Klinikreform: 94 Prozent der Schlaganfall-Patienten erreichen Stroke-Unit in 30 Minuten

Dem raschen Transport zur Klinik kommt beim Schlaganfall eine besondere Bedeutung zu. (Foto: © Christian Schwier – stock.adobe.com)

An diesem Freitag entscheidet der Bundesrat über die Klinikreform, in deren Rahmen es auf Empfehlung der Regierungskommission eine Konzentration der Schlaganfall-Akutversorgung auf eine Leistungsgruppe „Stroke Unit“ geben soll. Das deutsche Science Media Center hat aus diesem Anlass ermittelt, wie sich dies auf die Fahrzeiten bis zur nächstgelegenen Behandlungseinheit auswirken würde.

Zeit und Qualität sind bei der Behandlung eines Schlaganfalls entscheidend: Wenn die Blutversorgung des Gehirns nicht sichergestellt ist, sterben Nervenzellen ab. Es gilt, den Schlaganfall schnell zu erkennen und leitliniengerecht zu behandeln, um die Schäden im Gehirn möglichst klein zu halten.

Maximal eine Stunde darf laut des Eckpunktepapiers 2016 zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung nach Eingang des Notrufs vergehen, bis Patient:innen mit potenziellem Schlaganfall das Krankenhaus erreicht haben sollten. Die reine Fahrt bis zum Krankenhaus sollte dabei nicht mehr als 30 Minuten dauern.

Aber nicht nur die Zeit allein ist wichtig für die Prognose, sondern vor allem auch die Qualität der Behandlung. Erfolgt diese auf einer sogenannten Stroke Unit, sinkt das Sterberisiko im Vergleich zu einer Klinik ohne Stroke Unit nachweislich. Ebenso ist das Funktionsniveau im Alltag nach dem Schlaganfall bei Behandlung auf einer Stroke Unit besser. Nicht ohne Grund empfiehlt die aktuelle medizinische Leitlinie zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, dass alle Schlaganfälle auf einer Stroke Unit behandelt werden sollen.

Die Realität ist eine andere: Eine Umfrage unter Rettungsdiensten im deutschsprachigen Raum im Jahr 2020 zeigte, dass bis zu einem Drittel der Patienten mit leichter Symptomatik und bis zu 20 Prozent der schwer betroffenen Patienten in die nächstgelegene Klinik und damit nicht zwingend in eine zertifizierte Stroke Unit transportiert wurden.

Das SMC hat anhand der Qualitätsberichte der Krankenhäuser aus dem Jahr 2022 ermittelt, an welchen Klinikstandorten Schlaganfälle behandelt wurden, wie lange die Menschen bis zur nächsten Klinik mit oder ohne Stroke Unit fahren müssen und wie sich die Fahrzeiten verändern würden, wenn alle Schlaganfälle ausschließlich zu Klinikstandorten mit Stroke Units gefahren werden würden. Die Fahrzeiten werden für jede Gemeinde auf interaktiven Karten dargestellt.

Die Auswertung zeigt, dass die Fahrzeiten für gut 94 Prozent der Bevölkerung noch immer im Rahmen von 30 Minuten bleiben, wenn die Versorgung ausschließlich auf Stroke Units konzentriert würde. Der überwiegende Teil der Patienten könnte dann also fachgerecht und qualitativ in Kliniken mit Stroke Unit behandelt werden, ohne dass sich die Fahrzeiten relevant verlängern. Für die restlichen knapp sechs Prozent der Bevölkerung, die länger als 30 Minuten fahren würden, müssten spezielle Versorgungskonzepte wie etwa die Luftrettung und telemedizinische Netzwerke greifen.