Klimawandel trifft Gesundheitssystem: Forschungsprojekt will Arztpraxen für Veränderungen fit machen14. Juli 2025 Mit steigenden Temperaturen nehmen auch Gesundheitsrisiken zu. Beim Umgang mit durch den Klimawandel bedingten Situationen – nicht nur mit ungewöhnlicher Hitze – im Gesundheitswesen soll die Klima-Toolbox des Projektes AdaptNet helfen. (Foto: © Monika Wisniews-ka/stock.adobe.com) Hitze gilt als das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko für die Menschen in Deutschland. Doch das Gesundheitswesen ist bisher nur unzureichend auf die wachsenden Belastungen vorbereitet. Hier setzt das Forschungsprojekt zur Anpassung der Gesundheitsversorgung an die Folgen des Klimawandels („AdaptNet“) an. Gemeinsam mit Partnern hat sich der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zum Ziel gesetzt, die haus- und fachärztliche Versorgung in Deutschland systematisch an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Ergebnis ist eine Klima-Toolbox, die in Praxen unkompliziert eingesetzt werden kann – von der Checkliste für Starkwetterereignisse bis hin zu Aufklärungsmaterial für Patienten. Projekt für sich verändernde Gegebenheiten Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen nehmen zu – mit unmittelbaren und langfristigen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung. Besonders gefährdet sind zum Beispiel ältere Menschen, chronisch Erkrankte und Kinder. Die ärztliche Versorgung ist dabei mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Hausarzt- und Fachpraxen müssen zunehmend klimabedingte Krankheitsbilder erkennen, behandeln und präventiv tätig werden. Doch bislang fehlt es an systematischem Wissen, konkreten Handlungsanleitungen und strukturellen Maßnahmen.Das soll sich durch AdaptNet ändern: Das Projekt ist ein gemeinsames Vorhaben des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der FAU mit der Universität Augsburg (Lehrstuhl für Regionalen Klimawandel und Gesundheit) und dem Heidelberg Institute of Global Health (HIGH) sowie dem Gesundheitsnetz QuE Nürnberg und der AOK Bayern. Gefördert mit rund 1,2 Millionen Euro durch den Gemeinsamen Bundesausschuss erforscht es, wie Praxen sich auf die neuen Anforderungen einstellen können – medizinisch, organisatorisch und in der Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsakteuren. So fordert die Hitze die Gesundheitsversorgung heraus „Unser Ziel ist es, konkrete Anpassungsstrategien der medizinischen Versorgung an den Klimawandel zu entwickeln, die möglichst niedrigschwellig in den Alltag der Arztpraxen integriert werden können“, betont Dr. Susann Hueber, Leiterin des Forschungsbereichs am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der FAU. So reagieren Medikamente wie Insuline besonders empfindlich auf Hitze, Blutdrucktabletten müssen unter Umständen im Sommer angepasst werden, die Zunahme von Starkregenereignissen und Überschwemmungen erfordern Notfallpläne, um die Infrastruktur in den Praxen zu sichern.Konkret erarbeitete das Projektteam fundierte Abschätzungen der klimawandelbedingten Veränderungen und welche Erkrankungen dadurch voraussichtlich häufiger auftreten werden. Darauf aufbauend wurden die erforderlichen Anpassungen bei der Versorgung abgeleitet. „Zu diesem Zweck haben wir die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in der Region Nürnberg als Beispiel eines städtischen Ballungsraums eingehend mit den AOK-Daten untersucht“, erläutert Hueber. Klimaanpassung im Praxisalltag Resultat ist eine Klima-Toolbox, ein Werkzeugkoffer für die haus- und fachärztliche Arztpraxis. Neben einer Online-Schulung, die Grundlagen und Praxiswissen zu Klimawandel und Gesundheit bietet, besteht die Klima-Toolbox auch aus Checklisten für Extremwetter, Stromausfall und Hitze, die Praxen konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung ihrer Krisenresilienz an die Hand geben. Hinzu kommen personalisierbare Infozepte, die bei der individuellen Beratung unterstützen genauso wie eine Zusammenstellung von Postern und Flyern zu Hitze, UV-Strahlung und Co. bis hin zu kostenlosen Videos fürs Wartezimmer.Die Toolbox wurde über zwei Jahre gemeinsam mit im Gesundheitsnetz QuE Nürnberg organisierten Haus- und Facharztpraxen entwickelt, erprobt und wird nun evaluiert. Die Rückmeldungen sind vielversprechend. „Die derzeit laufende Evaluation, die wir an der FAU federführend betreuen, zeigt, dass die von uns im Projekt entwickelten und zusammengestellten Materialen gut nutzbar sind und vielfältig eingesetzt werden“, unterstreicht Hueber. Zum Abschluss des AdaptNet-Projekts, das nach dreijähriger Laufzeit im Dezember 2025 endet, entsteht derzeit zudem noch ein Transferleitfaden mit kurzen Anleitungen und Beschreibungen, um die Klima-Toolbox auch in anderen Regionen, wie Hamburg, Köln oder München, zur Prävention und Versorgung klimasensibler Gesundheitsrisiken nutzen zu können.
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