Kontinenz- und Beckenbodenzentrum in Bensheim erweitert

Wartebereich des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums im Heilig-Geist Hospital Bensheim. Foto: Thomas Neu / Artemed Se

Das interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenbodenzentrum am Heilig-Geist Hospital (HGH) in Bensheim (Hessen) ist durch die vor einem Monat gegründete gynäkologische Hauptabteilung erweitert worden.

Das Heilig-Geist Hospital verfügt bereits über die Auszeichnung als Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Die beiden Chefärztinnen der Gynäkologie, Dr. Ratiba Ritter (AGUB II-zertifiziert) und Dr. Bea Wiedemann, werden von den gynäkologischen Belegärzten Dr. Mathias Wiemers und Peter Ludwig unterstützt. Auf Seiten der Urologie arbeitet PD Dr. Daniel Pfalzgraf, Chefarzt der Urologie, im Kontinanzzentrum mit, darüber hinaus Dr. Jens Jonescheit, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Weitere Unterstützung erhält das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum aus den Bereichen der Gastroenterologie, der Schmerztherapie, der Proktologie sowie der Physiotherapie. Damit sei am Standort Bensheim das umfangreichste Zentrum zur Behandlung von Kontinenz- und Beckenbodenbeschwerden im Kreis Bergstraße begründet worden, heißt es von Seiten des Krankenhauses.

Geschäftsführer Frank Löscher freut sich über den Ausbau des Zentrums am Heilig-Geist Hospital: „Das Thema Inkontinenz betrifft fast jede vierte Person in Deutschland. Wir sind stolz darauf, der Bergsträßer Bevölkerung bei diesem wichtigen und sensiblen Thema eine interdisziplinäre Anlaufstelle bieten zu können, an der für jegliche Varianten des Krankheitsbildes eine individuelle auf den Patienten zugeschnittene Lösung gefunden werden kann.“

Harninkontinenz und Descensus bei der Frau

Die Diagnose von Harninkontinenz und Descensus bei der Frau erfolgt in der Regel über die gynäkologische Untersuchung mittels Ultraschall des Beckenbodens (Pelvic floor Sonographie). Eine urodynamische Abklärung, bei welcher der Blasendruck gemessen und so die Funktion der Harnblase überprüft wird, ist in Einzelfällen zur Differenzierung der Inkontinenz notwendig. Eine Behandlung kann operativ durch die Verwendung von körpereigenem Material oder das Einsetzen eines Bandes aus Kunststoff erfolgen, das unter die Harnröhre gelegt wird (TOT/TVT-Band). Darüber hinaus besteht im HGH die Möglichkeit zur Durchführung offener Verfahren der Kontinenzherstellung bis hin zum künstlichen Schließmuskel. Auch eine Injektion von Botulinumtoxin A oder die Implantation eines Blasenschrittmachers können bei einer Harninkontinenz zum Erfolg führen. Auch im Bereich der Beckenbodensenkungen können im HGH nach eigenen Angaben künftig nahezu alle operativen Methoden mit und ohne Fremdmaterial zur Behandlung eines Beckenbodenvorfalls angeboten werden.

Harninkontinenz des Mannes

Die Harninkontinenz beim Mann tritt unter anderem nach Prostataoperationen auf. In vielen Fällen kann durch konsequentes Beckenbodentraining eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Wie bei der Frau besteht auch bei Männern grundsätzlich die Möglichkeit der Implantation eins Kontinenzbandes. Schwere Formen der Harninkontinenz beim Mann werden im HGH unter anderem durch die Implantation eines künstlichen Schließmuskels behandelt. Dieser imitiert die Funktion eines gesunden Schließmuskels, hält die Harnröhre geschlossen und öffnet sich nur durch Eingriff des Patienten.

Stuhlinkontinenz

Da die kontrollierte Ausscheidung von Stuhl ein komplexer Vorgang ist, an dem viele Faktoren beteiligt sind, können ganz unterschiedliche Störungen in diesem Ablauf Ursache für eine Stuhlinkontinenz sein. Infrage kommen muskuläre Störungen, neurologische Störungen, sensorische Störungen der Schleimhaut sowie Störungen der rektalen Speicherfunktion. Ebenso wie die Ursachen sind auch die Behandlungsmöglichkeiten breit gefächert. Sie reichen von einer Ernährungsumstellung und Beckenbodentraining über Elektrostimulationen bis hin zu operativen Lösungen wie einem Schrittmacher oder einem künstlichen Schließmuskel.

(HGH/ms)