Kopf-Hals-Tumoren: Adjuvante Immuntherapie verlängert krankheitsfreies Überleben8. Juli 2025 Foto: Anar Mammadov – stock.adobe.com Patienten mit lokal fortgeschrittenem, operablen Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom profitieren von einer neoadjuvanten oder adjuvanten Immuntherapie mit Pembrolizumab. Das zeigen die kürzlich publizierten Ergebnisse der Phase-III-Studie KEYNOTE-689. Die internationale Studie zeigt, dass eine zusätzliche Immuntherapie mit Pembrolizumab die krankheitsfreie Überlebenszeit bei Patientinnen und Patienten mit lokal fortgeschrittenem, operierbarem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (HNSCC) signifikant verlängert. Nach Einschätzung der Autoren ebnen die Ergebnisse den Weg zur Zulassung der Therapie, die zur neuen Standardbehandlung der häufigen Krebserkrankung werden könnte. Im Rahmen der klinischen Phase-III-Studie KEYNOTE-689 erhielten Patientinnen und Patienten mit einem operablen Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom zusätzlich zur Standardtherapie, die aus Operation und anschließender Strahlen- oder Chemoradiotherapie besteht, Pembrolizumab prä- und postoperativ. Den Studienteilnehmenden wurde der Wirkstoff sowohl vor der Operation als auch nach dem Eingriff verabreicht, insgesamt über 17 Behandlungszyklen. Die Studie wurde an 192 medizinischen Zentren weltweit durchgeführt. Verhindert die Immuntherapie Rezidiv, Progression oder Tod? Die 714 teilnehmenden Patientinnen und Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Pembrolizumab-Gruppe oder der Kontrollgruppe mit Standardbehandlung zugeteilt. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die zusätzliche Immuntherapie einen Krankheitsrückfall, ein Fortschreiten des Tumors oder den Tod hinauszögern kann – gemessen an der ereignisfreien Überlebenszeit. Die Studienteilnehmer mit lokal fortgeschrittenem HNSCC wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert. Sie erhielten entweder zwei Zyklen neoadjuvantes Pembrolizumab und 15 Zyklen adjuvantes Pembrolizumab (beide in einer Dosis von 200 mg alle 3 Wochen) zusätzlich zur Standardbehandlung (Pembrolizumab-Gruppe) oder nur die Standardbehandlung (Kontrollgruppe). Die Standardbehandlung bestand aus einer Operation und einer adjuvanten Strahlentherapie mit oder ohne begleitendes Cisplatin. Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben, das nacheinander bei Teilnehmern, deren Tumoren den Liganden PD-L1 (Programmed Cell Death Ligand 1) mit einem Combined Positive Score (CPS) von 10 oder mehr exprimierten (CPS-10-Population), bei Teilnehmern, deren Tumoren PD-L1 mit einem CPS von 1 oder mehr exprimierten (CPS-1-Population) und bei allen Teilnehmern bewertet wurde. Ein höherer CPS-Wert weist auf einen höheren Anteil von Zellen hin, die PD-L1 exprimieren. Pembrolizumab: Ereignisfreies Überleben nach 36 Monaten bei knapp 60 Prozent Insgesamt 363 Teilnehmer (234 mit einem CPS von ≥10 und 347 mit einem CPS von ≥1) wurden der Pembrolizumab-Gruppe und 351 (231 mit einem CPS von ≥10 und 335 mit einem CPS von ≥1) der Kontrollgruppe zugewiesen. In beiden Gruppen wurde eine Operation bei etwa 88 Prozent der Teilnehmer abgeschlossen. Bei der ersten Zwischenanalyse lag der Median der Nachbeobachtungszeit bei 38,3 Monaten. Das ereignisfreie Überlebens nach 36 Monaten betrug 59,8 Prozent in der Pembrolizumab-Gruppe und 45,9 Prozent in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio für Progression, Rezidiv oder Tod 0,66; 95 % Konfidenzintervall [KI] 0,49-0,88; zweiseitiger p=0,004) in der CPS-10-Population. Für die CPS-1-Population lag das ereignisfreie Überleben bei 58,2 (Pembrolizumab-Gruppe) beziehungsweise 44,9 Prozent in der Kontroll-Gruppe (Hazard Ratio, 0,70; 95% CI, 0,55 bis 0,89; zweiseitiger p=0,003). In der Gesamtpopulation lag der Wert bei 57,6 beziehungsweise 46,4 Prozent (Hazard Ratio, 0,73; 95% CI, 0,58 bis 0,92; zweiseitiger p=0,008). Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse Grad 3 oder höher traten bei 44,6 Prozent der Teilnehmer in der Pembrolizumab-Gruppe und bei 42,9 Prozent der Teilnehmer in der Kontrollgruppe auf, darunter Todesfälle (1,1 % bzw. 0,3 %). Potenziell immunvermittelte unerwünschte Ereignisse Grad 3 oder höher traten bei zehn der Teilnehmer in der Pembrolizumab-Gruppe auf. Neue Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Zulassung in der EU in drei bis vier Monaten erwartet Die Behandlung eines HNSCC erfolgt durch eine Kombination aus Operation, Strahlen- oder Chemoradiotherapie. „Diese bisherigen Therapiestandards haben sich seit rund zwei Jahrzehnten kaum verändert, sodass die neuen Studienergebnisse einen wichtigen Fortschritt darstellen. Eine Immuntherapie mit Pembrolizumab kam bislang vor allem in rezidivierten bzw. metastasierten Krankheitsstadien zum Einsatz“, erklärte Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien und AKH Wien. „Die aktuelle Studie bestätigt nun, dass diese Art der Immuntherapie auch vor und nach einer Operation wirksam sein kann und definiert einen potenziell neuen Therapiestandard für Kopf-Hals-Tumoren“, ergänzt Thorsten Füreder, der ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat. Mit einer Zulassung in Europa rechnen die Forscherenden in drei bis vier Monaten. (MedUniWien/ja)
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