Krebsprävalenz in Europa: Studie liefert Daten nach Krankheitsdauer und Land

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Mit der vollständigen Krebsprävalenz in Europa im Jahr 2020 hat sich die EUROCARE-6-Arbeitsgruppe um Roberta De Angelis vom Istituto Superiore di Sanità in Rom, Italien, befasst. Denn Krebsüberlebende – alle Personen mit und nach einer Krebsdiagnose – sind eine wachsende Population mit unterschiedlichen Gesundheitsbedürfnissen, je nach Prognose und Zeit seit der Diagnose.

Das Ziel der aktuellen Studie: die vollständige sowie die zeitlich begrenzte Prävalenz nach Krebsart, Geschlecht und Alter für 29 europäische Länder und 27 Länder in der EU abzuschätzen, um evidenzbasierte Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität, Pflege und Rehabilitation von Krebspatienten im gesamten Krankheitsverlauf zu unterstützen. Dabei kam die „completeness index method“ zum Einsatz, die die die Schätzung einer zeitlich begrenzten Prävalenz über den längsten beobachteten Zeitraum hinaus ermöglicht.

Für ihre Untersuchung nutzten die Autoren Inzidenz- und Follow-up-Daten bis zum 01.01.2013 aus 61 Krebsregistern. Sie fokussierten sich auf 32 Krebsarten konzentriert, definiert gemäß der 3. Auflage der International Classification of Diseases for Oncology, und bei der Schätzung der Prävalenz wurde nur der 1. Primärtumor berücksichtigt.

Im Jahr 2020 waren in Europa schätzungsweise 23.711.000 (95%-KI 23.565.000–23.857.000) Menschen (5,0% der Bevölkerung) nach einer Krebsdiagnose noch am Leben, und 22.347.000 (95%-KI 22.210.000-22.483.000) in der EU27. Wie die Autoren berichten, handelte es sich bei den Krebsüberlebenden sich häufiger um Frauen (12.818.000; 95%-KI 12.720.000–12.917.000) als um Männer (10.892.000; 10.785.000–11.000.000).

Die 5 häufigsten Tumoren bei weiblichen Überlebenden waren Brustkrebs, Darmkrebs, Endometriumkarzinom, kutanes Melanom und Schilddrüsenkrebs (roher Prävalenzanteil von 2270/100.000 [95%-KI 2248–2292] bis 301/100.000 [95%-KI 297–305]). Prostata-, Darm- und Blasenkrebs, Melanom und Nierenkrebs waren die häufigsten Tumoren bei männlichen Überlebenden (von 1714/100.000 [95%-KI 1686–1741] bis 255/100.000 [95%-KI 249–260]).

Die Untersuchung förderte große Unterschiede in der Prävalenz zwischen den Ländern zutage (2- bis 10-fach je nach Krebsart), die mit der demografischen Struktur, der Inzidenz und den Überlebensmustern im Einklang standen. Zwischen 2010 und 2020 sei die Zahl der Prävalenzfälle um 3,5% pro Jahr gestiegen (41% insgesamt), was teilweise auf eine alternde Bevölkerung zurückzuführen sei, schildern De Angelis und ihre Kollegen. Im Jahr 2020 lebten schätzungsweise 14.850.000 (95%-KI 14.681.000–15.018.000) Menschen >5 Jahre nach der Diagnose und 9.099.000 (95%-KI 8.909.000–9.288.000) >10 Jahre danach, was einen wachsenden Anteil der Krebsüberlebenden darstellt.

Fazit
Die Ergebnisse seien auf Länderebene in Europa nützlich, um evidenzbasierte Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität, der Pflege und der Rehabilitation von Krebspatienten während des gesamten Krankheitsverlaufs zu unterstützen, resümieren die Schreibenden. (sf)

Autoren: De Angelis R et al.
Korrespondenz: Elena Demuru; [email protected]
Studie: Complete cancer prevalence in Europe in 2020 by disease duration and country (EUROCARE-6): a population-based study
Quelle: Lancet Oncol 2024;25(3):293–307.
Web: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(23)00646-0