Kognitive Leistungsfähigkeit und sozioökonomische Faktoren: Erkenntnisse aus der NAKO Gesundheitsstudie27. Januar 2025 Die Einkommensituation beeinflusst die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter. (Foto: © Prostock-studio – stock.adobe.com) Um auch im Alter noch möglichst lange geistig fit zu bleiben, ist es wichtig, zu verstehen, welche Risikofaktoren die kognitive Leistungsfähigkeit frühzeitig beeinträchtigen könnten. Wissenschaftler haben nun anhand der Daten der NAKO-Gesundheitsstudie den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Ungleichheit und kognitiver Leistungsfähigkeit untersucht. Unter Federführung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Greifswald und dem Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig konnten die Forschenden beobachten, dass – insbesondere mit zunehmendem Alter – eine Assoziation zwischen kognitiver Leistungsfähigkeit und den Lebensbedingungen besteht. Zukünftige Analysen sollen die Prozesse dahinter genauer erforschen, um Wege zu finden, wie die kognitive Gesundheit in diesen Bevölkerungsgruppen verbessert werden kann. Die Teilnehmenden der NAKO-Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Bevölkerungsstudie, werden seit 2014 wiederholt in die Studienzentren zu medizinischen Untersuchungen eingeladen. Zu den Untersuchungen gehören auch neuropsychologische Tests. Ergebnisse dieser Tests von 158.144 Teilnehmenden der NAKO-Basisuntersuchung sowie selbstberichtete Angaben zu sozioökonomischen Faktoren und Erkrankungen waren Grundlage der aktuellen Auswertung. „Es ist bekannt, dass die kognitive Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt; das beginnt tatsächlich schon im mittleren Lebensalter. Um besser zu verstehen, welche Bedingungen dabei eine Rolle spielen, haben wir analysiert, ob ein Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten und der sozioökonomischen Situation besteht“, berichtet PD Dr. Francisca Rodriguez, Leiterin der Arbeitsgruppe „Psychosoziale Epidemiologie und öffentliche Gesundheit“ am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Konkret angeschaut wurde der mögliche Einfluss von Arbeitslosigkeit, Alleinleben sowie der Einkommenssituation. Beim Einkommen wurde zwischen Menschen, die oberhalb und unterhalb der von der Bundesregierung Deutschlands berichteten Armutsgrenze leben, unterschieden. Die Analyse zeigte, dass die kognitive Leistungsfähigkeit insbesondere bei Personen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze im Vergleich zu Personen mit Einkommen oberhalb der Armutsgrenze geringer war. Diese Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit waren ausgeprägter mit zunehmendem Alter. Die Möglichkeit einer umgekehrten Kausalität, ist bei der Interpretation der Ergebnisse aber nicht auszuschließen. Das heißt zum Beispiel, dass Menschen mit einem schnelleren kognitiven Abbau möglicherweise Schwierigkeiten haben, ein höheres Einkommen zu erzielen. „Für Menschen, die allein leben, haben wir nur eine geringe Assoziation mit der kognitiven Leistungsfähigkeit beobachtet. Wir gehen daher davon aus, dass das soziale Netzwerk einer Person von größerer Bedeutung sein könnte als das Alleinleben“, erklärt Rodriguez. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass ausreichend finanzielle Ressourcen möglicherweise wichtig für den Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit im höheren Alter sein könnten. Kognitive Fähigkeiten benötigen wir, um zu kommunizieren, Texte zu verstehen und Entscheidungen zu treffen. All das ist wichtig, um ein aktiver Teil unserer Gesellschaft zu sein und im späteren Leben auch zu bleiben. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Wege zu erforschen, wie kognitive Fähigkeiten insbesondere auch bei Personen, die wenig Geld zur Verfügung haben, schon früh im Leben gefördert und im späteren Leben aufrechterhalten werden können.“
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