Kontinenzkongress bietet interdisziplinäre Diskussionsplattform

„Unser wichtigster Antrieb ist es, die Lebensqualität wieder herzustellen“, sagt Prof. Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Foto: Uni WH

Vom 22.–23.11.2024 findet in Essen der 35. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft statt. Ziel der Veranstaltung ist es, eine Plattform für einen Austausch zwischen Ärzten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen sowie Fachpersonal aus der Physiotherapie und der professionellen Pflege zu bieten.

Die Veranstalter erwarten rund 1000 Fachärzte, Physiotherapeuten und Pflegefachkräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In zahlreichen Vorträgen, Video-Sitzungen und praktischen Workshops werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Diagnose und Therapie von Inkontinenzerkrankungen und Erkrankungen des Beckenbodens vorgestellt, ausgetauscht und diskutiert.

Prominenter Besuch

Als besonderes Highlight wird der Rollstuhlathlet Marcel Hug den Eröffnungsvortrag „Push! Wheels : limits : visions” halten. Hug ist 7-facher Paralympics-Goldmedaillengewinner, 12-facher Weltmeister und 6-facher Europameister in verschiedenen Disziplinen wie etwa dem Marathon. Mit einem Spina bifida (offener Rücken) geboren, nahm Hug bereits mit 10 Jahren an seinem ersten Juniorenrennen teil und startete damit seine herausragende Karriere.

„Die Inkontinenzerkrankung ist eine Volkskrankheit, die aufgrund eines leider immer noch hartnäckigen gesellschaftlichen Tabus zu häufig bagatellisiert wird“, erklärt Prof. Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. „Rund 10 Millionen Menschen alleine in Deutschland sind betroffen. Immer wieder begegnen uns in unserer täglichen Arbeit in den Arztpraxen und Kliniken Menschen, die aufgrund ihrer Inkontinenzerkrankung seit Jahren Ihre Lebensqualität verloren haben. Unser wichtigster Antrieb ist es, diese wieder herzustellen. Dies gelingt uns in den meisten Fällen, Voraussetzung ist allerdings der Arztbesuch. Unsere Motivation ist es, das Tabu zu brechen und die Betroffenen dazu zu bewegen, den ersten Schritt zu gehen“, so der Chefarzt der Urologischen Klinik am Ev. Krankenhaus Witten und Professor für Urogeriatrie am Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten Herdecke.

Nachwuchs an die Hand nehmen

„Besonders am Herzen liegt uns die Verantwortung und die Förderung des Nachwuchses“, ergänzt Dr. Albert Kaufmann, Leitender Arzt Neuro-Urologie am Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwill. „Aus diesem Grunde haben wir erfahrene Kolleginnen und Kollegen dafür gewonnen, den ärztlichen Nachwuchs in ‚Hands-on‘-Kursen im wahrsten Sinne des Wortes ‚an die Hand zu nehmen‘.“ Gemeinsam mit dem Stuttgarter Gynäkologen Dr. Wolfgang Theurer sowie Prof. Andreas Kirschniak, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach, wird Kaufmann die Kongresspräsidentschaft für den 35. Jahreskongress der Deutschen Kontinenzgesellschaft übernehmen.

(Deutsche Kontinenz Gesellschaft / ms)