stellten sie allerdings fest, dass in diesem Fall der Vegetationsgrad des Lebensumfeldes nicht mit einem der genannten Indikatoren für die Atemwegsgesundheit verbunden war. Dies deutet laut der Arbeitsgruppe darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Grünflächen und verbesserter Lungenfunktion mit etwas zu tun hat, das in der Kindheit geschieht. „Unser Verständnis davon, wie sich eine vegetationsreiche Umgebung auf die Lungenfunktion auswirkt, ist noch unvollständig“, betont Fernandes. „Wir wissen, dass Grünflächen zu einer Reduktion von Luftverschmutzung beitragen, was wiederum die Atemwegsgesundheit beeinflusst. Wir glauben auch, dass Vegetationsräume Kinder einer günstigen Mikrobiota aussetzen können, die zur Entwicklung des Immunsystems beiträgt und indirekt die Lungenfunktion beeinflussen kann. Schließlich weisen Grünflächen in der Nähe eines Wohnortes wahrscheinlich auf das Vorhandensein von Spielbereichen hin, die körperliche Aktivität in einem Alter fördern, in dem sich die Lungen noch entwickeln.“ Martine Vrijheid, Hauptautorin der Studie und Co-Direktorin des Programms „Umwelt und Gesundheit im Laufe des Lebens“ bei ISGlobal, ergänzt: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung, die die Integration von Grünflächen in den städtischen Raum für eine bessere Atemwegsgesundheit hat – auch bei Kindern. Wenn die Art und Weise, wie Städte gestaltet sind, ein Faktor ist, der zu ungleichen Verhältnissen [bezüglich der Lungengesundheit; A.d.R.] beiträgt, ist eine Stadtplanung wichtig, die bewusst zur Verringerung dieser Unterschiede beiträgt.“ Gesundheitliche Outcomes, die nicht mit Grünflächen zusammenhängen In der aktuellen Studie untersuchten die Autoren auch, ob Grünflächen in der Nähe des Wohnortes während der Schwangerschaft und in der Kindheit mit weiteren Auswirkungen auf die Atemwege, die Herz-Kreislauf-Gesundheit und die neurologische Entwicklung in Zusammenhang stehen. In diesen Punkten beobachteten sie jedoch keine weiteren Zusammenhänge. *Die Studie wurde im Rahmen des EU Child Cohort Network als Teil der von der Europäischen Union finanzierten Projekte LifeCycle, EUCAN-Connect und ATHLETE durchgeführt, im rahmen derer eine vollständig harmonisierte Datenanalyseplattform aufgebaut wurde. Bei den an der Studie beteiligten Kohorten handelt es sich um: Amsterdam Born Children and their Development, Niederlande (ABCD), Avon Longitudinal Study of Parents and Children, Vereinigtes Königreich (ALSPAC), Born in Bradford, Vereinigtes Königreich (BiB), Copenhagen Subset der Danish National Birth Cohort, Dänemark (DNBC), Etude des Déterminants du développement et de la santé de l’Enfant, Frankreich (EDEN), Generation R-Studie, Niederlande (GenR), Infancia y Medio Ambiente, Spanien (INMA), Kaunas Birth Cohort, Litauen (KANC), die norwegische Mutter-, Vater- und Kind-Kohortenstudie, Norwegen (MoBa) und Nascita e INFanzia: gli Effetti dell’Ambiente, Italien (NINFEA).
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