Kodex zum Umgang mit Tabakindustrie: Kein Geld, keine Kooperationen, volle Transparenz20. November 2024 Foto: © Sergey Nivens/stock.adobe.com Ein kürzlich unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) veröffentlichtes Positionspapier skizziert, wie dem starken Einfluss der Tabaklobby begegnet werden kann, um Unabhängigkeit zu wahren. In einem Rahmenabkommen fordert die Weltgesundheitsorganisation WHO die Vertragsstaaten dazu auf, den Einfluss der Tabakindustrie weiter zu minimieren. „Dieser Aufforderung sind wir gefolgt und haben jetzt mit anderen medizinischen Fachgesellschaften regulatorische Empfehlungen zum Umgang mit der Tabakindustrie formuliert“, erklärt Koordinator Prof. Stefan Andreas, Sprecher der DGP-Sektion Tabakprävention und Gesundheitsfürsorge sowie Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen. Die DGP engagiert sich seit Jahrzehnten in der Tabakkontrollpolitik. So beobachten die Lungenfachärzte in Deutschland und anderen Ländern den stark zunehmenden E-Zigarettenkonsum bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen mit großer Sorge. „Die neuen Nikotinprodukte fordern das Gesundheitssystem in vielfältiger Weise heraus“, ist Andreas überzeugt. Aktuell finanziere die Tabak- und Nikotinindustrie beispielsweise Studien zu E-Zigaretten und beschönige gezielt die schädlichen Auswirkungen von regelmäßigem Tabakkonsum, obwohl wissenschaftlich erwiesen sei, dass dies süchtig sowie krank mache und auch soziale Missstände wie Armut begünstigen könne. Gemeinsam habe man sich daher auf die folgenden Grundprinzipien verständigt: Die beteiligten Fachgesellschaften lehnen Geld- oder Sachzuwendungen der Tabakindustrie (einschließlich Hersteller und Vertreiber von E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotin-Pouches) ab. Außerdem wollen die Unterzeichner des Kodex nicht mit Personen und Organisationen kooperieren, die von der Tabakindustrie gefördert werden oder deren Interessen fördern. Des Weiteren fordern die unterzeichnenden Fachgesellschaftern die Offenlegung von Beziehungen zu Tabakunternehmen. Strategien der Tabakindustrie effektiv begegnen Dabei stellen sich die Medizingesellschaften und Gesundheitsinstitutionen bewusst gegen die Einflussnahme vor dem Hintergrund aktueller Strategien: Dazu zählt zum Beispiel, dass Tabakunternehmen die Grenze zu kommerziellen Tabak- oder Nikotinerzeugnissen verwischen – die DGP spricht von einer „Pharmazeutisierung“. Eine weitere Strategie sei etwa, vermeintlich weniger schädliche neue Produkte auf den Markt zu bringen und Studien zu deren Auswirkungen zu fördern. Eine Metastudie zeige, dass durch die Tabakindustrie geförderte Studien über E-Zigaretten wesentlich seltener potenziell schädliche Effekte und Substanzen erbringen als solche Studien, die nicht gefördert wurden. „Mit unserem gemeinsam erarbeiteten Kodex möchten wir diesen Strategien effektiv begegnen“, sagt DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch und betont: „Er leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Wissenschaft vor Einflussnahme durch die Tabakindustrie besser zu schützen. Die Einflussnahme der Tabakindustrie darf uns als Medizinern nicht egal sein.“ Neben der DGP haben den Kodex folgende Partner unterzeichnet: Aktionsbündnis Nichtrauchen e. V. (ABNR)Deutsche Atemwegsliga e. V. (DAL)Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM)Deutsche Gesellschaft für Angiologie Gesellschaft für Gefäßmedizin e. V. (DGA)Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO)Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN)Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie e. V. (DGT)Deutsche Lungenstiftung e. V. (DLS)Deutsches Zentrum für Lungenforschung e. V. (DZL)Verband Pneumologischer Kliniken e. V. (VPK)Wissenschaftlicher Aktionskreis Tabakentwöhnung e. V. (WAT)Das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e. V.Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V.Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG)
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