Koronarrevaskularisation: Myokardszintigraphie hilft bei der Entscheidung12. Juli 2022 Abbildung: ©7activestudio – stock.adobe.com Laut einer US-amerikanischen Studie profitieren Patienten, die in der Myokardszintigraphie eine schwere belastungsinduzierte Myokardischämie aufweisen, mit höherer Wahrscheinlichkeit von einer Revaskularisation als Patienten mit leichter oder gar keiner Ischämie. Dies gilt sowohl für Patienten mit erhaltener als auch reduzierter Auswurffraktion. Im Vergleich zu einer medikamentösen Behandlung führte die frühzeitige Revaskularisation bei Patienten mit schwerer Ischämie zu einer mehr als 30-prozentigen Verringerung der Sterblichkeit, während sich für die Gruppen mit leichter oder keiner Ischämie kein Vorteil ergab. Die groß angelegte Studie wurde am Montag im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht und ist die erste Studie, die sich mit den Auswirkungen von Stresstests auf das Patientenmanagement befasst, wenn sie auf das gesamte Spektrum von Patienten mit unterschiedlichen Graden an Myokardischämie und Herzfunktion angewendet wird. Speziell bei Patienten mit vorbestehenden Herzschäden und reduzierter Auswurffraktion war bislang nicht sicher, inwieweit die Myokardszintigraphie für die Entscheidung über eine Revaskularisation mittels koronarer Bypass-Operation oder dem weniger invasiven Verfahren der perkutanen Koronarintervention (PCI) dienlich sein könnte. „Unsere Studie, in der eine große Zahl von Patienten mit vorbestehenden Herzschäden untersucht wurde, die sich einem Herzbelastungstest unterzogen, schließt diese klinische Lücke“, erklärt der Hauptautor Prof. Alan Rozanski von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai und Direktor der Nuklearkardiologie und kardialen Stresstests. Die Forscher analysierten die Aufzeichnungen von mehr als 43.000 Patienten, die sich zwischen 1998 und 2017 am Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles bei Verdacht auf KHK einer Myokardszintigraphie unterzogen, mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 11 Jahren für Mortalität/Überleben. Die Forscher gruppierten die Patienten nach dem Grad ihrer Myokardischämie während des Belastungstests sowie nach ihrer linksventrikulären Auswurffraktion (LVEF). Die Studie liefert zwei wichtige klinische Erkenntnisse. Erstens zeigte die Studie, dass die Häufigkeit von Myokardischämien bei Belastungstests je nach Herzfunktion der Patienten variiert. Von den 39.883 Patienten mit normaler Herzfunktion (LVEF über 55 Prozent) hatten weniger als 8 Prozent eine Ischämie. Von den 3560 Patienten mit eingeschränkter Herzfunktion (LVEF unter 45 Prozent, was auf eine Vorschädigung des Herzens hinweist) hatten jedoch mehr als 40 Prozent eine Myokardischämie. Die Studie zeigte auch, dass das Vorliegen einer Myokardischämie das Sterberisiko bei Patienten mit normaler und eingeschränkter Herzfunktion erhöht. Bei beiden Patientengruppen war die Durchführung von Bypass- oder PCI-Verfahren nicht mit einer verbesserten Überlebensrate bei dem großen Prozentsatz der Patienten verbunden, die entweder keine oder nur eine leichte Ischämie während des Herzbelastungstests aufwiesen. Bei Patienten mit schwerer Ischämie waren koronare Eingriffe allerdings mit einer um mehr als 30 Prozent höheren Überlebensrate verbunden als bei Patienten, die nur mit Medikamenten behandelt wurden. Dies galt sowohl für Patienten mit als auch ohne Herzschädigung. „Diese Ergebnisse bestätigen den Nutzen von Stresstests für das klinische Management. Was man sich von jedem Test wünscht, wenn man koronare Revaskularisierungsverfahren in Erwägung zieht, ist, dass der Test einen großen Prozentsatz von Patienten mit niedrigem klinischem Risiko identifiziert und dies korrekt tut, während er nur einen kleinen Prozentsatz von Patienten mit hohem klinischem Risiko identifiziert und dies korrekt tut.“ Genau dies habe wir man in der Studie mit der Myokardszintigraphie festgestellt, sagt Rozanski. „Wichtig ist, dass das Vorhandensein einer schweren Ischämie nicht unbedingt bedeutet, dass eine koronare Revaskularisation durchgeführt werden sollte. Neue Daten aus einer großen klinischen Studie deuten darauf hin, dass eine optimierte medikamentöse Therapie ebenso wirksam sein kann wie eine koronare Revaskularisation. Unabhängig davon deutet das Vorhandensein einer schweren Ischämie auf ein hohes klinisches Risiko hin, das dann eine aggressive Behandlung zur Verringerung des klinischen Risikos erfordert“, so sein Fazit. (ah)
Mehr erfahren zu: "Schlaganfallprävention: Die Halsschlagader im Fokus" Schlaganfallprävention: Die Halsschlagader im Fokus Schlaganfallprävention beginnt an der Halsschlagader. Rund 248.000 Menschen in Deutschland wurden 2023 wegen eines Schlaganfalls stationär behandelt, mehr als 37.000 starben 2022. Ein erheblicher Anteil davon ließe sich durch bessere […]
Mehr erfahren zu: "Kostenbremse: Kabinett billigt Pläne für stabile Kassenbeiträge" Kostenbremse: Kabinett billigt Pläne für stabile Kassenbeiträge Die Krankenkassenbeiträge für Millionen Versicherte sollen nach Plänen von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) im nächsten Jahr insgesamt stabil bleiben können. Das Bundeskabinett brachte dazu jetzt ein Sparpaket von zwei Milliarden […]
Mehr erfahren zu: "AWMF: Notfallreform umgehend umsetzen" AWMF: Notfallreform umgehend umsetzen Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) fordert, umgehend ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung zu verabschieden.