Krankenhausschließungen: KBV plädiert für Umbau statt Abbau16. Juli 2019 Unter dem Motto “Umbau statt Abbau” will die KBV die knappen ärztlichen und pflegerischen Ressourcen bündeln. (Foto: ©David Crockett – stock.adobe.com) In einer aktuellen Studie empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung, die Anzahl an Krankenhäusern in Deutschland drastisch zu reduzieren. Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stößt dieser Vorschlag prinzipiell auf Unterstützung. Sie setzt auf Intersektorale Gesundheitszentren. „Ein krampfhaftes Festhalten am Status quo bringt niemanden weiter. Kleine und defizitäre Krankenhäuser um jeden Preis zu erhalten, ist nicht zielführend – auch nicht im Sinne der Menschen vor Ort. Denn diese Häuser haben weder die personellen noch apparativen Kapazitäten, um Patienten umfassend zu versorgen. Ganz zu schweigen davon, dass sie dies aufgrund mangelnder Routine, etwa bei operativen Eingriffen, auch nicht in der gebotenen Qualität leisten können”, erklärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin. Zu der erneut vorgetragenen Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Kliniken verstärkt für die ambulante Versorgung zu öffnen, weil die Kassenärztlichen Vereinigungen Engpässe hier nicht lösen könnten, sagte Gassen: „Auch durch ständige Wiederholung wird diese Aussage nicht wahrer. Das Gegenteil ist der Fall. Viele regionale Krankenhäuser wären gar nicht in der Lage, eine umfassende Grundversorgung zu gewährleisten, weil ihnen schlichtweg die Ressourcen fehlen. Welches Landkrankenhaus verfügt denn heute beispielsweise noch über eine augenärztliche oder eine gynäkologische Abteilung?“ Der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister betonte: „Es kann ja wohl nicht sein, dass die Krankenhäuser sich ambulante Leistungen einverleiben, um überhaupt überlebensfähig zu bleiben. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Es gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen, dass ein erheblicher Teil von Behandlungen, die heute noch stationär erfolgen, genauso gut oder sogar besser in den Praxen erfolgen könnte. Das wäre nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten sinnvoller, sondern auch im Sinne der Patienten. Doch es geht bei dieser Debatte gar nicht darum, wer recht hat, sondern darum, konstruktive Lösungen zu erarbeiten, gerne auch gemeinsam. Wir haben bereits einen solchen Lösungsvorschlag gemacht, und zwar in Form der Intersektoralen Gesundheitszentren“, führte Hofmeister weiter aus. Hierfür sollen kleine, defizitäre Krankenhäuser so umgebaut werden, dass Standorte grundsätzlich erhalten bleiben und die Alltagsversorgung sichergestellt werden kann. „Das Entscheidende an unserem Konzept ist, dass die Versorgung und auch Arbeitsplätze vor Ort gewährleistet bleiben. Deshalb lautet unser Motto ‚Umbau statt Abbau‘“, betonte Hofmeister. Keine neue Diskussion, aber realistische Ansätze gefordert Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) sieht in der Spezialisierung kleinerer Kliniken die Chance für einen wirtschaftlichen Betrieb und warnt davor, die Vorschläge der Bertelsmann-Stiftung einfach zahlenmäßig umzusetzen. „Die Krankenhauslandschaft wird sich in den nächsten Jahren verändern müssen, um hohe Qualitätsstandards gewährleisten zu können“, stimmte Prof. Hans-Joachim Meyer, Präsident des BDC grundsätzlich zu. „Allerdings ist es nicht der richtige Weg, deutschlandweit 800 Kliniken zu schließen. Im Fokus sollte zunächst die Zentralisierung komplexer operativer Eingriffe stehen. Schließungen müssen wohl dosiert und in ein Gesamtkonzept eingebunden werden.“ Die Diskussion um die Anzahl von Krankenhäusern in Deutschland sei nicht neu, man müsse aber realistische Ansätze finden, nicht zuletzt über alternative sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen. Der BDC spricht sich nachdrücklich für spezialisierte Zentren und die Einhaltung von Mindestmengenvorgaben bei speziellen chirurgischen Eingriffen aus. „Spezialisierungen können für kleinere Krankenhäuser eine Chance für den wirtschaftlichen (Weiter-) Betrieb bedeuten. Es wird aber nicht davor schützen, langfristig Krankenhäuser in der Fläche schließen zu müssen. Einige Häuser werden Qualitätsstandards mit der nötigen Expertise und Ausstattung im Sinne der Patientensicherheit nicht abbilden können. Dieser Themenkomplex steht aktuell auch auf der Agenda des Bundesministeriums für Gesundheit“, sagte der BDC-Präsident.
Mehr erfahren zu: "Medizin-Nobelpreis für Immunforscher aus Japan und den USA" Medizin-Nobelpreis für Immunforscher aus Japan und den USA Ihre Entdeckung erklärt, wie der Körper Autoimmunerkrankungen und Allergien verhindert. Sie schuf die Basis für mögliche Therapien gegen Arthritis, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.
Mehr erfahren zu: "Krankenkassen fordern sofortige Kostenbremse" Krankenkassen fordern sofortige Kostenbremse Von Basil Wegener und Sascha Meyer, dpa In wenigen Tagen soll die Ungewissheit über die Beitragshöhe bei den Krankenversicherten im neuen Jahr ein Ende haben. Greift die Politik noch zu […]
Mehr erfahren zu: "COVID-19-Pandemie beschleunigte Hirnalterung" COVID-19-Pandemie beschleunigte Hirnalterung Die KI-Analyse der Bildgebungsdaten von 42 000 Personen vor und teils nach Pandemiebeginn fand, dass die Pandemie messbar zur schnelleren Alterung unserer Gehirne beigetragen hat – unabhängig davon, ob eine […]