Krankenhäuser fordern Kurswechsel nach der Bundestagswahl22. Juni 2021 Der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß, sieht die Versorgungssicherheit in Gefahr. (Foto: © DKG/Otto) Nur eine sektorübergreifende regionale Neuordnung der Versorgungslandschaft kann nach Ansicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) eine dauerhaft hochwertige Versorgungsqualität in Deutschland sicherstellen. Die Erfahrungen aus der Pandemie hätten viele Reformnotwendigkeiten offengelegt, so die DKG auf dem zweiten Krankenhausgipfel am 21. Juni. Bei der Veranstaltung in Berlin haben die Krankenhausträger mit politischen Entscheidern über die zukünftige Ausrichtung der stationären Versorgung diskutiert. Eingeleitet wurde der Gipfel mit einem Grußwort von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU). Neben zahlreichen Vertretern des Gesundheitswesens waren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Beate Bröcker (SPD), Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, anwesend. Die Corona-Pandemie habe allen den internationalen Spitzenplatz der deutschen Krankenhäuser noch einmal vor Augen geführt, gleichzeitig aber auch Handlungsbedarf aufgezeigt, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß. Dringende Handlungsnotwendigkeiten für eine zukünftige Bundesregierung sieht die DKG bei einer bedarfsgerechten sektorübergreifenden Krankenhausplanung, dem konsequenten Abbau der lähmenden Überregulierung und der nachhaltigen Neustrukturierung des Finanzierungssystems der Krankenhäuser. Zentralisierung und Wohnortnähe – Wirklich ein Gegensatz? Gerade während der Pandemie haben nach Ansicht der DKG regionale, von den Kliniken organisierte Versorgungsnetzwerke bewiesen, dass sie ein zukunftsfähiges Modell sind, um die Versorgung sicherstellen zu können. Insbesondere in ländlichen Gebieten müssten ambulante und stationäre Versorgung zusammen gedacht, zusammen geplant und koordiniert werden. Krankenhäuser könnten als integrierte Dienstleistungszentren Ausgangspunkte für diese Netzwerke sein. „Da die Versorgung über niedergelassene Ärzte in dünner besiedelten Regionen immer schwieriger wird, bieten sich hier die Krankenhäuser als Anlaufstellen für die Gesundheitsversorgung an. Schon heute versorgen die deutschen Krankenhäuser mit 20 Millionen Patientinnen und Patienten genauso viele Menschen ambulant wie stationär“, so Gaß. Für eine zukünftige Krankenhauspolitik werde es wesentlich sein, das Spannungsfeld aus Zentralisierung komplexer Leistungen und wohnortnahen Strukturen aufzulösen. Nur in einem gesunden Miteinander dieser beiden Zielsetzungen werde hochwertige Versorgung sichergestellt werden können. Dazu sei es aber auch notwendig, die Krankenhausfinanzierung zu reformieren. Insbesondere in ländlichen Gebieten müsse eine bessere Vorhaltefinanzierung Strukturen sichern. „Die jetzt mit Macht voranschreitende Digitalisierung unseres Gesundheitswesens eröffnet uns die große Chance, den vermeintlichen Gegensatz von Zentralisierung und Wohnortnähe aufzulösen. Es wird zukünftig weniger um die Fähigkeiten einzelner Krankenhausstandorte gehen, sondern vielmehr um die Potenziale vernetzter Leistungserbringer in Zentren und in der Fläche“, skizzierte Gaß die Perspektiven der Zukunft. Personalmangel und seine Ursachen Den Personalmangel sieht die DKG als die größte Herausforderung für die Zukunft. Bedarfsgerechte Personalausstattung und attraktive Arbeitsplätze seien zwei Seiten einer Medaille. Rückmeldungen der Pflegefachkräfte bestätigen laut DKG, dass ausreichende Personalausstattung der wichtigste Ankerpunkt sei, um Personal im Beruf zu halten und für den Beruf zu gewinnen. Die DKG hat daher ein Modell zur Personalbedarfsbemessung vorgeschlagen, das zur Lösung dieser Probleme beitragen soll. Zusätzlich müsse die Arbeit der Beschäftigten spürbar entbürokratisiert werden. “Dass Pflegefachkräfte jeden Tag drei Stunden und mehr für die Bürokratie aufwenden müssen, ist nicht akzeptabel. Und natürlich gehören die wettbewerbsgerechte Bezahlung der Beschäftigung und die Refinanzierung von Tarifsteigerungen für alle Berufsgruppen zur Lösung des Personalproblems”, betont die DKG in einer Mitteilung. Als Problem für die Personalgewinnung sieht die DKG, dass der Gesetzgeber und der Gemeinsame Bundesausschuss bis hinein in die operativen Prozesse der Krankenhausorganisation Einfluss ausübe. „Wir dürfen uns nicht wundern, dass ein Teil unserer hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Freude an der Arbeit verliert und jegliche Kreativität im Interesse einer individuellen Behandlung erstickt wird, wenn jeder Handgriff bundeseinheitlich vorgeschrieben und jeder Prozess bis ins kleinste Detail zentral aus Berlin festgelegt wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG auf dem Krankenhausgipfel. (DKG/ms)
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