Krankenhausreform: Nur noch Grundversorgung?

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Die Zentralisierung von Leistungen in höheren Stückzahlen ist nicht zielführend und qualitätsverbessernd, so die Sicht eines Chefarztes Orthopädie und Unfallchirurgie auf die Krankenhausreform.

Obwohl im Johanniter Waldkrankenhaus in Bonn über 400 Knie- und Hüft-Prothesen im Jahr zur Zufriedenheit der Patienten eingesetzt würden, sei in einem Jahr Schluss damit, wenn nicht Teilaspekte der Klinikreform von der neuen Regierung geändert werden. „Wir dürfen nur noch ein Jahr lang unsere Prothetik anbieten, danach fehlen unserem Haus allein in dieser Abteilung dann 2,67 Millionen Euro Umsatz“, erläutert der Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie der Johanniter-Kliniken Bonn PD Dr. Kai Fehske. Im Gegenzug solle beispielsweise die Gynäkologie und Geburtshilfe ausgebaut werden. „Das Geld dafür hätten wir jedoch zum Gegenfinanzieren aus der Prothetik gebraucht“, erklärt der Chefarzt im Vorfeld des diesjährigen BVASK-Kongresses in Düsseldorf, auf dem er über die Auswirkungen der Krankenhausreform referieren wird.

Zudem hat nach Angaben Fehskes das Johanniter Waldkrankenhaus in Bonn seine große Stärke in der Notfallversorgung, die deshalb nicht geschlossen werden kann. Noch arbeiteten dort hochspezialisierte Ärzte in den anschließenden Bereichen. Künftig solle die Unfallchirurgie jedoch in einer „Basis-Versorgung“ abgebildet werden. Das hieße, dass nur noch Allgemeinchirurgen, statt orthopädisch ausgebildete Unfallchirurgen eingesetzt würden. Solche Zeiten waren laut Fehske eigentlich überall schon längst vorbei.

„Die Versorgungsqualität im großen Stil für komplexe Fälle geht auf diese Weise definitiv verloren“, so der Mediziner und erläutert dies anhand eines Beispiels: „Wenn ältere Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch in die Klinik kamen, wurden sie – bei Bedarf – nach der (Unfall-)Erstversorgung auch mit künstlichen Hüftgelenken versorgt, um die Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Künftig wird es nur noch die Grundversorgung geben. Wenn etwas schlecht heilt oder weiter Schmerzen verursacht, gar am Gehen hindert, müssen sich die Patienten anderswo auf lange Wartelisten für einen endoprothetischen Ersatz setzen lassen.“

Auch die Ausbildung der jungen Ärzte-Generation wird Fehske zufolge leiden: Assistenzärzte von morgen würden solch umfassende spezialisierte Leistungen wie Korrektur von Unfallspätfolgen, Arthroskopische Chirurgie, Therapie von Sportverletzungen, Endoprothetische Versorgung, spezielle Schulter-, Hand- oder Fußchirurgie in vielen Krankenhäusern gar nicht mehr erlernen.

Wie in diesem Beispiel würden viele Kliniken in Deutschland durchs Raster der Reform fallen, reihenweise Abteilungen oder ganze Kliniken würden vom Netz genommen, 20 bis 30 Prozent weniger sollen es werden. Ziel sei es, hochpreisige OPs, wie die Endoprothetik, einzudämmen. Die Patienten seien die Leidtragenden, da die Qualität der Behandlung sinke. Zusätzlich würden sich die Wartezeiten, die schon jetzt bei bis zu sechs Monaten liegen, weiter erhöhen und Patienten müssten für die Eingriffe weiter fahren, lautet das Fazit Fehskes.