Kinderärzte und Ernährungsexperten fordern effektivere Maßnahmen gegen Übergewicht27. März 2018 Foto: © urbans78 – Fotolia.com In Großbritannien wird ab dem 6. April 2018 auf Softdrinks eine Herstellerabgabe erhoben. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordert eine ähnliche Maßnahme auch für Deutschland, um den hohen Softdrink-Konsum zu senken. „Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie durch überzuckerte Produkte die Gesundheit unserer Kinder gefährdet wird. Und das gilt nicht nur für Softdrinks“, sagte Kinder-und Jugendarzt PD Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Die britische Softdrink-Abgabe beträgt laut Mitteilung der Allianz 18 Pence (20 Cent) pro Liter, wenn das Getränk 5 g oder mehr Zucker pro 100 ml enthält. Ab 8 g Zucker steigt sie auf 28 Pence (32 Cent). Bereits vor Inkrafttreten habe die Maßnahme Wirkung gezeigt, heißt es: “Mehrere Hersteller haben den Zuckergehalt in ihren Produkten deutlich gesenkt. Dass eine Abgabe auch den Konsum bremst, beweist Berkeley/Kalifornien, wo diese bereits eingeführt wurde”, betont DANK. Der Absatz von Softdrinks sei in Folge um bis zu 21 Prozent gesunken – “ein großer Gewinn für die Gesundheit der Konsumenten”. In Deutschland hingegen liegt der Konsum von Softdrinks nach Angaben der DANK weiter auf hohem Niveau. 11- bis 17-Jährige trinken demnach im Durchschnitt täglich mehr als 300 ml gesüßte Getränke. Das entspreche 30 Gramm Zucker, etwa so viel wie in 65 g (oder zwei Handvoll) Gummibärchen enthalten seien. „Mit Appellen an die Eltern ist dieser Trend nicht aufzuhalten“, sagte Rodeck, „hier ist die Politik gefordert.“ Projekte zu gesunder Ernährung in Schulen reichen in keiner Weise, um den riskanten Trend zu stoppen: „Wir brauchen Maßnahmen, die dauerhaft sind und die ganze Bevölkerung erreichen.“ Die Experten fordern, in Deutschland den Mehrwertsteuersatz für Softdrinks von derzeit 19 Prozent auf 29 Prozent anzuheben. Für ungesunde Produkte wie Fertigpizzas sollte der Satz auf 19 Prozent (statt heute 7 %) steigen. Im Gegenzug sollten dafür Obst und Gemüse (heute 7%) gänzlich von der Mehrwertsteuer befreit werden. Eine Studie1 der Universität Hamburg hatte berechnet, welche Auswirkungen diese Staffelung auf die Ernährung und das Körpergewicht hätte. Ergebnis: Der Anteil stark übergewichtiger Menschen würde nicht weiter ansteigen, sondern bei Männern um circa acht Prozent und bei Frauen um drei Prozent sinken. Weltweit ergreifen viele Industrieländer bereits politische Maßnahmen gegen Übergewicht. Doch in Deutschland scheiterten diese vor allem am Lobbyismus der Lebensmittelindustrie, kritisierte die DANK. Die neue Bundesregierung hat nun im Koalitionsvertrag eine „nationale Strategie zur Reduzierung von Übergewicht vor allem bei Kindern und Jugendlichen“ angekündigt. „Dazu müssen unbedingt steuerliche Maßnahmen gegen den hohen Softdrink-Konsum gehören“, sagte DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. Quelle: 1 Effertz, Tobias (2017): Die Auswirkungen der Besteuerung von Lebensmitteln auf Ernährungsverhalten, Körpergewicht und Gesundheitskosten in Deutschland, Universität Hamburg.
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