Kongress der Augenheilkunde: Rekordbeteiligung und Innovationsinitiative

Vom 25. bis 28. September hatte die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft zu ihrem Jahreskongress ins Berliner Estrel geladen – Ein Kongress der Rekorde.Foto.©Schulz/ Biermann Medizin

Der Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) stand in diesem Jahr im Zeichen der Innovation. Das kam an: Das Leitthema „Ophthalmologie im Wandel – Gemeinsam die Zukunft gestalten“ zog insgesamt 5112 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Berliner Estrel-Kongresszentrum, darunter 3671 Fachteilnehmende – ein neuer Rekord.

„Die Jahrestagung hat gezeigt, dass viel Innovationspotenzial in der Zusammenarbeit über Generationen, Institutionen und Disziplinen hinweg steckt“, resümiert DOG-Präsident Prof. Siegfried Priglinger. Neben den Keynote Lectures zählten insbesondere das neue „Innovationsforum“ und die europäischen Facharztprüfungen („EBO-Examen“) zu den Highlights. Auch am Eye Run der Stiftung Auge beteiligten sich mehr Läuferinnen und Läufer denn je zuvor.

Innovationsforum mit zwei neuen Sitzungsformaten

Die Augenheilkunde steht vor technologischen, strukturellen und gesellschaftlichen Herausforderungen. „Auf dem Kongress wollten wir eine lebendige Plattform schaffen, auf der alle Akteure – Klinik, Forschung, Praxis, Industrie und Nachwuchs – gemeinsam an Antworten arbeiten“, erläutert Priglinger. Ein Innovationsforum mit zwei neuen Sitzungsformaten sollte dafür Anstöße geben: Bei „Startup Solutions“ wurden fortgeschrittene Projekte vorgestellt, die Lösungen für offene Fragen entwickeln. Beim Nachwuchs-Wettbewerb „Ophthalmo-Pitch“ zeichneten Jury und Publikum die drei besten innovativen Ideen junger Forschender aus. Darüber hinaus gab es einen Innovationsnachmittag zum Austausch zwischen Forschenden, Industrie und Meinungsbildnern.

„Die Innovationsinitiative mit ihren neuen Formaten hat mich durchweg begeistert“, sagt Priglinger. „Es war beeindruckend zu erleben, wie viele kreative, kluge und mutige Ideen in unserer Fachgesellschaft entstehen.“ Nun soll es in die Umsetzung gehen. „Vielversprechende Ideen dürfen nicht in der Schublade verschwinden, sondern müssen ihren Weg in die Praxis und letztlich zu den Patientinnen und Patienten finden“, betont Priglinger. Unterstützung dabei soll ein neu gegründeter DOG-Innovationsbeirat bieten, der Expertise aus Augenheilkunde, Biotechnologie, Patentrecht, Unternehmensentwicklung und Finanzierung zusammenbringt. „Unser Ziel ist es, Innovationskultur und unternehmerisches Denken innerhalb der DOG langfristig und strukturiert zu fördern“, führt Priglinger weiter aus.

International besetzte Keynote Lectures

Innovationen standen auch im Fokus der drei international besetzten Keynote Lectures. Prof. Claus Cursiefen zeigte neue Möglichkeiten in der Hornhauttransplantation auf, der belgische Forscher Prof. Bart P. Leroy berichtete über Herausforderungen in Gendiagnostik und Gentherapie bei Netzhauterkrankungen und der US-Amerikaner Prof. Dr. Richard F. Spaide stellte die Fortschritte der OCT-Technologie bei Netzhaut, Aderhaut und Glaskörper dar. „Ein weiterer Höhepunkt waren für mich die EBO-Examen, die das erste Mal auf der DOG abgelegt werden konnten“, sagt Priglinger. „Deutschland wird international geschätzt“, fügt der Direktor der Augenklinik an der Ludwig-Maximilians-Universität München hinzu.

