Konsortium zur Erforschung der Hirn-Clearance gegründet

Prof. Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie am UKB, und Dr. Katerina Deike-Hofmann, Ärztin der Klinik für Neuroradiologie am UKB erhalten für Ihre Forschung zur Hirn-Clearance eine Förderung von 1,3 Millionen Euro. (Foto: Alessandro Winkler/Universitätsklinikum Bonn)

Die Klinik für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat gemeinsam mit europäischen Partner-Universitäten EU-Fördermittel in Höhe von 1,3 Millionen Euro zur Gründung des Human Brain Clearance Imaging (HBCI)-Konsortiums eingeworben. Ziel der Forschungsgruppe ist es, bildgebende Methoden zur Darstellung der Hirn-Clearance beim Menschen zu entwickeln. 

Die Reinigung des Zentralen Nervensystems (ZNS) von toxischen Stoffwechselsubstanzen erfolgt bei gesunden Menschen automatisch im Schlaf – einer der Gründe, warum Schlaf so wichtig ist, damit unser Nervensystem funktioniert. Eine Fehlfunktion der Hirn-Clearance kann aber zu einer Anreicherung schädlicher Substanzen im Gehirn und einer Fehlfunktion der Nervenzellen führen. Entsprechend soll eine Beeinträchtigung der Hirn-Clearance an der Entstehung vieler neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer beteiligt sein.

Dr. Katerina Deike-Hofmann, Ärztin der Klinik für Neuroradiologie am UKB und Projektleiterin zum Thema Hirn-Clearance-Bildgebung am DZNE, und Prof. Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie am UKB und Leiter der Arbeitsgruppe Klinisches Neuro-Imaging am DZNE, freuen sich, den Forschungsstandort Bonn im – durch das EU Joint Programme – Neurodegenerative Disease Research (JPND) – geförderten Konsortium zu vertreten. Das UKB wird für das Projekt eng mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) kooperieren.

„Mehrere tierexperimentelle Studien konnten einen potenziellen Einfluss einer gestörten Hirn-Clearance auf eine Reihe neurodegenerativer Erkrankungen zeigen. Nächster Schritt ist nunmehr, dass wir es schaffen, dieses Wissen in die klinische Anwendung zu bringen“, betont Deike-Hofmann. Der besondere Vorteil des Standortes Bonn liege in diesem translationalen Projekt in der unmittelbaren Nähe des UKB und des DZNE, da hier die Bereiche klinische Forschung, künstliche Intelligenz, MR-Physik (Magnetresonanztomographie) und Bildverarbeitung in räumlicher Nähe zusammenarbeiten.

„Doch nicht nur die Vorteile am eigenen Standort können bei den geplanten Projekten hilfreich sein. Besonders wertvoll ist auch der Austausch mit den internationalen Kolleginnen und Kollegen aus den Standorten Kopenhagen, Oslo, Leiden und Umeå“, erklärt Deike-Hofmann. Unter den Kooperationspartnern ist unter anderem die Neurowissenschaftlerin Prof. Maiken Nedergaard (Universität Kopenhagen, Universität Rochester), die das sogenannte „glymphatische System“ 2013 erstmals beschrieb und damit die Grundlage für das heutiges Verständnis der Brain-Clearance schuf.

Gemeinsames Ziel des Konsortiums ist es, Bildgebungsmethoden zu entwickeln, die eine nicht oder nur gering-invasive Darstellung der Hirn-Clearance beim Menschen ermöglichen. „Unsere Vision ist es, insbesondere neurodegenerative Erkrankungen durch diesen neuen Imaging-Biomarker noch früher erkennen und besser behandeln zu können“, erklärt Radbruch.