Kopf-Hals-Krebs: Immuntherapie vor und nach Chirurgie verbessert Outcomes30. April 2025 Abbildung: © hore/stock.adobe.com Eine klinische Phase-III-Studie aus den USA zeigt, dass der Einsatz von Pembrolizumab vor und nach Standardoperationen bei Patienten mit Kopf-Hals-Krebs das ereignisfreie Überleben signifikant verlängert. Zusätzlich zu dem längeren ereignisfreien Überleben ohne Krebsrezidiv hätten sie bei den prä- und postoperativ mit Pembrolizumab behandelten Personen außerdem eine höhere Tumorschrumpfungsrate vor der Operation festgestellt, berichten die Wissenschaftler in der ersten Zwischenanalyse ihrer randomisierten, offenen klinischen Phase-III-Studie KEYNOTE-689. Die Untersuchung unter der Leitung von Forschenden des Dana-Farber Brigham Cancer Center und der Washington University School of Medicine in St. Louis (beide USA) sei die erste seit mehr als 20 Jahren, die für diese Patientengruppe Verbesserungen der Behandlungsergebnisse gegenüber der Standardbehandlung zeige, unterstreichen die Verantwortlichen. Die derzeitige Standardbehandlung bei resektablem Kopf-Hals-Karzinom umfasst Operation, Bestrahlung und Chemotherapie, wobei nur 40 bis 50 Prozent der Betroffenen länger als fünf Jahre leben. „Diese Studie wird die Praxis grundlegend verändern“, erklärt Dr. Robert Haddad, Leiter der Abteilung für Kopf-Hals-Onkologie und Inhaber des McGraw-Lehrstuhls für Kopf-Hals-Onkologie am Dana-Farber Cancer Institute sowie Professor für Medizin an der Harvard Medical School. Haddad ist leitender Prüfarzt am Dana-Farber Brigham Cancer Center und Mitglied des Lenkungsausschusses von KEYNOTE-689. „Dieses Behandlungsschema hat nicht nur das ereignisfreie Überleben verbessert, sondern wir haben auch beobachtet, dass weniger Patienten nach einer Immuntherapie vor der Operation eine Chemotherapie als Teil der Standardbehandlung benötigten.“ Die Ergebnisse wurden vom globalen Studienleiter Uppaluri auf der Jahrestagung der American Association of Cancer Research (AACR) vorgestellt. Erkenntnisse aus der Studie KEYNOTE-689 In der KEYNOTE-689-Studie wurden 714 Patienten mit neu diagnostiziertem Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom des Stadiums III oder IVA randomisiert: Sie erhielten entweder Pembrolizumab vor, während und nach der Standardtherapie oder nur die Standardtherapie. Die Autoren bewerteten außerdem die PD‑L1-Expression in den Tumoren, um festzustellen, ob höhere PD-L1-Werte das Ansprechen auf die Behandlung beeinflussen. Die Wissenschaftler beobachteten schließlich, dass Patienten, die Pembrolizumab erhielten, unabhängig von ihren PD-L1-Werten ein längeres ereignisfreies Überleben aufwiesen. Das mediane ereignisfreie Überleben aller Patienten betrug nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 38,3 Monaten 51,8 Monate mit Pembrolizumab und 30,4 Monate ohne Pembrolizumab. Das Forschungsteam beobachtete außerdem signifikant höhere Raten eines bedeutenden pathologischen Ansprechens bei allen Patienten, die Pembrolizumab erhielten. Die Behandlung erwies sich als sicher, ohne dass bisher noch nicht berichtete Nebenwirkungen beobachtet wurden. Darüber hinaus wurden Patienten, die Pembrolizumab erhielten, zügig operiert und hatten vor der Operation keine Verzögerungen durch immuntherapiebedingte Nebenwirkungen. „Dass man die Operation ohne Verzögerung durchführen konnte, war eine sehr wichtige Beobachtung“, meint Haddad. Basierend auf diesen Forschungsergebnissen prüft die US-amerikanische Food and Drug Administration die mögliche Zulassung dieses Behandlungsschemas für diese Patientengruppe. Paradigmenwechsel und Notwendigkeit multidisziplinärer Teams „Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich aus dieser ersten positiven Studie zur Upfront-Immuntherapie das Potenzial entwickelt, weltweit zum neuen Behandlungsstandard für Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen zu werden“, sagt Uppaluri, der nach einer längeren Nachbeobachtung im Laufe dieses Jahres mit weiteren Analysen der Studiendaten rechnet. Ravindra Uppaluri, Leiter der Abteilung für Kopf-Hals-Chirurgische Onkologie am Dana-Farber and Brigham and Women’s Hospital. (Foto: © Dana-Farber Cancer Institute) Das neue Behandlungsschema würde den Arbeitsablauf in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren erheblich verändern. Derzeit suchen Patienten einen Chirurgen auf, um eine endgültige Diagnose mittels Biopsie zu erhalten, und werden bei positivem Befund umgehend operiert. Die zusätzliche Immuntherapie vor der Operation erfordert einen soliden multidisziplinären Ansatz. „Die multidisziplinäre Versorgung bei Kopf-Hals-Tumoren wird durch diesen Ansatz der Immuntherapie vor der Operation noch wichtiger“, erklärt Haddad. „Die Denkweise vieler chirurgischer Onkologen in den USA und weltweit muss sich weiterentwickeln, um diesem Paradigmenwechsel Rechnung zu tragen.“ Uppaluri ergänzt: „Unsere multidisziplinären Teams konzentrieren sich nun darauf, herauszufinden, ob dieser Fortschritt durch verschiedene Wirkstoffe oder durch Kombinationen neoadjuvanter und adjuvanter Therapien bei Kopf-Hals-Tumoren verbessert werden kann. Diese Studie hat das Potenzial einer neoadjuvanten Behandlung deutlich aufgezeigt, die für unsere Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren einen Unterschied machen kann.“
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