Benefizveranstaltungen zugunsten der Stiftung Auge

Großen Zulauf erfuhr wieder das Kongress-Rahmenprogramm: 122 Läuferinnen und Läufer absolvierten am Freitagmorgen um 7 Uhr die bekannte Fünf-Kilometer-Laufstrecke als Benefizveranstaltung der Stiftung Auge der DOG. „Das ist eine neue Rekordbeteiligung“, freut sich Priglinger. Am Abend folgte auf das sportliche Highlight dann der musikalische Höhepunkt mit dem DOG in Concert. Das Benefizkonzert ebenfalls zugunsten der Stiftung Auge fand in diesem Jahr erneut im Musikinstrumenten-Museum in Berlin-Tiergarten vis-à-vis der Philharmonie statt.

Weitere Programmpunkte

Insgesamt konnten die Augenärztinnen und Augenärzte 252 Sitzungen besuchen – drei Keynotes, 68 Symposien, zehn DOG-Updates, vier International Experts Day Sitzungen, 49 Kurse, 21 freie Vortragssitzungen, 36 Postersitzungen, 73 Arbeitssitzungen, 11 Workshops und die Führungsakademie. 1371 Beiträge konnten in den wissenschaftlichen Sitzungen präsentiert werden. In der Industrieausstellung* zeigten 114 Aussteller auf 2552 Quadratmetern innovative Produkte und Services.

Wahlen der Präsidiumsmitglieder

Darüber hinaus wurden in Berlin turnusmäßig Mitglieder der Präsidien gewählt. Prof. Lars-Olof Hattenbach, Ludwigshafen, hat das Amt des Präsidenten der DOG übernommen – im kommenden Jahr findet die DOG unter seiner Präsidentschaft vom 24. bis 27. September 2026 wieder im Berliner Estrel statt. Prof. Siegfried Priglinger, München, ist nunmehr Zweiter Vizepräsident. Als Erste Vizepräsidentin und somit Kongresspräsidentin 2027 wurde Prof. Anja Eckstein, Essen, gewählt.

Ins Gesamtpräsidium wieder beziehungsweise neu gewählt wurden: Prof. Frank Holz, Bonn, als Schriftführer; Prof. Hans Hoerauf, Göttingen, als Vertreter der Hochschullehrer, die augenärztliche Leiter von Kliniken oder selbständigen Abteilungen an Universitäten oder Hochschulen sind; Prof. Verena Prokosch, Köln, und Prof. Dr. Anja Eckstein, Essen, als Vertreterinnen ophthalmologischer Hochschullehrer; Prof. Lutz Hesse, Heilbronn, als Vertreter hauptamtlich tätiger ophthalmologischer Chefärzte; Prof. Claudia Grünauer-Kloevekorn, Halle/Saale, und Prof. Christoph Haritoglou, München, als Vertretende in freier Praxis niedergelassener Augenärzte; Prof. Gerd Auffarth, Heidelberg, als Delegierter der DGII; Prof. Gerd Geerling, Düsseldorf, als Vertreter der DOG-Sektion Ophthalmoplastische und rekonstruktive Chirurgie; Prof. Philipp Maier, Freiburg, als Vertreter der DOG-Sektion Gewebetransplantation und Biotechnologie sowie Prof. Stephanie Joachim, Bochum, als stellvertretende Rechnungsprüferin.**

Alan C. Bird zum Preisträger der Graefe-Medaille gewählt

Die Mitgliederversammlung hat zudem Prof. Alan C. Bird, London/Großbritannien, zum nächsten Preisträger der Graefe-Medaille gewählt. Die Graefe-Medaille ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Fachgesellschaft und wird nur alle zehn Jahre für große Verdienste um die Ophthalmologie verliehen. Sie wird auf der DOG 2026 überreicht.

* Veranstalter der Industrieausstellung: Interplan Congress, Meeting & Event Management AG München

** Übersicht über die Zusammensetzung der DOG-Gremien: https://www.dog.org/die-dog/die-organe-und-gremien-der-dog