Kombinationstherapie liefert neuen Therapieansatz bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Oben: Mini-Tumormodelle aus Patient*innengewebe, sogenannte Organoide, ohne und mit Behandlung. Unten: Tumor (blau) mit Makrophagen (gelb) Fresszellen, die bösartig veränderte Zellen erkennen und beseitigen können. Copyright: umg/constanza tapia contreras und gsh/zuzana tatarova

Deutsche Wissenschaftler haben einen vielversprechenden Behandlungsansatz für Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt. Durch die gleichzeitige Blockade zweier Signalwege – PI3Kα/δ und SUMO – sterben die Krebszellen ab und das Immunsystem wird aktiviert, um den Tumor zu bekämpfen.

In seiner Studie konnte das Team zeigen, dass die gleichzeitige Blockade der beiden zellulären Signalwege PI3Kα/δ und SUMO Pankreaskrebszellen gezielt abtötet. In Tiermodellen führte diese Kombinationstherapie zu einer deutlichen Verringerung des Tumorwachstums und aktivierte zusätzlich das körpereigene Immunsystem, um die Krebszellen zu bekämpfen.

Wissenschaftler mehrerer deutscher Zentren eingebunden

Beteiligt waren Forschende der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der Technischen Universität München (TUM), des Georg-Speyer-Hauses Frankfurt und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Leitung lag bei PD Dr. Matthias Wirth, Leiter der Arbeitsgruppe „Funktionelle Genomik und Therapieresistenz“, und Prof. Günter Schneider, Schwerpunktleiter Translationale Forschung, beide in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG, sowie Prof. Dr. Ulrich Keller, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Die Forschungsarbeiten wurden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Deutsche Krebshilfe, die Hector Stiftungen, die Wilhelm Sander-Stiftung und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) unterstützt. Erschienen sind die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Gastroenterology”.

„Unsere Arbeit zeigt, dass nur die gemeinsame Blockade beider Signalwege – PI3Kα/δ und SUMO – zur erfolgreichen Bekämpfung der Tumorzellen führt. Dies ist ein vielversprechender Ansatz für eine dringend benötigte neue Behandlungsstrategie”, unterstreicht Schneider, einer der drei Letztautoren der Studie.

Neue Erkenntnisse: Zwei Schwachstellen gleichzeitig angreifen

Der PI3K-Signalweg spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bisherige Versuche, diesen Weg therapeutisch zu blockieren, waren jedoch wenig erfolgreich. Die Göttinger Forschenden entdeckten nun, dass Krebszellen auf die Blockade des PI3K-Signalwegs mit der verstärkten Aktivierung eines anderen zellulären Mechanismus reagieren: der SUMOylierung. Bei diesem Prozess werden kleine SUMO-Proteine an bestimmte Zielproteine angehängt, wodurch deren Funktion und Stabilität verändert werden, was den Krebszellen hilft, sich an Stress anzupassen.

„Wir konnten erstmals zeigen, dass die beiden Signalwege wechselseitig voneinander abhängig sind. Blockiert man einen Weg, aktivieren die Krebszellen den anderen als Kompensation”, erklärt Keller.

Wirkung auf mehreren Ebenen

„Die Kombinationstherapie wirkt auf mehreren Ebenen. Sie tötet nicht nur die Krebszellen direkt ab, sondern aktiviert auch das Immunsystem. Die Abwehrzellen konnten besser in den Tumor eindringen und die Krebszellen bekämpfen. Diese doppelte Wirkung der direkten Krebszellabtötung und der Aktivierung der körpereigenen Abwehr macht den Ansatz besonders vielversprechend”, ergänzt Wirth. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die gleichzeitige Hemmung von PI3K und SUMO eine bislang ungenutzte Schwachstelle des Bauchspeicheldrüsenkrebses aufdeckt.“