Körperliche Fitness gleicht die negativen Auswirkungen von Bluthochdruck bei Männern teilweise aus

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Ein hohes Fitnessniveau kann bei Männern mit Bluthochdruck das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, verringern. Dies geht aus einer finnischen Langzeitstudie über 29 Jahre hervor, die im „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlicht wurde.

Frühere Studien haben gezeigt, dass eine hohe kardiorespiratorische Fitness mit einer höheren Lebenserwartung verbunden ist. In der aktuellen Studie wurde zum ersten Mal das Zusammenspiel zwischen Blutdruck, Fitness und dem Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, untersucht. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gute Fitness vor einigen der negativen Auswirkungen von Bluthochdruck schützen kann“, fasst Studienautor Prof. Jari Laukkanen von der University of Eastern Finland in Kuopio (Finnland) zusammen. 

Männer mittleren Alters über rund drei Jahrzehnte beobachtet

Die Studie umfasste 2280 Männer im Alter von 42 bis 61 Jahren, die in Ostfinnland lebten und an der Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study teilnahmen. Die Ausgangsmessungen wurden zwischen 1984 und 1989 durchgeführt. Dazu gehörten der Blutdruck und die kardiorespiratorische Fitness, die als maximale Sauerstoffaufnahme beim Fahren auf einem stationären Fahrrad gemessen wurde. Die Studienautoren stuften den Blutdruck als normal oder hoch (systolischer Blutdruck <140 mmHg bzw. ≥140 mmHg), die Fitness als niedrig, mittel oder hoch ein.

Das Durchschnittsalter bei Studienbeginn lag bei 53 Jahren. Die Teilnehmer wurden bis 2018 beobachtet. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 29 Jahren gab es 644 Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, analysierten die Forscher unter Berücksichtigung von Alter, Body-Mass-Index, Cholesterinspiegel, Raucherstatus, Typ-2-Diabetes, koronarer Herzkrankheit, blutdrucksenkenden Medikamenten, Alkoholkonsum, körperlicher Aktivität, sozioökonomischem Status und hochempfindlichem C-reaktivem Protein.

Betrachtet man allein den Blutdruck, so war dieser im Vergleich zu normalen Werten mit einem um 39 Prozent erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Mortalität verbunden (Hazard Ratio [HR] 1,39; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,17–1,63). Betrachtet man nur die Fitness, so war eine niedrige Fitness im Vergleich zu einer hohen Fitness mit einer 74 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit eines kardiovaskulären Todes verbunden (HR 1,74; 95%-KI 1,35–2,23).

Gute Fitness senkt das durch Hypertonie gesteigerte kardiovaskuläre Risiko

Zur Bewertung des gemeinsamen Zusammenhangs von Blutdruck und Fitness mit dem Risiko eines kardiovaskulären Todes wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt: 1. normaler Blutdruck und hohe Fitness (dies war die Referenzgruppe für den Vergleich); 2. normaler Blutdruck und niedrige Fitness; 3. hoher Blutdruck und hohe Fitness; 4. hoher Blutdruck und niedrige Fitness.

Männer mit hohem Blutdruck und geringer Fitness hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko für einen kardiovaskulären Tod wie Männer mit normalem Blutdruck und hoher Fitness (HR 2,35; 95%-KI 1,81–3,04). Bei Männern mit hohem Blutdruck und hoher Fitness blieb ihr erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bestehen, war aber schwächer: Es war 55 Prozent höher als bei Männern mit normalem Blutdruck und hoher Fitness (HR 1,55; 95%-KI 1,16–2,07). Unter Normotonikern bewirkte in der kombinierten Analyse ein geringes Fitnesslevel im Vergleich zu dem hohen ebenfalls ein um 76 Prozent gesteigertes kardiovaskuläres Risiko (HR 1,76; 95%-KI 1,35–2,23). Bei jenen mit mittlerem Fitnesslevel war es immerhin noch um 28 Prozent erhöht (HR 1,28; 95%-KI 1,02–1,62).

Laukkanen resümiert: „Sowohl hoher Blutdruck als auch niedrige Fitnesswerte waren mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle verbunden. Ein hohes Fitnessniveau schwächte das erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit bei Männern mit erhöhtem Blutdruck ab, beseitigte es aber nicht.“

In der Studie heißt es: Die Unfähigkeit der kardiorespiratorischen Fitness, das kardiovaskuläre Sterberisiko bei Menschen mit hohem Blutdruck vollständig zu eliminieren, könnte teilweise auf den starken, unabhängigen und kausalen Zusammenhang zwischen Blutdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sein.

Eine Steigerung des Fitnesslevels ist bei Männern mit Bluthochdruck demnach nicht ausreichend, um ihr kardiovaskuläres Risiko auf das eines Nichthypertonikers zu senken. „Die Kontrolle des Blutdrucks sollte bei Menschen mit erhöhten Werten weiterhin ein Ziel sein“, erklärt Laukkanen. Gleichzeitig betont er, dass Männer mit Bluthochdruck versuchen sollten, ihre Fitness durch regelmäßige körperliche Betätigung und die Vermeidung von Übergewicht zu verbessern.

In den Leitlinien der European Society of Cardiology wird empfohlen, dass Erwachsene aller Altersgruppen mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche mäßig intensive oder 75 bis 150 Minuten pro Woche intensive aerobe körperliche Aktivität oder eine gleichwertige Kombination anstreben sollten, um die Zahl der Todesfälle insgesamt, der kardiovaskulären Todesfälle und der Erkrankungen zu verringern.

(ah)