Klinisches Studienzentrum der Dresdner Uni-Kinderklinik nimmt Arbeit auf

Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange (r.) schneidet mit Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, das rote Band anlässlich der Eröffnung des neuen Studienzentrums durch. (Foto: Uniklinikum Dresden/Holger Ostermeyer)

In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden hat das „Studienzentrum Pädiatrie“ seine Arbeit aufgenommen. Dort betreut ein Team Kinder, bei denen ein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, Typ-1-Diabetes zu entwickeln.


Nach dem Erfolg der Freder1k-Studie in Sachsen, bei der fast alle jungen Eltern – mittlerweile mehr als 13.000 – zur Teilnahme bereit waren, wird jetzt im Universitätsklinikum Dresden ein Studienzentrum eröffnet, in dem Kinder mit einem erhöhten genetischen Risiko für Typ-1-Diabetes im Rahmen der Präventionsstudie POInT vorbeugend behandelt werden. In die Studie können Kinder eingeschlossen werden, bei denen im Rahmen des 2016 begonnenen Freder1k-Neugeborenenscreenings ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes festgestellt wurde. Sie bekommen zum „normalen“ Essen Insulin als Pulver verabreicht – ein anderer Teil der Kinder (Kontrollgruppe) erhält ein Placebo.

Über die Schleimhäute des Mundes und des Verdauungstrakts wird das Immunsystem mit Insulin konfrontiert. Auf diese Weise soll der Organismus trainiert werden, damit keine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems gegenüber den insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse auftritt. Alle Kinder, die an der POInT-Studie teilnehmen, werden regelmäßig untersucht und ärztlich begleitet.

„Wir wollen jetzt die großartige Chance nutzen, wenn Kinder ein erhöhtes Risiko haben an Typ-1-Diabetes zu erkranken, diese schwere chronische Krankheit zu verhindern. Dazu wollen wir das Immunsystem dieser Kinder in einem sehr frühen Alter regelmäßig schulen“, sagte Prof. Ezio Bonifacio, der Direktor des Centers for Regenerative Therapies Dresden (CRTD). „In den letzten Jahren haben wir mit Studien wie ‚Freder1k in Sachsen‘ und ‚Fr1da in Bayern‘ viele Erfahrungen sammeln können, was die Umsetzbarkeit von Typ-1-Diabetes Risiko-Screening-Studien angeht. Durch diesen Erfolg können wir jetzt einen Schritt weitergehen und die Prävention voranbringen – die Chancen dafür stehen gut“.

Am Studienzentrum Pädiatrie werden die teilnehmenden Kinder und ihre Familien über die POInT-Studie informiert, im Umgang mit dem Medikament geschult und alle zwei Monate beziehungsweise später alle sechs Monate medizinisch untersucht. Das Studienzentrum soll – in enger Zusammenarbeit mit dem CRTD – Ausgangspunkt für den Aufbau eines „Centers for Early Diagnostics and Prevention of Childhood Inflammatory Diseases“ werden, das mittel- und langfristig in Dresden die translationale klinische Forschung für Kinder ermöglichen soll.

Gemeinsam mit Partnern in Deutschland, Schweden, Großbritannien, Polen, Belgien und Deutschland sollen europaweit mehr als 300.000 Kinder auf ein erhöhtes Typ-1-Diabetes-Risiko untersucht werden. „Jedes Kind, bei dem ein erhöhtes Risiko festgestellt wird, bekommt die Teilnahme an dieser Präventionsstudie angeboten. Sollte diese Studie das erhoffte Ergebnis erbringen, wäre dies ein Durchbruch in der Prävention einer bisher unheilbaren Krankheit“, sagte Prof. Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus: „In der Klinik sehen wir, in welche lebensbedrohlichen Situationen Kinder kommen, wenn sie an Typ-1-Diabetes erkranken und welch lebenslanges Schicksal das für die betroffenen Patienten und Familien bedeutet.“