Kinder mit Sehbeeinträchtigung: Neue Strategien zur Verbesserung der Versorgung16. Februar 2018 Rehabilitationspädagogin Dr. Verena Kerkmann (r.) und hsg-Psychologie-Prof. Dr. Nina Gawehn. Foto: © hsg Rehabilitationspädagogin Dr. Verena Kerkmann wird in den nächsten drei Jahren an der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum und am Klinikum Dortmund gemeinsam mit hsg-Psychologie-Professorin Dr. Nina Gawehn an Strategien zur Verbesserung der Versorgung von Kindern mit einer Sehbeeinträchtigung arbeiten. Möglich machte dies das NRW-Landesprogramm “Karriereweg FH-Professur”. Im Rahmen des NRW-Landesprogramms “Karriereweg FH-Professur”, getragen vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft, hat die Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum einen Zuschlag für die Entwicklung eines innovativen Versorgungsmodells und den Ausbau der Lehre für die Gesundheitsfachberufe erhalten. Das Landesprogramm fördert besonders qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf dem Weg zur FH-Professur, indem sie die notwendige Berufserfahrung außerhalb des Lehrbetriebs sammeln können. Teilnehmer können über einen Förderzeitraum von drei Jahren berufspraktische Erfahrungen außerhalb des Hochschulbereiches sammeln und diese mit Lehr- und Forschungstätigkeiten im Fachhochschulkontext kombinieren. Sie sind dafür zeitgleich an einer Hochschule und einem externen Unternehmen tätig. Hierdurch sollen Forschung und Lehre eng mit der Praxis verzahnt werden. Sehbeeinträchtigung im Kindesalter Kerkmann beschäftigt sich mit dem Sehen im Kindesalter, einem fachlichen Schwerpunkt, der im Department für angewandte Gesundheitswissenschaften (DAG) der hsg insbesondere für die Entwicklungspsychologie, Logopädie und Ergotherapie anschlussfähig ist. Bei Kindern mit Entwicklungs-, Sprach- und Wahrnehmungsbesonderheiten ist nach Studienlage zu erwarten, dass diese auch Sehbeeinträchtigungen aufweisen. Um solche Zusammenhänge und Ansätze von Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten weiter zu erforschen, können gemeinsame Projekte angestoßen werden. “Zur Früherkennung, Diagnostik und Behandlung bei Sehbeeinträchtigung im Kindesalter bietet das Gesundheitswesen bereits viele Möglichkeiten. Auch für die Förderung und Unterstützung der Kinder gibt es spezialisierte pädagogische Fachkräfte”, betont die hsg. “Je nach Wohnort der Familien, sozialem Hintergrund, Komplexität der Beeinträchtigungen der Kinder, Schulform und Ausbildung sowie Vernetzung der Diagnostiker, Behandler und Pädagogen kann das Angebot jedoch sehr stark variieren.” „Eine Sehbeeinträchtigung kann die Chancen eines Kindes zur gesunden Entwicklung einschränken und gefährden – insbesondere, wenn diese unerkannt bleibt”, erklärt Kerkmann. “Dank des Landesprogramms erhalten wir nun die Chance, nachhaltige Strukturen und Angebote in den Kontexten der Sozialpädiatrie und Therapie zu entwickeln, die das Auffinden der Kinder erleichtern wird, die einer differenzierten Diagnostik und Unterstützung zugeführt werden sollten.“ Interdisziplinäre Begleitung von Familien frühgeborener Kinder Beim Praxis-Kooperationspartner Klinikum Dortmund gGmbH wird Kerkmann das Team der Entwicklungsneuropsychologischen Ambulanz (ENPA) im Sozialpädiatrischen Zentrum/Neuropädiatrie verstärken. In der ENPA, die von Dr. Nina Gawehn, hsg-Psychologie-Professorin mit dem Schwerpunkt “Entwicklungs- und Sozialpsychologie”, geleitet wird, werden frühgeborene Kinder und ihre Familien begleitet. Dies ist eine Zielgruppe, welche Studien zufolge ein besonders hohes Risiko für Sehbeeinträchtigungen aufweist. „Für unsere Arbeit mit Frühgeborenen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit essenziell. Das Thema Sehen stellt dabei eine Herausforderung in der Entwicklungsdiagnostik dar, welcher wir nun mit dieser zusätzlichen Expertise viel besser begegnen können“, kommentierte Gawehn den besonderen Nutzen der neuen Kooperation. “Seh-Losten-Sprechstunde” wird erprobt In den kommenden Jahren werden Kerkmann und Gawehn Strategien zur Verbesserung der Versorgung von Kindern mit Sehbeeinträchtigung entwickeln und erproben. Dafür wird eine “Seh-Losten-Sprechstunde” im Rahmen der Entwicklungsdiagnostik der ENPA erprobt. Ziel dabei wird es sein, neben der Arbeit mit jedem einzelnen Kind und seiner Familie auch den Ausbau von “Seh-Netzwerken” anzustoßen, die aus Gatekeepern (z.B. Nachsorgeambulanzen, Kinderärzten) und Therapeuten bestehen, die ihrerseits wiederum mit den klassischen Sehdisziplinen, wie unter anderem Augenheilkunde, Orthoptik, Sehbehindertenpädagogik oder Neurologie, vernetzt sind. In der Hochschule wird Kerkmann im DAG auch lehrend tätig sein. Quelle: Hochschule für Gesundheit (hsg)