Krebs bei Katzen und Menschen: Assistenzprofessorin Heidi Neubauer im Portrait9. April 2024 Heidi Neubauer, Vetmeduni Wien Foto: © Thomas Suchanek/Vetmeduni Die gebürtige Südaustralierin Heidi Neubauer forscht als Assistenzprofessorin am Zentrum für Biologische Wissenschaften der Vetmeduni Wien. In der Krebsforschung nimmt sie den JAK-STAT-Signalweg bei Katzen und Menschen in den Fokus. Die veterinärmedizinische Universität Wien stellt Heidi Neubauer, die 2017 in Biochemie an der Universität Adelaide, Australien, promovierte, in einem Beitrag vor. In Ihrer Doktorarbeit forschte Neubauer am Zentrum für Krebsbiologie in Adelaide an der Identifizierung von Mechanismen der Zelltransformation und neuartigen Funktionen von onkogenen Proteinen, wird berichtet. 2017 wechselte sie als Postdoc in das „Functional Cancer Genomics Lab“ von Richard Moriggl, wo sie ab 2019 ihr eigenes Team leitete. Heidi Neubauer arbeitete intensiv mit dem sogenannten „JAK-STAT-Signalweg“, der wie eine Relaisstation Signale aus dem Äußeren in die Zelle leitet und dort Veränderungen der DNA und Proteinexpression einleitet. Im gesunden Organismus ist Zellwachstum ein limitierter, stark regulierter Prozess. Wenn er dereguliert ist, wird er zu einem Kernprozess der Krebsentstehung. Protein bei Katzen und Menschen Heidi Neubauers Gruppe arbeitet zum „STAT5B“-Protein, dessen Mutation eine zentrale Rolle bei aggressiven Krebserkrankungen des lymphatischen Systems spielt. T-Zell-Lymphome (Non-Hodgkin-Lymphom) sind selten, haben aber eine schlechte Prognose – es gibt kaum Behandlungsmöglichkeiten. Wenige Patienten bedeuten wenig Probenmaterial und kaum Möglichkeiten für klinische Studien. Doch hier spielt die Verankerung an der Vetmeduni ihre Vorteile aus. In Zusammenarbeit mit Pathologie und Katzenklinik wurde dieselbe STAT5B-Mutation in einem häufigen Darmtumor bei Katzen identifiziert. Wer in der komparativen Onkologie molekulare Mechanismen versteht, hat die Chance, neue Therapieoptionen für Felidae und Menschen auszuloten. Ein Ansatz wäre, das mutierte Protein durch neue Wirkstoffe zu blockieren oder hemmen. Heidi Neubauer beschäftigt sich mit den „Downstream-Effekten“ des mutierten Proteins. Im Idealfall lassen sich Folgewirkungen mit bereits für andere Krankheiten zugelassenen Wirkstoffen hemmen. Das würde die Therapieentwicklung beschleunigen. Geschlechtsspezifische Unterschiede könnten von großer Bedeutung sein Durch ihre neue Position als Assistenzprofessorin kann sie ihre Forschung noch unabhängiger vorantreiben und längerfristig planen. Künftig will sie auch geschlechtsspezifische Unterschiede in den Fokus nehmen: „Sowohl die Inzidenz von als auch die Mortalität durch Blutkrebserkrankungen unterscheiden sich häufig bei Männern und Frauen. Bisher wurde wenig geforscht, um diese Unterschiede wirklich zu verstehen. Diese Forschung kann uns auch Aussagen über die geschlechtsspezifische Immunität ermöglichen, denn Blutzellen sind ein wichtiger Teil der Immunabwehr. Wir glauben, dass wir neue wichtige Regulationsmechanismen gefunden haben.“ 2022 erhielt Heidi Neubauer vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) eine Projektförderung zur Unterstützung ihrer Forschung über myeloproliferative Neoplasmen. Neubauer wurde u.a. viermal mit dem „Young Scientist of the Year“ Award der Vetmeduni sowie mit dem Forschungspreis der Royal Adelaide Hospital Medical Staff Society und dem „David Walsh Prize“ der Australia and New Zealand Society for Cell and Developmental Biology ausgezeichnet. Sie ist u.a. Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO), der European Hematology Association (EHA) sowie der Australischen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (ASBMB). Die Kollegen des VETMED-Magazins haben Heidi Neubauer einige Fragen gestellt, die hier zusammengefasst wiedergegeben sind. Auf die Frage, wieso sie sich für eine Karriere in der Medizinischen Biochemie entschieden hat und was sie an der Krebsforschung am meisten interessiert, antwortet Neubauer: „Selbst als Bachelorstudentin wusste ich damals noch nicht wirklich, was ich beruflich machen wollte. Allerdings fand ich Biologie- und Chemiekurse schon immer interessant, und als ich die Gelegenheit erhielt, ein Laborpraktikum in Biochemie am Forschungsinstitut „Centre for Cancer Biology“ in Adelaide, Australien, zu absolvieren, war ich sofort begeistert. Mich fasziniert die Komplexität der Biochemie und wie zelluläre Moleküle perfekt zusammenarbeiten, um die Bausteine des Lebens zu schaffen. Ebenso komplex sind die Wege, wie diese Prozesse bei Krebserkrankungen gestört werden. Dies zu erforschen, um potenzielle neue Behandlungen gegen Krebs zu finden, ist sehr erfüllend.“ Außerdem hat Neubauer an dem Förderprogramm VetWoman der Vetmeduni Wien teilgenommen. Sie bezeichnet die Teilnahme an dem Programm als eine fantastische Erfahrung. Durch die verschiedenen Seminare, Coachings und Mentoring-Sitzungen, habe sie wertvolle Fähigkeiten in den Bereichen Führung und Management, Kommunikation sowie Networking erworben. Zudem sei sie nun gut mit ihren Mentoren und den anderen Teilnehmern vernetzt, was ihrer Karriere sehr zugute gekommen ist. Außerdem sagt Neubauer, dass es nicht immer einfach sei, die Balance zu finden als Wissenschaftlerin und Mutter. Für sie standen vor allem die Entwicklung starker Organisations- und Zeitmanagementfähigkeiten sowie der Aufbau eines Netzwerks im Mittelpunkt, um beide Aspekte erfolgreich zu bewältigen. Ihr Ratschlag darum: „Wir sollten nicht allzu anspruchsvoll mit uns selbst sein und nicht das Unmögliche erwarten.“ 2022 erhielt sie vom FWF (Österreichischer Wissenschaftsfonds) eine Projektförderung zur Unterstützung ihrer Forschung zu myeloproliferativen Neoplasien. Auf die Frage, was sich seit Projektbeginn getan habe, antwortet Neubauer: „Das ist ein spannendes Projekt, an dem derzeit zwei Doktoranden arbeiten. Wir haben ein neues Mausmodell entwickelt, um die Mechanismen dieser seltenen, aber unheilbaren Blutkrebserkrankungen besser zu verstehen. Unsere jüngsten Ergebnisse liefern neue Einblicke darüber, was einige der starken geschlechtsspezifischen Unterschiede verursacht, die bei der Inzidenz und Sterblichkeit der Patienten beobachtet werden.“
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