Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom: Durvalumab plus Strahlentherapie nicht überlegen29. Dezember 2022 Foto: RFBSIP/stock.adobe.com Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Durvalumab zusätzlich zu einer Strahlentherapie der Kombination Strahlentherapie plus Cetuximab bei Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom mit Kontraindikation für Cisplatin, das klinische Ergebnis nicht verbessert. Die Phase-II-Ergebnisse der NRG-Oncology-HN004-Studie deuten darauf hin, dass Strahlentherapie plus Gabe des PD-L1-Inhibitors Durvalumab das progressionsfreie Überleben nicht verbesserte. Die Kombination führte allerdings zu signifikant höheren Raten lokoregionalen Versagens, verglichen mit Strahlentherapie plus Cetuximab bei Patienten mit lokoregional fortgeschrittenem Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom (HNSCC), die eine Kontraindikation für Cisplatin hatten. Die Ergebnisse wurden auf der Plenarsitzung der American Society for Radiation Oncology (ASTRO) in San Antonio, Texas, USA, präsentiert. Die Studie schloss 186 geeignete Patienten älter als 18 Jahre mit zuvor nicht therapiertem Plattenepihtelkarzinom Stadium III bis IVB von Larynx, Hypopharynx, Mundhöhle, p16-Oropharynx/unbekannter Primärtumor oder ausgewählte p16-positive Oropharynxkarzinome mit unbekanntem Primärtumor Stadium I-II ein. Bei den Patienten war Cisplatin kontraindiziert. Der primäre Endpunkt der Studienphase II war progressionsfreies Überleben mit einer geplanten Stichprobengröße von 234 Patienten und progressionsfreiem Überleben bei 69. „Auch wenn die Studie ihr primäres Ziel verfehlt hat, sind die Ergebnisse zentral, um die Durchführbarkeit einer Studie zu belegen, für diese Zahl von Patienten und vor allem diese besonders Patientenpopulation mit spezifischen Einschlusskriterien, die zum ersten Mal so etabliert wurden“, sagte die leitende Studienautorin Loren K. Mell, MD, Vice Chair of Clinical and Translational Research an der University of California San Diego School of Medicine, USA. Patienten, die für die NRG-HN004-Studie geeignet waren, wurden randomisiert (Verhältnis 2:1) zwei Gruppen zugeteilt: Sie erhielten jeweils Strahlentherapie bei 70 Gy in 35 Fraktionen für sieben Wochen und entweder Durvalumab oder Cetuximab. Der Durvalumab-Studienarm schloss 123 Patienten ein versus 63 Patienten, die Cetuximab erhielten. Die Rekrutierung von Studienteilnehmern endete im Juli 2021 mit 186 randomisierten Patienten, nach einer Zwischenanalyse. Im Juni 2022 erreichte die Studie die benötigte Anzahl an Patienten mit progressionsfreiem Überleben. Danach startete die durch das Studienprotokoll spezifizierte Phase-II-Analyse bezüglich des primären Endpunkts. Zu diesem Zeitpunkt hatten 87 Prozent der Patienten des Durvalumab-Studienarms die Strahlentherapie abgeschlossen versus 89 Prozent der Patienten unter Cetuximab. Im Durvalumab-Arm hatte 89 Prozent der Patienten die gleichzeigte Behandlung mit Durvalumab abgeschlossen und 63 Prozent eine adjuvante Therapie. 81 Prozent der Patienten im Cetuximab-Arm hatten sieben oder mehr Cetuximab-Zyklen abgeschlossen. Im Mittel wurden die Studienteilnhemer für 1,2 Jahr nachverfolgt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Raten für progressionsfreies Überleben bei 51 Prozent unter Durvalumab versus 66 Prozent unter Cetuximab lagen. Die Zwei-Jahres-Raten für lokoregionales Versagen lagen bei 32 Prozent unter Durvalumab versus 15 Prozent unter Cetuximab. Die Zwei-Jahres-Rate für allgemeines Überleben lag bei 70 Prozent im Durvalumab-Arm und die Rate für entfernte Metastasen bei neun Prozent, im Cetuximab-Arm bei 78 beziehungsweise elf Prozent. Unter unerwünschten Nebenwirkungen Grad 3 und mehr – etwa Dysphagie, Mukositis oder Dermatitis – litten unter Durvalumab 69 Prozent der Patienten, unter Cetuximab 79 Prozent der Patienten. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde NRG-HN004 gestoppt, der ursprünglich geplante Phase-III-Teil der Studie findet nicht statt. Mell betonte: „Da es im Moment keinen gut definierten Versorgunsstandard für HNSCC-Patienten mit Kontraindikation für Cisplatin gibt, bleibt es wichtig, randomisierte, nationale Studien zu unterstützen, die die Ergebnisse in dieser Patientenpopulation verbessern möchten.“ (ja)
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