Kopf-Hals-Krebs: Bessere Versorgung im spezialisierten Zentrum?31. Januar 2024 Foto: CrazyCloud/stock.adobe.com Wohnortnahe Versorgung oder spezialisiertes akademisches Zentrum? Eine aktuelle Studie Forschender des Johns Hopkins Hospital in Baltimore (USA) kommt zu dem Schluss, dass Patienten von der Versorgung in einem spezialisierten Zentrum profitieren. Laut der Studie werden Patienten mit HPV-bedingten Plattenepithelzellkarzinomen des Oropharynx in den USA zunehmend in kommunalen Krebszentren („community cancer center“) versorgt, haben aber schlechtere Überlebenschancen als Patienten, die in akademischen Spezialzentren versorgt werden. Wohnortnah versorgte Patienten würden mit geringer Wahrscheinlichkeit adäquat versorgt, etwa mit in den nationalen Leitlinien empfohlenen Operationen. Stattdessen erhielten Patienten eher Strahlentherapie als Erstlinienversorgung. Dadurch verschlechtert sich der Studie zufolge das Outcome für diese Patienten – nach Ansicht der Studienautoren eine bedenkliche Entwicklung. „Der Ort der Behandlung bestimmt die Ergebnisse der Patienten und kann die Therapielandschaft und das Überleben dieser seltenen Kopf- und Halskrebspatienten künftig beeinflussen“, erklärte die leitende Studienautorin Carole Fakhry, M.D., M.P.H., Direktorin des Johns Hopkins Head and Neck Cancer Center. In den USA erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen neu an Oropharynxkarzinom. Die Mehrheit ist HPV-positiv. Fakhry und ihre Kollegen analysierten Daten von mehr als 20.000 Patienten mit HPV-bedingtem Plattenepithelzellkarzinom des Oropharynx aus der U.S. National Cancer Database, die zwischen 2010 und 2019 diagnostiziert und therapiert worden waren. Zwei Drittel der Patienten wurden in akademischen Spezialzentren behandelt, allerdings steigerte sich der Anteil der wohnortnah versorgten Patienten von 24 Prozent im Jahr 2010 auf 36 Prozent im Jahr 2019. Setze sich dieser Trend fort, werde bis 2030 die Hälfte aller Patienten mit diesem seltenen Krebs in kommunalen Krebszentren versorgt, so die Prognose der Studienautoren. Fakhry zufolge fühlen sich Kliniker in den kommunalen Krebszentren zunehmend sicher in der Behandlung HPV-bedingter Oropharynx-Plattenepithelzellkarzinome, was die Entwicklung erkläre. Allerdings bleiben Behandlungsqualität in kommunalen Krebszentren und Überlebensraten hinter denen von Patienten zurück, die in akademischen Krebszentren behandelt werden. So erhalten beispielsweise immer mehr Patienten in kommunalen Zentren eine nicht-chirurgische Strahlentherapie. Die Zahl der Patienten, die eine nicht-chirurgische Behandlung erhalten, stieg während des Studienzeitraums von 62 auf 74 Prozent. Auch was die Überlebensraten der Patienten betrifft, schneiden kommunale Zentren schlechter ab: Zwischen 2010 und 2013 waren die Überlebensraten für beide Arten von Zentren ähnlich. Zwischen 2014 und 2017 überlebten jedoch etwa 87 Prozent der an akademischen Krebszentren behandelten Patienten, verglichen mit etwa 81 Prozent an kommunalen Krebszentren, so die Studie. Diese Trends hätten wichtige Implikationen für die zukünftige Behandlungsqualität, betonte Fakhry. „Das Behandlungsvolumen an akademischen Zentren ist wichtig für die Ausbildung der nächsten Generation von Ärzten. Wenn die Bestrahlung die primäre Behandlungsmethode der Zukunft in kommunalen Zentren ist, könnte zudem ein größerer Bedarf an Radioonkologen und multidisziplinären Teams entstehen, die für die leitliniengerechte Versorgung dieser Patienten entscheidend sind“, fügte Dr. Danielle Trakimas, Hauptautorin der Studie und Fachärztin für HNO-Heilkunde am Johns Hopkins Hospital, hinzu. „Wenn Patienten mit diesen Kopf-Hals-Tumoren seltener in akademischen Zentren behandelt werden, müssen wir die Faktoren besser verstehen, die für die unterschiedlichen Überlebensraten verantwortlich sind.“ Die Studie untermauert auch die Belege dafür, dass Behandlungszentren mit höheren Fallzahlen bessere Ergebnisse erzielen als solche mit geringeren. Akademische Zentren, die sich auf die Behandlung seltener Kopf-Hals-Krebsarten spezialisiert haben, bieten mit größerer Wahrscheinlichkeit transorale Roboterchirurgie an. Sie sind möglicherweise besser in der Lage, eine Betreuung durch multidisziplinäre Teams und eine Rundumversorgung anzubieten – beides verbessere die Ergebnisse für die Patienten, erläuterte Fakhry. „Es stellt sich die Frage, ob wir die Behandlung von HPV-bedingten Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx in akademischen Zentren mit hohem Patientenaufkommen konzentrieren sollten, um die Versorgung zu optimieren“, fuhr sie fort.
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