Kopf-Hals-Krebs: Neue internationale Leitlinie für die Bildgebung

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Strahlentherapie oder Operation? Kürzlich im Fachjournal „Lancet“ veröffentlichte Leitlinien zur Bildgebung legen die Grundlage zum besseren Einsatz CT, PET oder MRT, um die Aggressivität der Erkrankung einschätzen zu können.

Dr. Christina Henson, Fakultätsmitglied der University of Oklahoma (USA), Hauptautorin der internationalen Studie erklärte: „Der Anstoß für die Studie war, dass heute etwa 80 Prozent der Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich mit einer HPV-Infektion und nicht mit Rauchen und Tabakkonsum in Verbindung gebracht werden. Da HPV-bedingte Kopf-Hals-Krebserkrankungen viel besser auf die Behandlung ansprechen als tabakbedingte Krebserkrankungen, können viele Patienten minimalinvasiv operiert oder bestrahlt werden. Solche ‚organschonenden‘ Therapien bewahren sie vor einer komplexen Operation, bei der sie möglicherweise ihren Kehlkopf oder einen Teil ihrer Zunge verlieren.“

Zentral für eine Entscheidung über die angemessene Therapie ist die Frage, ob der Patient eine extranodale Ausbreitung hat. Sie zeigt eine aggressive Krebsart an, die eher eine Strahlen- und Chemotherapie als eine Operation erfordert. Wird im Rahmen einer Operation in den entfernten Lymphknoten eine extranodale Ausbreitung festgestellt, muss der Patient nach der Operation bestrahlt werden und eine Chemotherapie erhalten. In der Regel wird versucht, eine Operation in diesem Fall zu vermeiden, da besser mit Strahlen- und Chemotherapie behandelt werden kann.

Hätten die Ärzte die Möglichkeit, die extranodale Ausbreitung durch einen bildgebenden Test vor der Operation zu erkennen, könnten die Patienten unnötige chirurgische Eingriffe vermeiden und sich direkt einer Strahlen- und Chemotherapie unterziehen. Die neuen Leitlinien zur Bildgebung sollen diese Wissenslücke schließen.

„Bisher gab es keine Kriterien, anhand derer das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer extranodalen Ausbreitung in der Bildgebung beurteilt werden konnte“, so Henson. „Radiologen haben gesehen, was sie für eine extranodale Ausbreitung hielten, aber sie haben gezögert, es als solche zu bezeichnen, weil es keine Kriterien gab, die sie befolgen konnten. Jetzt aber haben wir Richtlinien aufgestellt, die den Radiologen die nötige Sicherheit geben, um diese Entscheidung zu treffen, damit die Patienten angemessen behandelt werden können.“

Die Untersuchung wurde nach dem Delphi-Konsensverfahren durchgeführt, bei dem den Experten Fragen zur Definition und Identifizierung der extranodalen Ausdehnung vorgelegt wurden, um ihr Feedback einzuholen. Fragen, bei denen keine Einigung erzielt werden konnte, wurden erneut gestellt, bis alle Nuancen berücksichtigt waren.

Nach der Veröffentlichung der Leitlinien unternehmen Henson und das Studienteam nun die nächsten Schritte, um sie in die Praxis umzusetzen. Die Radiologen machen sich mit den Leitlinien vertraut und testen den neuen Ansatz, um seine Zuverlässigkeit weiter zu etablieren. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sollen ebenfalls veröffentlicht werden.

Darüber hinaus führt das Team um Henson derzeit eine ähnliche Studie durch, um festzustellen, welche bildgebenden Verfahren am genauesten geeignet sind, um eine extranodale Ausbreitung zu erkennen. Bislang, so Henson, scheint eine Kombination aus CT- und MRT-Scans die höchste Genauigkeit zu bieten.

Die Richtlinien werden wahrscheinlich auch in die nächste Ausgabe der Staging-Protokolle für Kopf-Hals-Tumore einfließen, so Henson. Die Kriterien für die Einstufung von Kopf- und Halskrebs wurden zuletzt 2018 aktualisiert.