Kopf-Hals-Krebs durch HPV – Früherkennung durch Speicheltest?23. November 2021 Chamindie Punyadeera, leitende Autorin der Studie, führt einen nimmt eine Speichelprobe zum Nachweise von HR-HPV-DNA – ein möglicher Biomarker zur Früherkennung. Foto: Chamindie Punyadeera Eine aktuelle Studie zeigt, dass HR-HPV-DNA im Speichel von Patientinnen und Patienten mit HPV-bedingtem Kopf-Hals-Krebs nachgewiesen werden kann, was die Möglichkeit einer einfachen Früherkennung eröffnet. Krebsauslösende Hochrisiko-humane-Papillomviren (HR-HPV) sind für die steigende Inzidenz HR-HPV-bedingter Kopf-Hals-Krebsfälle verantwortlich, insbesondere Oropharynxkarzinome (OPC). Australische Forschende konnte kürzlich zeigen, dass HR-HPV-DNA im Speichel der meisten Patientinnen und Patienten mit HPV-bedingtem OPC zum Zeitpunkt der Diagnose nachgewiesen werden kann. Die Studienergebnisse könnten ein Früherkennungsprogramm für Kopf-Hals-Krebs auf der Basis von Speicheltests auf HR-HPV-DNA ermöglichen. „Trotz der Zunahme HPV-bedingter Kopf-Hals-Krebs-Erkrankungen gibt es keine Methoden zur Früherkennung oder Screening-Strategien für diesen Krebstyp – anders als bei Gebärmutterhalskrebs, der durch die selben Viren ausgelöst wird. Deshalb brauchen wir Biomarker, die eine Früherkennung, Überwachung und Krankheitsprognose ermöglichen, um steigende Inzidenz HPV-bedingter OPC zur bekämpfen“, betont die leitende Studienautorin Chamindie Punyadeere, PhD, Leiterin des Saliva & Liquid Biopsy Translational Laboratory, School of Biomedical Science, Faculty of Health, Queensland University of Technology (QUT), and Translational Research Institute, Brisbane, QLD, Australien. Punyadeera und ihr Team haben den Nachweis von HPV im Speichel als Biomarker für HPV-HNC und Überlebensmuster im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des Tests untersucht, bei Patientinnen und Patienten mit OPC. Ziel war es, den Nutzen von HR-HPV im Speiche als prognostischen Biomarker für OPC zu bestimmen. An 491 Patientinnen und Patienten wurde zum Diagnosezeitpunkt des HNC ein Speicheltest durchgeführt, außerdem bei zehn Patientinnen beziehungsweise Patienten mit einem Rezidiv. Im Speichel von 43 Prozent der Patientinnen und Patienten konnte HPV-DNA nachgewiesen werden. Der Hochrisiko-Stamm HPV 16 wurde in 92 Prozent der HPV-positiven Speichelproben gefunden. In der großen Mehrheit der Fälle ging der HPV-bedingte Kopf-Hals-Krebs vom Oropharynx aus, insbesondere von Gaumenmandeln und Zungenboden. Das bestätigt den Oropharynx als Schwerpunkt für diesen Krebs. 72 Prozent der OPC-Patienten waren positiv für HR-HPV in ihrem Speichel und die Überexpression der Tumorgens p16 konnte in 89,3 Prozent der Fälle beobachtet werden. Für die Autoren bestätigen die Studienergebnisse den Nutzen eines Speicheltests als Biomarker zur Früherkennung und Screening auf HR-HPV-DNA. 215 OPC-Patientinnen und -Patienten wurden für fünf Jahre nachverfolgt. Patienten und Patientinnen mit HR-HPV-positivem Speicheltest hatten einen klaren Überlebensvorteil, verglichen mit Patientinnen und Patienten ohne Nachweis von HR-HPV in ihrem Speichel: Der Median für ereignisfreies Überleben lag für ersteres bei 205 Monaten, für Patientinnen und Patienten mit HR-HPV-negativem Speichel bei 82 Monaten. Auch wenn die Anzahl der Studienteilnehmer mit Rezidiv insgesamt klein war, weisen die Ergebnisse doch darauf hin, das HR-HPV im Speichel für die Mehrheit der Patienten mit lokoregionalem Auftreten positiv ist. „Bedenkt man die Tatsache, dass die Methode einerseits nichtinvasiv ist und die Probenentnahme einfach, ist der Test auf HR-HPV im Speichel ideal, um nichtsymptomatische Personen zu screenen und Patienten mit HPV-bedingten Kopf-Hals-Krebs langfristig zu überwachen”, so Punyadeera. Sie zeigt sich aufgrund der Studienergebnisse davon überzeugt, dass ein Speicheltest auf HR-HPV Teil “in naher Zukunft” der klinischen Routine bei Patienten mit HPV-bedingtem OPC werden könnte. Nach Ansicht von Sarju Vasani, MD, Royal Brisbane and Women’s Hospital, hat diese Liquid Biopsy das Potenzial die Therapieauswahl zu personalisieren und bei der Krankheitsprognose zu helfen. “Es hilft bei der Auswahl der Patienten für eine adjuvante Therapie und wird uns auf Rezidive hinweisen, bevor Bildgebung oder klinische Untersuchungen spezifische Abweichungen feststellen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis dieses Biomarker von der Forschung in die klinische Praxis kommen”, betont der Studienautor. In einigen Ländern, etwa den USA, haben HNC und insbesondere OPC Gebärmutterhalskrebs als die häufigste HPV-bedingte Krebserkrankung überholt. Die Diagnose wird meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt, da die Krebsarten im Frühstadium schwierig durch Bildgebung oder klinische Untersuchung zu lokalisieren sind. Dabei können diese Krebsarten bereits in einem frühen Stadium metastasieren, wenn der Primärtumor noch nicht detektiert werden kann. (ja) Originalpublikation: Weeramange CE et al. Salivary High-Risk Human Papillomavirus (HPV) DNA as a Biomarker for HPV-Driven Head and Neck Cancers. The Journal of Molecular Diagnostics 2021;23(10):1334-1342.
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